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Mutter der Monster

Mutter der Monster

Titel: Mutter der Monster
Autoren: Cameron Dokey
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Schritte hart besohlter Schuhe auf dem Bürgersteig. Einen Moment später beugten sich zwei gelbe Augenpaare über sie und funkelten sie an. Durch die Schleier vor ihren Augen konnte Heidi erkennen, dass sie bei ihrer ersten Begegnung drüben beim Bronze Recht gehabt hatte.
    Diese Kerle waren die hässlichsten Vögel, die sie in ihrem ganzen Leben gesehen hatte. Und die Furcht erregendsten.
    Aber das würde sie ihnen natürlich nicht zeigen. Lieber würde sie sterben. Was vermutlich auch passieren würde.
    Sie holte keuchend Luft und räusperte sich, um ihre zugeschnürte Kehle frei zu machen. Heidi Lindstrom würde nicht wie ein Waschlappen sterben.
    »Das ist mal ein schlimmer Fall von Gelbsucht.«
    Der rechte Kerl stemmte die Arme in die Hüften, ganz so, wie es Heidis Mutter tat, wenn sie über irgendetwas verärgert war. Heidi biss sich hart auf die Zunge. Nichts an dieser Situation war auch nur im Mindesten komisch. Warum verspürte sie dann diesen unwiderstehlichen Drang, laut zu lachen?
    Schock, dachte sie wieder. Und sah über sich die gelben Augen flackern, während tief in ihrem Bauch das Zittern begann. Kalt. Ihr war schrecklich kalt.
    »Nun, das war’s«, sagte einer der Kerle mit einem starken Südstaatenakzent. »Es gibt keinen Grund, unhöflich zu sein.
    Wir haben die Jagd auf faire, anständige Weise gewonnen. Es ist nicht unsere Schuld, dass du gestürzt bist.«

    12

    Er wandte die Augen von Heidi ab und warf dem Typ an seiner Seite einen kurzen Blick zu, als wollte er sich seiner Unterstützung versichern. »Nicht wahr, Webster?«, fuhr er fort.
    »Ja, Percy«, antwortete Gelbauge prompt.
    Der Ja-Sager, dachte Heidi.
    »Es ist eindeutig nicht unsere Schuld«, fügte er ernst hinzu.
    »Ganz gewiss nicht.«
    Heidi gab den Kampf auf und lachte schnaubend. Die beiden klangen, als wären sie einem längst vergessenen Cartoon entstiegen.
    »Was ist mit ihr los, Percy?«, fragte Webster besorgt und beugte sich dann nach unten, um besser sehen zu können.
    Percy schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht, Webster«, erwiderte er. »Ich weiß es einfach nicht. Es ist ein Rätsel, so viel steht fest.«
    »Du glaubst doch nicht, dass sie etwas Ansteckendes hat, oder?«, fragte Webster. Er klang ehrlich bestürzt. Abrupt richtete er sich auf, als würde ihn dies außer Reichweite der Keime bringen.
    »Webster«, sagte Percy.
    »Was?«
    »Gib dich nicht dümmer als du bist.«
    Webster schürzte die Lippen. »Du sollst nicht so mit mir reden«, meinte er beleidigt. »Mama mag das nicht. Sie hat dir gesagt, du sollst das nicht tun.«
    Heidi wollte erneut lachen, stellte aber fest, dass sie es nicht konnte. Sie schien die Kontrolle über ihren Körper verloren zu haben. Sie konnte nur nach oben schauen und die beiden Kerle anstarren, die sich über sie beugten und mit ihren weißen Hemden den Blick auf den dunklen Nachthimmel versperrten.
    Da sie außer Starren nichts tun konnte, bemerkte Heidi jetzt, dass das Gelbauge zu ihrer Linken, der Typ namens Webster, eine marineblaue Krawatte trug. Percys Krawatte war dunkelbraun. Ansonsten ähnelten sie sich wie ein Ei dem 13

    anderen. Die knallharte Heidi Lindstrom war von zwei Cartoon-Zwillingspoppern aus der Hölle zur Strecke gebracht worden.
    Wie peinlich.
    Percy beugte sich näher zu ihr, als wollte er ihr etwas anvertrauen. »Du warst bis jetzt die Beste«, erklärte er. »Du hast mindestens zehn Blocks länger durchgehalten, als ich dachte. Das ist doppelt so lang wie unser letztes Opfer, nicht wahr, Webster?«
    Die Erinnerung an die überaus spannende Jagd brachte Webster zum Strahlen.
    »Du hast völlig Recht, Percy«, bestätigte er.
    Heidi hatte das Gefühl, als würde sie schweben. Sie fror auch nicht mehr. Sie konnte sich nicht erinnern, warum sie solche Angst gehabt hatte. Diese Kerle würden ihr nichts tun. Sie hatten sie nur durch die halbe Stadt gejagt, um sie zu Tode zu langweilen.
    Es störte sie nicht einmal, dass sich Percy neben sie kniete.
    Er griff nach ihrem Kopf und drehte ihn von einer Seite zur anderen.
    »Sie sieht absolut perfekt aus«, bemerkte er. »So... so...«
    Percy schienen die Worte zu fehlen. Webster nutzte diesen Moment, um eine imaginäre Glühbirne über seinem Kopf aufleuchten zu lassen.
    »So... heruntergekommen«, warf er hilfsbereit ein.
    »Heruntergekommen!«, wiederholte Percy entzückt.
    »Heruntergekommen, ja. Ich denke, das trifft es.«
    »Mutter wird begeistert sein«, fügte Webster hinzu. »Das ist exakt die Sorte
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