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My Story - Streng geheim - Sechs Kuesse für Lulu

Titel: My Story - Streng geheim - Sechs Kuesse für Lulu
Autoren: Lara Anders
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vielleicht einfach mit der Wahrheit versuchen sollte …
    Also, ich trank nur auf Partys (aber nicht so viel wie Bitchie), ich rauchte nur, wenn Bitchie mir eine Kippe schenkte, und ich stand in der U-Bahn nur auf, wenn die Gefahr zu groß war, dass der Typ mit dem Gipsbein sonst in der nächsten Kurve auf mich kippen würde. Aber ich hatte wirklich schon mal einer alten Frau über die Straße geholfen (meiner Oma!). Und ich war wirklich noch nie beim Pferderennen gewesen (weil es bei uns keine Pferderennbahn gab). Von den Nachbarn grüßte ich nur die, die mich auch grüßten. Wenn meine Eltern mir was sagten, überlegte ich erst mal, ob es Sinn machte (es war erschreckend, wie oft es keinen machte!). Und Lehrern musste man widersprechen, sonst würden sie jeden Bezug zur Realität verlieren, und wenn Rasenflächen nicht zum Rüberlatschen da waren, wusste ich echt nicht, wozu dann. Aus dem gleichen Grund rutschte ich auch gerne Treppengeländer runter, lehnte mich aus offenen Fenstern und hörte so laut Musik, dass die Nachbarn ihre eigene Stereoanlage genauso gut gleich verkaufen könnten.
    Blieb noch mein Verhältnis zur Männerwelt. Zugegeben, mit Ausnahme von meinem Vater und Moritz gab es das bislang eigentlich noch gar nicht, weil ich Männer so ganz im Allgemeinen erst mal für äußerst fragwürdige Subjekte hielt. Von denen die meisten nur dazu taugten, dass man sie sorgfältig trocknete, auf Nadeln spießte, kleine Schildchen mit näheren Angaben zu Herkunft und Lebensgewohnheiten drunterklebte, das Ganze in eine Kiste mit Glasdeckel packte und dem nächsten Museum schenkte. Als warnendes Anschauungsmaterial sozusagen, für kommende Generationen. Wobei ich insbesondere solche Anzugtypen meinte, die mit Aktenkoffer in der Hand und Handy am Ohr die Städte unsicher machten. Und wenn sie aussahen wie Dieter Bohlen, gehörten sie erst recht getrocknet und aufgespießt. Ich meine, Dieter Bohlen war doch genau die Sorte von Typ, die dir ein Himbeerbonbon verspricht, wenn er dir dafür mal seine Sammlung von Spielzeugautos zeigen darf. Ich mochte aber keine Himbeerbonbons! Und Spielzeugautos konnte ich mir auch bei Moritz angucken.
    Das Problem war nur, dass Dieter Bohlen wahrscheinlich auch mal so klein gewesen war wie Moritz. Und vielleicht hatte er sogar eine große Schwester, die immer gehofft hatte, dass er im Laufe der Zeit doch noch so was wie Grips entwickeln würde. Aber daraus war ja dann leider nichts geworden. Was mir, ehrlich gesagt, zunehmend Sorgen machte. Auf Moritz bezogen, meine ich. Dass der vielleicht auch später mit einem leeren Loch rumrennen würde, wo ursprünglich vom lieben Gott mal das Hirn geplant war. Aber fatalerweise stand zu befürchten, dass das mit dem leeren Loch nicht nur für Männer galt. Ich brauchte mir ja eigentlich nur meine besten Freundinnen anzugucken …
    Mit anderen Worten: Wenn ich mir so das Gros meiner Mitmenschen anschaute, dann war ich doch im Grunde genommen eine positive AUSNAHME! Und ich konnte nur hoffen, dass Alex das ähnlich sehen würde. Auch wenn ich eindeutig zu kurze Beine hatte und vielleicht ein bisschen bleich im Gesicht war. Aber Aussehen war ja doch hoffentlich nicht alles. Wie gesagt, meine sogenannten besten Freundinnen taugten da zweifellos als Beweis:
    1. Birdie sah nicht schlecht aus.
    2. Bitchie sah besser aus.
    3. Angel sah am besten aus.
    4. Aber wenn ich mir vorstellte, dass ich Angel wäre, war ich doch lieber ich!
    Gerade als ich mit meinen Gedanken so weit war, klingelte das Telefon. Und Moritz ging ran. Ich hörte, wie er sich meldete.
    Â»Hier ist Klein-Flocke, der niedliche Eisbär. Was gibt’s?«
    Ich hoffte nur, dass nicht ausgerechnet meine Oma dran war. Die sich sonst garantiert gleich wieder Gedanken um den Geisteszustand meines kleinen Bruders machen würde. Was allerdings in der Tat völlig berechtigt gewesen wäre.
    Â»Willst du nicht zu mir kommen und Stöckchen werfen für mich?«, quasselte Moritz weiter. Dann wurde seine Stimme plötzlich weinerlich. »Ich bin so allein, weißt du? Keiner spielt mit mir. Und der Tierpfleger ist voll fies. Deshalb habe ich ihn auch schon aufgefressen. Es ist nur noch eine Hand übrig und ein kleines Stückchen vom Bein, und jetzt kann ich auch nicht mehr mit meinem Tierpfleger spielen. Kannst du nicht kommen und den Tierpfleger wieder heile machen?«
    Pause.
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