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Mum@work: Roman

Mum@work: Roman

Titel: Mum@work: Roman
Autoren: Elke Ahlswede
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oder den Vater! - daran erinnern soll, dass Baby demnächst mal wieder ein paar Kalorien braucht.«
    »So etwas könnte ich auch gebrauchen, hihi.«
    »Nicht lustig.«
    »Nein, nein, war ganz ernst gemeint.«
    Tatsächlich ist Tobias dazu in der Lage, über seinen Büchern zu vergessen, in die Mensa zu gehen. Ist mir in zehn Semestern nie passiert. Dabei braucht er die Kalorienzufuhr mindestens so dringend wie ein Säugling, da er sonst schlicht irgendwann umfällt. Guter Futterverwerter, heißt das wohl. Ich bin eher das Gegenteil, und mit meiner nur mäßig kontrollierten Schokoladensucht ist das eine eher ungünstige Kombination. Ich werfe mir eine Hand voll Erdnussflips in den Mund. Immerhin keine Schokolade.
    »Na ja, jedenfalls musste ich der Sache nachgehen.«
    »Und, weißt du schon, ob da was dran ist?«
    »Ja, die ersten Recherchen haben ergeben, dass es diese Probleme wirklich gibt.«
    »Und die sind bisher nur diesem Clemens aufgefallen?«
    »Nein, wohl nicht, aber die Technik-Hotline ist einfach noch nicht in Betrieb.«
    »Und das heißt?«
    »Das heißt, dass wenn es Probleme gibt, können die MAMA.Com-Nutzer nur den Kundendienst anrufen. Und der ist ziemlich langsam. Damit sinkt natürlich die Zahl der bearbeiteten Probleme. Für die Statistik ist das prima. Ich kann dann in meiner Stellungnahme sagen, dass es bei der fantastischen Zahl von 250.000 Nutzern bisher nur fünfundzwanzig Fälle für den Kundendienst gab. Macht eine Quote von, also ... äh ... 250.000 durch fünfundzwanzig oder umgekehrt, und dann noch irgendwie mal hundert. Weißt du noch, wie das geht?«
    »Nö, nimm doch den Taschenrechner.«
    Toller Tipp. Auch nicht gerade der begnadete Mathematiker, mein Tobias.
    »Die Strategie wäre dann vielleicht weiter Ignorieren, oder?«, sagter, den offensichtlich in Universitäten üblichen Problemlösungsansatz anwendend.
    »Nein, das geht leider nicht mehr. Ganz genervte Telearbeiter oder ihre Firmen rufen nämlich inzwischen bei Computer Heute an.« »Und wird es irgendwann mal eine Technik-Hotline geben?« »Natürlich, schon in ein paar Tagen - leider.«
    »Na, da haben wir ja noch ein bisschen Zeit.« Tobias lächelt mich an und legt seinen Arm um mich.
    Ich muss mich noch daran gewöhnen, dass er jetzt keine Forscherbrille mehr trägt. Das kreisrunde Modell ä la John Lennon ist neulich Max zum Opfer gefallen. Zwar war das Gestell aus Titan, also theoretisch in alle Richtungen unbegrenzt biegsam, aber die Hersteller haben in ihren Entwicklungslabors wohl keine Kleinkinder beschäftigt, die unter »in alle Richtungen biegsam« etwas anderes verstehen. Jedenfalls ähnelte das teure Stück nach Mäxchens Einsatz als Belastungsprüfer eher einer riesigen Büroklammer mit Glasbeilage als einer Brille. Max geht später einmal zur Stiftung Warentest oder zum TÜV. Ein ehrenwerter Beruf.
    Auf jeden Fall hat sich Tobias seitdem ziemlich verändert, so ohne Brille. Bei den Optikern waren plötzlich nur noch eckige Modelle mit riesigen schwarzen Rahmen zu finden. Unternehmensberater-Brillen meinte Tobias in einem sehr abfälligen Ton zu dem sichtlich beleidigten Optikfachverkäufer, der seine Designerstücke so eifrig angepriesen und selbst solch ein Doppelquadrat auf der Nase hatte. Damit wurde Tobias' Brille also gegen Kontaktlinsen ausgetauscht.
    Aber auch seine wilden Locken sind verschwunden - also sitzt eigentlich ein fast neuer Mann neben mir. Hm, wie finde ich denn das?
    Die Locken sind weg, weil Tobias versucht, die Friseurbesuche -nach seiner Meinung eine der größten Zeit- und Ressourcenverschwendungen westlicher Industrienationen — auf ein Minimum zu reduzieren. Das bedeutet in der Praxis, dass er ein Jahr lang immer wolliger wird und einem dann plötzlich ziemlich kahl erscheint. Die Strategie hat er sich vermutlich bei den Schafhirten der Mongolei abgeguckt. Egal, jetzt befinden wir uns auf jeden Fall gerade in einer Kahlsaison.
    »Wozu genau haben wir denn Zeit?«, erkundige ich mich. Tobias nimmt mir das Rotweinglas aus der Hand. »Nun ...«
    Hmmm. Das klingt vielversprechend.
     
    Das Telefon klingelt.
    »O nein, doch nicht jetzt!«
    22:20 Uhr. Das kann nur Trish sein. In Chicago ist es jetzt... Moment ...
    Egal, ich muss wohl rangehen. »Stein.«
    »Kässy, good, da bist du ja.« »Hallo, Trish, was gibt es?«
    »Wir arbeiten gerade auf eure Software glitches, you know. Die Problems, die du in die Mail geschickt hast.« Aber doch nicht dir.
    »Ja, wir haben das hier alles im
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