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My Story - Streng geheim - Sechs Kuesse für Lulu

Titel: My Story - Streng geheim - Sechs Kuesse für Lulu
Autoren: Lara Anders
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zog sie Arm in Arm mit Angel los und Bitchie und ich latschten hinterher. Und natürlich waren wir zu spät. Wir hatten nur Glück, dass der Unterricht noch nicht richtig angefangen hatte, weil Hendrik offensichtlich Susis Hand in der Tür eingeklemmt hatte und Susi wie am Spieß schrie, obwohl die Hand ja noch dran war, und Hendrik sich auch entschuldigt hat und selber fast am Heulen war. Aber es war trotzdem das totale Chaos, und der Englischlehrer blickte überhaupt nicht mehr durch, vor allem als Susi dann mit den Fäusten auf Jan-Phillip losging, nur weil der ganz leise gesagt hatte, dass sie sich nicht so anstellen sollte.
    Â»Ich stell mich nicht an!«, schrie Susie. »Ich hätte fast die Hand verloren! Und er hat es voll mit Absicht gemacht, weil er mich nicht abkann, und du hilfst ihm auch noch, du Arsch...«
    Und immer so weiter, wie gesagt, das totale Chaos eben.
    Wir setzten uns also nur schnell hin und taten so, als wären wir die ganze Zeit schon da gewesen. Und irgendwann schluchzte dann Susi nur noch leise, und der Englischlehrer fing an, irgendwelche Arbeitsblätter zu verteilen.
    Aber ich scheiterte schon an der ersten Aufgabe: Personenbeschreibung! »Give a short description of your brother or your sister or your best friend«, stand auf dem Zettel. Schon klar, worum es ging. Ich sollte irgendwie aufschreiben, dass mein kleiner Bruder rote Haare hat, jede Menge Sommersprossen im Gesicht und meistens eine Rotznase, aus der ihm der Schnodder läuft, den er dann mit der Zunge abschleckt. Das Problem war nur, dass ich nicht wusste, was »Rotznase« auf Englisch heißt. Und das Wort für »Schnodder« kannte ich auch nicht. Weshalb ich kurz überlegte, ob ich vielleicht einfach behaupten sollte, dass ich gar keinen Bruder hätte. »I haven’t got a brother«, oder so was in der Art. »And I haven’t got a sister and no friends at all.« Fertig. Aber dann dachte ich, dass ich ja vielleicht wenigstens so tun könnte, als hätte ich mir wirklich Mühe gegeben. Also schrieb ich: »I have a little brother, who is an icebear. And I’m afraid all of my friends are icebears too.« Und dann wusste ich erst mal nicht weiter.
    Neben mir reihte Bitchie eifrig Satz an Satz. Aber sie hat ja auch vier Geschwister! Birdie schien ebenfalls genug einzufallen, was sie schreiben konnte, nur Angel saß ein bisschen verloren an ihrem Platz und starrte auf ihre weiße Thermoskanne. Bis sie plötzlich einen Filzstift rausholte und drei schwarze Punkte auf das Weiß malte …
    Â»If you want to know how my little brother looks like«, schrieb ich, von Angel inspiriert, weiter, »you only have to look at an icebear. Icebears are just white with three black spots in their faces. Two spots are their eyes and the third spot is the mouth.«
    Nächste Aufgabe.
    Â»What is your favourite animal, and why?«
    Â»My favourite animal is an icebear. Because my little brother is an icebear and my best friends are icebears«, schrieb ich. »And I love my little brother and my friends.« Plötzlich ging es ganz leicht. Und auch auf die dritte Frage wusste ich eine Antwort.
    Â»What will you become when you have finished school?«
    Â»An icebear. Because it has always been my dream to become an icebear.«
    Zufrieden schrieb ich meinen Namen auf das Blatt und hoffte nur, dass der Englischlehrer auch auf Flocke steht. Denn dann würde er mir vor lauter Begeisterung wahrscheinlich glatt 15 Punkte geben!
    Ich meine, machen wir uns doch nichts vor. In der Schule wollen sie doch sowieso immer nur das hören, was sie selber gut finden. Und der kleine Schlenker mit meinem über alles geliebten Bruder war demzufolge nahezu genial! Aber dann kam mir das Ganze irgendwie doch zu blöd vor. Also strich ich die letzte Antwort wieder durch und antwortete auf die Frage nach meinem zukünftigen Beruf: »An icebear hunter!« Einfach so, ohne irgendeine Erklärung. Sollte der Englischlehrer ruhig ein bisschen was zum Nachdenken haben!
    Zu den übrigen Fragen kam ich nicht mehr. Weil die Stunde zu Ende war und wir dann Mathe hatten. Wo aber nichts weiter passierte, was sich zu erwähnen lohnen würde.
    Â 
    In der großen Pause verzogen wir uns wie üblich in die Ecke hinter der Turnhalle. Birdie wedelte mit ihrem Schlüsselanhänger rum, und Angel jammerte, dass die Augen auf der Thermoskanne nicht gelungen wären.
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