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Mutter der Monster

Mutter der Monster

Titel: Mutter der Monster
Autoren: Cameron Dokey
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Sie schwankte, und der Griff um ihren Arm verstärkte sich und bewahrte sie vor einem Sturz.
    »Hier ist sie, Mama.«

    19

    Kaum hatte Webster das gesagt, entspannte sich Big Mamas Gesicht. Die Haut auf ihrer Stirn glättete sich. Ihre Augen nahmen wieder ihre normale fahlblaue Farbe an.
    Heidi musste sich anstrengen, um das Zittern ihrer Knie zu unterdrücken. Ich weiß, was ihr seid, dachte sie. Ihr seid Monster.
    Die Art, von der ihre Mutter behauptet hatte, dass sie nicht existierte, obwohl Heidi immer davon überzeugt gewesen war, dass es sie doch gab.
    Sieht so aus, als hätte ich in diesem Punkt Recht gehabt, Mama.
    Und weil sie Recht hatte, wusste Heide, dass dies nur auf eine Weise enden konnte. Auf eine Weise, die sie die ganze Zeit geahnt hatte.
    Sie würde sterben.
    Sie hoffte, dass es schnell geschehen würde. Und dass sie tot sein würde, bevor sie das taten, was in Heidis Ohren wie die Einnahme eines Mitternachtssnacks klang. Von allen Freaks in Sunnydale war sie ausgerechnet denen über den Weg gelaufen, die enge persönliche Freunde von Hannibal Lecter waren.
    Heidi stand reglos da, während Big Mama sie wie ein Haifisch umkreiste und dabei mit den Stöckelschuhen auf den kalten weißen Marmor klapperte.
    »Schrecklich«, murmelte Mama, während sie Heidis Jeans und Lederjacke begutachtete. »Absolut entsetzlich. Ihr habt eine gute Wahl getroffen, Jungs. Die hier ist wirklich nur für eins geeignet.« Sie trat näher. Webster ließ Heidi los und wich zurück. Heidi spürte, wie ihre Knie nachgaben.
    »Komm mit mir, meine Liebe«, sagte Big Mama und hakte sich bei Heidi ein, bevor diese umfallen konnte. Heidi zuckte zusammen. Big Mama mochte ja wie ein Marshmallow in einem rosa Zelt mit Blümchenmuster aussehen, aber sie hatte einen Griff wie eine Stahlklammer.
    »Ich möchte dir etwas zeigen.«

    20

    Big Mama drehte sie herum und zog sie durch den Raum.
    Heidi stellte zufrieden fest, dass ihre Schuhe dabei hässliche dunkle Streifen auf dem sauberen weißen Boden hinterließen.
    »Das sind die Vorfahren meiner Jungs«, erklärte Big Mama und deutete auf die Wand, an der eine Reihe von Gemälden hingen. Porträts.
    Deshalb hat mich dieser Ort an ein Kunstmuseum erinnert, erkannte Heidi. Weil es eine Gemäldegalerie ist.
    Jedes Bild wurde von zwei altmodischen Messingleuchten erhellt, von denen eine oben und die andere unten angebracht war. Sie gaben den Porträts ein fremdartiges, unirdisches Aussehen. Als würden ihre Augen einem folgen, wenn man sich durchs Zimmer bewegte. Sie erinnerten Heidi an etwas.
    An was noch gleich?
    Streng aussehende Männer in Überziehern und glänzenden schwarzen Stiefeln standen neben müde dreinblickenden Frauen in langen Kleidern und drapierten Schals. Ernste Kinder mit langen Locken trugen weiße Rüschenhemden und Schnürstiefel, sodass Heidi nicht erkennen konnte, ob es Mädchen oder Jungen waren.
    »Meine Jungs entstammen einem stolzen Geschlecht, einer langen Linie wahrer Ladys und Gentlemen«, fuhr Big Mama fort. »Dieser Mann dort drüben« – sie zeigte auf das Porträt eines Mannes, der neben einem großen schwarzen Pferd stand
    – »war einer der Gründerväter des Commonwealth of Virginia.
    Und das...«
    Sie zerrte Heidi vor das größte Porträt in der gesamten Galerie, ein Mann in der grauen Uniform eines konföderierten Offiziers.
    »Das ist der Vater meiner Jungs«, sagte Big Mama, und der Stolz in ihrer Stimme ließ sie tatsächlich warm klingen.
    »Jungs«, flötete sie, »kommt her und stellt euch neben das Porträt eures Vaters.«

    21

    Webster und Percy gehorchten und stellten sich rechts und links neben das Bildnis ihres Vaters. Sie sahen wie junge Hunde aus, die unbedingt gefallen wollten. Junge Mutantenhunde, die nur darauf warten, mich zu fressen. Heidi spürte, wie sich ihr der Magen umdrehte.
    »Mein Gatte war der großartigste Mann, der je gelebt hat«, sagte Big Mama. »Und ich habe meine Jungs nach seinem Vorbild zu wahren Gentlemen erzogen. Als es meinen Gatten auf tragische Weise in der Blüte seiner Jahre dahinraffte, kannte ich meine Pflicht: meine Babys zu beschützen. Immer bei ihnen zu sein.«
    Heidi spürte Big Mamas Blick auf sich ruhen. Die Mutter der beiden Prachtkerle erwartete offenbar, dass sie etwas sagte.
    Heidi holte tief Luft und bedachte ihre Optionen.
    Ihr rechter Arm war gebrochen. Ihr linker Arm war in Mamas festem Griff. Überall um sie herum waren Monster.
    Heidi wusste, dass sie diesen Ort niemals lebend
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