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My Story - Streng geheim - Verrueckt nach Mark

Titel: My Story - Streng geheim - Verrueckt nach Mark
Autoren: Corina Bomann
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Prinzendebatte weitergehen wird, greife ich nach meinen Tüten und laufe zum Ausgang.
    Die Leute an der Station schauen mehrheitlich griesgrämig,
als ob die Aussteigenden Schuld an ihrem harten Tag hätten. Bines und Nicos Worte haben sich allerdings so sehr in meinem Kopf festgesetzt, dass ich automatisch Ausschau nach den Jungs halte. Bin ich wirklich zu wählerisch?
    Zwischen den Leuten in der U-Bahn-Station kann ich keine männliche Person unter zwanzig ausmachen, also drehe ich mich um und gehe zur Treppe. Ich höre, wie die U-Bahn losbraust, und will nach meinem Handy greifen - da merke ich es.
    Meine Tasche ist weg! Stehen gelassen in der U-Bahn! So ein Mist - ausgerechnet meine Lieblingstasche, die ich letzte Woche erst mit Aufnähern meiner japanischen Lieblingsrockband verziert habe!
    Vielleicht fällt es Bine und Nico auf und sie nehmen sie mit. Aber sicher streiten sie gerade weiter, wer das coolste Strandoutfit hat. So ein Mist! Ich kann sie nicht einmal anrufen und darum bitten, nach der Tasche zu schauen. Die Handynummern von den beiden habe ich natürlich nicht im Kopf.
    Ich renne die Treppe hinauf, flitze ein Stück über den Gehweg und biege dann in die Straße ein, die zu unserem Wohnblock führt. Dabei erwischt mich um ein Haar ein Motorroller. Das Gesicht des Fahrers ist unter einem Helm verborgen, aber ich meine trotzdem, ihn schimpfen zu hören. Egal, ich renne weiter. Ist ja nichts passiert.
    Nach ein paar Minuten taucht unser Block auf. Die Wohnungsbaugesellschaft, der er gehört, hat es für eine gute Idee gehalten, ein Bild an die Giebelseite zu malen. Es zeigt eine Abendlandschaft mit Meer, auf dem ein Boot langsam, aber sicher einer viel zu groß geratenen Sonne entgegengondelt. Meine Kunstlehrerin wäre sicher begeistert, doch ich halte es für Geschmacksverkalkung.

    Â»Na, Mädchen, wat rennste denn so?«, fragt Frau Jankowiak in ihrem breiten Berliner Akzent. Sie ist eine nette alte Frau, die immer über alles Bescheid weiß, weil sie sich nicht scheut, jeden anzusprechen und auszufragen. Wie immer um diese Zeit lehnt sie aus dem Fenster und beobachtet die Straße. Im Hintergrund dudelt ihr Fernseher, irgendeine Quizshow, die nicht mal sie interessiert. Die Farben, die der Fernseher durch die Wohnung wirft, wirken fast psychedelisch.
    Â»Tag, Frau Jankowiak!«, grüße ich sie, habe aber keine Lust, ihr zu erklären, was los ist. Ich stürme durch die Haustür und renne die Treppe rauf. Dabei trete ich fast auf den alten Kater von Frau Meier, der sich genau in dem Moment entschließt, um die Ecke zu biegen. Das gestreifte Fellbündel weicht fauchend zurück und flüchtet auf die Kokosmatte vor der Türschwelle.
    Als ich endlich unsere Tür erreiche, puste ich wie ein Walross nach einem Marathonlauf. Zum Glück habe ich meinen Schlüssel nicht in der Tasche, er hängt an einem pinkfarbenen Schlüsselband um meinen Hals. Ich ziehe ihn unter meinem Shirt hervor und versuche, ihn ins Schlüsselloch zu stecken. Meine Hände zittern so sehr, dass es mir zunächst nicht gelingt. Wenn mich meine Nachbarn so sähen, würden sie wahrscheinlich denken, dass ich einen Alcopop zu viel hatte. Dabei trinke ich gar nicht …
    Endlich gelingt es mir, die Tür aufzuschließen.
    Die Wohnung, die ich zusammen mit meiner Mutter bewohne, ist nicht besonders groß, dafür aber hübsch eingerichtet. Meine Mama hat künstlerisches Talent, das ich glücklicherweise von ihr geerbt habe. Sie würde es sogar schaffen, einen finsteren Kellerraum mit ihren Bildern und Dekos in eine coole Location zu verwandeln. Jetzt habe ich allerdings keinen Blick dafür.

    Ich renne in die Küche und schütte erst mal eine Dose Cola in mich hinein, denn mein Mund ist so trocken, als hätte ich Sandpapier gekaut. Dann gehe ich in mein Zimmer.
    Mama hat heute Tagdienst und wird gegen sechs zu Hause sein.
    Somit bleibt mir noch eine Stunde, um alles wieder in Ordnung zu bringen. Herrjemine!
    Ich versuche, Bine und Nico auf dem Handy zu erreichen, aber sie gehen nicht dran. Auch zu Hause sind sie noch nicht. Wahrscheinlich haben sie noch einen Abstecher zu dem Eisladen an ihrer Ecke gemacht und diskutieren darüber, warum enge Hosen so modern sind und wie man sie tragen kann, ohne wie das Nilpferd auf Bines Tüte auszusehen.
    Also versuche ich, mit dem Auspacken meiner Tüten die Zeit totzuschlagen.
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