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My Story - Streng geheim - Verrueckt nach Mark

Titel: My Story - Streng geheim - Verrueckt nach Mark
Autoren: Corina Bomann
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Normalerweise hätte mir das riesigen Spaß gemacht. Jetzt aber werfe ich die Klamotten - Karorock, Jeans, pinkes T-Shirt und weiße Sweatjacke - einfach über den Stuhl neben dem Bett und pfeffere die Zeichensachen auf den Schreibtisch.
    Einen Moment lang stehe ich etwas ratlos da und blicke dann auf meinen Wecker, der die Form eines Katzenkopfs hat. Wenn ich hier einfach nur rumsitze, vergeht die Zeit gar nicht. Also schnappe ich mir einen Zeichenblock und setze mich aufs Bett.
    Â 
    Eine geschlagene Stunde hocke ich wie eine angespannte Feder auf meiner blauroten Patchworkdecke und versuche, irgendwas Vernünftiges zu Papier zu bringen. Sonst habe ich beim Zeichnen immer Musik an, aber diesmal lasse ich sie aus, damit ich auch ja nicht das Klingeln des Telefons überhöre. Könnte ja sein, dass sich eine meiner Freundinnen von allein meldet, weil sie die Tasche gefunden hat.

    Der Manga, mit dem ich vor Kurzem begonnen habe, soll sich um einen Vampir namens Lucien drehen. Ein Porträt von ihm habe ich bereits fertig, jetzt versuche ich, kleine Szenen zu zeichnen. Bine und Nico habe ich das alles noch nicht gezeigt, weil ich genau weiß, was dann wieder abgeht. Ach so soll er aussehen! Sag doch gleich, dass du lieber einen Typen aus Pappe willst! Glaubst du wirklich, so einen wirst du in echt finden? Warum fragst du nicht mal, ob Pit (Peter) Seilfried mit dir ein Eis essen geht?
    Während ich die Stimmen von Bine und Nico fast kristallklar in meinem Kopf hören kann, werfe ich angenervt das Zeichenzeug weg. Das Telefon schweigt trotzdem hartnäckig. Als ich aufblicke, sehe ich, dass die Zeiger auf dem Katzenwecker nur um eine halbe Stunde weitergerückt sind. Mir ist es vorgekommen wie zwei oder drei Stunden, aber das ist wohl so, wenn man auf was wartet.
    Bine und Nico sind jetzt sicher schon zu Hause, also greife ich selbst zum Hörer. Zuerst wähle ich die Nummer von Bine, die ist die aufmerksamere von beiden. Beim dritten Klingeln hebt Bines Mutter ab.
    Â»Hallo, Frau Michel, hier ist Luna. Ist Bine schon wieder da?«
    Â»Ja, sie ist eben durch die Tür. Moment.«
    Ich höre, wie sie Bines Namen ruft und eine Antwort bekommt, die ich nicht verstehen kann. Wahrscheinlich muss sich Bine erst einmal einen Weg durch ihren Einkauf bahnen.
    Â»He, was ist denn los?«, fragt sie, als sie schließlich den Hörer übernimmt. Diese Worte lassen mich schon mal daran zweifeln, dass sie meinen Verlust mitbekommen hatte.
    Â»Ich hab meine Tasche in der U-Bahn vergessen. Hast du oder Nico sie mitgenommen?«

    Die Antwort ist keine Überraschung. »Deine Tasche ist weg? In der Bahn gelassen?«
    Also hat sie sie nicht. Und Nico wohl auch nicht, denn die beiden steigen an der gleichen Station aus.
    Â»Ja, in der Bahn gelassen, und ich dachte, dass ihr beide sie vielleicht...«
    Â»Nee, haben wir nicht«, kommt es vorsichtig von Bine zurück. »Auf dem Sitz hat sie jedenfalls nicht gestanden.«
    Stimmt, ich habe sie auf den Boden gestellt, zusammen mit den Tüten. Dabei muss mir der Gurt irgendwie aus der Hand geglitten sein, und als ich die Tüten geschnappt habe, blieb die Tasche da, wo sie war.
    Als sie mein bedrücktes Schweigen bemerkt, fügt Bine schnell hinzu: »Du kannst doch noch mal losfahren und versuchen, denselben Zug zu erwischen!«
    Gute Idee, aber leider nicht durchführbar. Von der Treppe her ertönen Schritte, gefolgt von Schlüsselgeklimper. Das kann nur meine Mama sein!
    Â»Ich muss Schluss machen«, sage ich also Bine, die jetzt sicher dreinschaut, als hätte der Blitz in ihren Blumenkasten eingeschlagen. »Wir reden morgen früh weiter!«
    Â»Okay, bis morgen!«, höre ich sie noch sagen, dann lege ich auf.
    Mama hat einen Pizzakarton unter dem Arm (die extra große von Bertis Pizza!) und sieht mich ein wenig verwundert an, als ich vor ihr an der Tür stehe.
    Â»Du hast Ohren wie eine Fledermaus!«, sagt sie und drückt mir lächelnd einen Kuss auf die Wange. »Wie war das Shoppen?«
    Â»Bestens!«, antworte ich, und das stimmt ja auch größtenteils. Ich habe bekommen, was ich wollte, und ich habe wirklich Spaß gehabt. Bis ich meine Tasche vergessen habe.

    Eigentlich habe ich keinen Grund, es meiner Mutter nicht zu beichten, aber unter ihrem Lächeln sehe ich die Erschöpfung in ihrem Gesicht. Wahrscheinlich hatte sie einen harten Tag und freut sich jetzt auf einen
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