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Mum@work: Roman

Mum@work: Roman

Titel: Mum@work: Roman
Autoren: Elke Ahlswede
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Imageschaden groß.
    Attention Technik: Es handelt sich angeblich um folgende Probleme:
    Funktion 34.1-A- Error 735
    Grandios, jetzt denken alle, ich wüsste tatsächlich, worum es hier geht.
    Funktion 53.2-B - Error 422
    Funktion 88.3 - Error 707b
    Funktion 11.5-Error 891
    Funktion 01.0 - Error 1
    Das scheint mir irgendwie fundamental zu sein.
    Funktion 04.0 - Error 371-818
    Bitte um unverzügliche Klärung.
    Ein bisschen Druck, auch immer gut.
     
    Katharina Stein
    Head of German PR
    Doppelt hält besser.

5. Kapitel
    »Einen Moment noch, Frau Stein, Mareike ist noch in ihrer Schach-AG«, sagt Kindergartenleiterin Helene Martens.
    Und ich bin ausnahmsweise mal nicht zu spät gekommen. In diesem Sinn ein sehr erfolgreicher Tag. Immerhin.
    Mit Max auf dem Arm stehe ich jetzt allerdings ziemlich überflüssig in Meikis Kindergartengruppe herum. Manchmal ist zu spät eben doch besser. Kein Kind in Sicht, die müssen alle in ihren AGs sein. Mangels Alternativen schaue ich mir die Wände an, die gepflastert sind mit bunten Plakaten. Aber es sind weder kleine Bärchen noch Entchen in Sicht, auch Prinzessin Lillifee und Sponge Bob müssen eine längere Auszeit genommen haben. Dafür entdecke ich ein Plakat mit dem Alphabet und pro Buchstabe jeweils ein Wort (»A wie Astronomie«, klar, Apfel kennt hier offenbar schon jeder), ein Plakat mit dem großen Einmaleins, auch künstlerisch sehr gelungene chinesische Schriftzeichen, das Periodensystem der Elemente (waren das schon immer so viele?) und schließlich Porträts von Albert Einstein, Marie Curie, Wolfgang Amadeus Mozart, Clara Schumann, Leonardo da Vinci und Virginia Woolf. Genie nach Proporz. Bloß nicht zweifeln, Meiki wird hier schon richtig sein.
    Frau Martens holt jetzt einen Ordner hervor, der sich an der Dicke gemessen im Regal meines Sachbearbeiters im Finanzamt Blankenese auch ganz gut machen würde. Auf dem grünen Ordnerdeckel steht in riesigen Buchstaben »PROJEKTWOCHE«.
    Erwischt.
    »Bei der Gelegenheit, Frau Stein, haben Sie sich schon Gedanken über Mareikes Beitrag zur Projektwoche gemacht?« Gedanken schon, aber keinen Ordner voll.
    »Ja, durchaus, ich dachte, Meiki könnte vielleicht, also wir arbeiten schon an einem Fuchskostüm und dachten ...«
    Max fängt an zu zappeln, ich muss ihn leider freilassen. Zielstrebig rutscht er auf den halb geöffneten Schrank zu, vor dem Helene den Ordner wälzt.
    »Wissen Sie, Frau Stein, uns läuft die Zeit etwas davon, schließlich wollen wir ja bis zur Schließungszeit alles zusammenhaben.« Die Schließungszeit, schlechtes Thema.
    Max hat jetzt Gefallen an den Reagenzgläsern gefunden, die mit blauen, lilafarbenen und roten Flüssigkeiten gefüllt - aber glücklicherweise auch mit Korken verschlossen sind.
    »Die Projektwoche ist ja schon gleich zu Beginn des neuen Kindergartenjahres.«
    »Ja, ich weiß, und das Projektwochenfest Mitte September.«
    Wie auch Tobias' Fachbereichsratssitzung mit dem Herrn Uni-Präsidenten persönlich. Beim Kindergartenfest werde ich also allein das Vergnügen haben.
    »Wir zählen sehr auf den Einsatz der Eltern, damit es ein rundherum gelungenes Fest wird. Die Projektwoche steht ja unter dem Motto >Nachhaltige Entwicklung - schützenswerte Ökosysteme am Beispiel des heimischen Waldes<. Beim Abschlussfest sollen die Kinder dann bekanntlich den Wald darstellen.«
    »Ja, ich weiß. Deshalb arbeiten wir, wie gesagt, auch schon an einem Fuchskostüm für Mareike. Wäre doch sehr passend für die Schlauen Füchse, oder?«
    Frau Doktor Erzieherin legt ihre Stirn in noch mehr als die ohnehin schon vorhandenen Falten und blickt mich über ihre knallrot gerahmte Lesebrille hinweg an. Das war wohl nicht die schlauste Antwort, Kathi!
    »Nun, das ist natürlich eine ganz niedliche Idee ...« Niedlich?
    »... aber wir wollen das Projekt doch intellektuell-wissenschaftlich durchaus etwas unterfüttern.«
    Max hat jetzt das Reagenzglas mit der roten Flüssigkeit in der linken, das mit der blauen in der rechten Hand - und schüttelt. Talent zum Barkeeper.
    »Ah, ich verstehe. Kein Problem. Was sollen wir machen?« »Ja, zu vergeben ist eigentlich nur noch das Referat über Lumbicus terrestris und Eisenia foetida.«
    ?
    »Regenwürmer, lateinisch Lumbricidae«, entgegnet Professor Martens mit sichtlicher Genugtuung auf mein Schweigen. »Genauer: der gemeine Regenwurm oder auch Tauwurm sowie der Kompostwurm -die beiden in Deutschland am meisten verbreiteten Arten.«
    Wehmütige Erinnerungen an
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