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My Story - Streng geheim - Sechs Kuesse für Lulu

Titel: My Story - Streng geheim - Sechs Kuesse für Lulu
Autoren: Lara Anders
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sollte noch schlimmer kommen. Auf der Rückseite der Kakaotüte war nämlich ein Preisrätsel abgedruckt:
    WIE HEISST EISBÄR FLOCKE MIT NAMEN?
    A) WOLKE
    B) SOCKE
    C) FLOCKE
    Was mich für einen kurzen Moment überlegen ließ, ob ich meinem kleinen Bruder vielleicht unrecht getan hatte. Offensichtlich waren ja nicht nur Achtjährige ein bisschen weich in der Birne! Ich meine, noch doofer ging es ja wohl kaum. Und der Gewinn sollte tatsächlich ein Tag im Eisbärkäfig von Flocke sein! Oder so ähnlich jedenfalls, ich konnte den Text nicht ganz zu Ende lesen, weil ich schon den Bus um die Ecke biegen sah. Ich bezahlte also schnell und spurtete zurück zur Haltestelle. Und ausnahmsweise machte der Busfahrer mir mal nicht die Tür direkt vor meiner Nase zu, sondern wartete tatsächlich, bis ich eingestiegen war.
    Ganz hinten auf der Rückbank saß Angel. Ich hatte mich gerade erst neben sie gepflanzt, da holte sie auch schon ihre Thermoskanne aus dem Rucksack, um sie mir stolz zu präsentieren.
    Â»Und?«, fragte sie, »wie findest du es? Sieht doch cool aus, oder?«
    Erst kapierte ich überhaupt nicht, was sie meinte. Ich sah nur, dass die Tigerstreifen verschwunden waren und die Thermoskanne einfach weiß gestrichen war.
    Â»Hä?«, machte ich. »Und was soll das?«
    Â»Woran erinnert es dich denn?«, fragte Angel (und klang eindeutig ein bisschen beleidigt, dass ich nicht gleich irgendwelche verzückten Schreie ausgestoßen hatte).
    Â»Keine Ahnung«, sagte ich. »An eine Flasche, die irgendjemand weiß angestrichen hat...«
    Â»Und mehr fällt dir dazu nicht ein? Liest du eigentlich keine Zeitung und hörst auch kein Radio, oder was?«
    Â»Ah, du meinst, wegen Dieter Bohlen!«, wagte ich mich auf gut Glück an eine Interpretation. »Also weil der so ziemlich die größte Flasche ist, die frei rumläuft, und so langweilig wie eine weiß angepinselte Thermoskanne von IKEA, meinst du das? - Stimmt nicht?«, fragte ich vorsichtig, als ich Angels Gesicht sah. »Okay, also nicht Dieter Bohlen. Was dann?«
    Â»Vielleicht muss ich doch noch drei schwarze Punkte draufmalen«, überlegte Angel und starrte leicht verzweifelt auf ihre Thermoskanne. »Aber ich dachte, es reicht auch schon so...«
    Â»Drei schwarze Punkte?«, wiederholte ich ratlos. »Logisch, das müsste es bringen.«
    Â»Mann«, regte sich Angel auf, »einen für die Schnauze und zwei für die Augen. Aber Augen sind immer so schwierig. Kannst du mir vielleicht die Augen malen?«
    Â»Oh Gott, hilf und schick Hirn vom Himmel!«, stammelte ich, weil mir plötzlich klar wurde, wovon Angel redete. »Du also auch, Angel!«
    Â»Hä?«, machte Angel. »Was soll das denn jetzt?«
    Meine Anspielung auf den Mord an Cäsar und sein letztes geröcheltes »Du auch, Brutus« hatte sie natürlich gar nicht mitgekriegt, obwohl wir Cäsars Anfang und sein Ende in der Schule bis zum Erbrechen durchgekaut hatten. Aber bei Angel war mit feinen Anspielungen ohnehin nicht viel zu machen. Also fragte ich nur zurück: »Du redest von Flocke, stimmt’s?«
    Â»Natürlich rede ich von Flocke, von wem sonst? Hast du die Bilder heute Morgen in der Zeitung gesehen? Ist sie nicht süß?«
    Â»Wieso sie?« Jetzt war ich es, die deutlich ins Schleudern kam. »Ich denke, Flocke ist ein Kerl...«
    Â»Nein, Flocke ist ein kleines Mädchen! Mann, wo lebst du denn, wusstest du das etwa nicht? Und sie ist doch voll süß, irgendwie wie ein Mensch, findest du nicht?«
    Angel war hin und weg.
    Â»Klar«, nickte ich, weil man Leuten in ihrem Zustand ja möglichst nicht widersprechen soll. »Und was er schon alles kann, äh, sie, meine ich natürlich. Sie kann die Zunge rausstrecken und mit kleinen Stöckchen spielen und...«
    Â»Genau! Und schwimmen kann sie auch schon! Und Kopfsprung ins Wasser und so was!«
    Â»Nur das T-Shirt von ihrem Tierpfleger mochte sie nicht«, ergänzte ich, »ist ja eigentlich klar, wahrscheinlich hatte sie einfach keinen Hunger mehr! Ich meine, sie hatte ja schon den Tierpfleger gefressen, mit Stiefeln und allem, und ich glaube, so ein Paar Tierpflegerstiefel zum Frühstück können einem ganz schön schwer im Magen liegen...«
    Â»Wie meinst du das denn jetzt?«, fragte Angel und guckte mich argwöhnisch von der Seite an. »Was laberst du
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