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Mum@work: Roman

Mum@work: Roman

Titel: Mum@work: Roman
Autoren: Elke Ahlswede
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nie, aber wirklich niemals in den Busch gehen.«
    »Abuja ist ja nicht der Busch«, sage ich. »Und außerdem gehen wir ja vielleicht auch nach Chicago. Da ist schließlich mein Job. Wie gesagt ist noch nichts entschieden.«
    »Chicago. Die Gangsterhauptstadt. Na, ob das so viel besser ist? Und überhaupt, was soll Tobias dann da machen? Also, Sebastian würde das ja nicht gefallen, wenn ich so einfach bestimmen würde, wo die Familie lebt. Der Platz einer Frau ist doch an der Seite ihres ...«
    Mein Vater, traditionell der Friedensstifter beim Weihnachtsfest, schaltet sich ein: »Cordula, vielleicht sollten wir diese Diskussion etwas verschieben, was meinst du?«
    »Gut, wie du meinst, Papaaa.«
    Papaaa? Das ist ja was ganz Neues. Das ist mein Papa! Und dann noch diese französische Aussprache - sie lässt einfach nichts aus.
    »Was haltet ihr denn von Bescherung?«, fragt mein Vater.
    »Ja, juhu, Geschenke. Endlich!« Mareike ist schon seit einer Stunde um den - natürlich mit Schleifen geschmückten - Weihnachtsbaum gekreist.
    »Also, die blauen Pakete sind für dich, Onrie-Schätzchen«, sagt Cordula. »Die rosafarbenen für unsere kleine Schalott, die roten für Mareike ...«
    »Ich will aber rosa, das ist voll gemein! Immer nur rot, den ganzen Tag schon. Uääääääh.«
     
    Ja, der Tag hatte schon so angefangen. Nach meiner ersten Freude darüber, dass wir daran gedacht haben, dass Heiligabend ist, und tatsächlich in buchstäblich allerletzter Sekunde noch ein paar Geschenke aufgetrieben haben, öffnete sich das Tor zur Weihnachtshölle. Einen Weihnachtsbaum gab es nämlich nicht — was ich persönlich ja nicht so schlimm fand, da wir sowieso bei Sebastian und Cordula feiern. Aber für Mareike kam der fehlende Baum einem Weltuntergang gleich. Dabei hatte mich Carola noch gewarnt. Zu spät: Im Umkreis von noch vertretbaren zwanzig Kilometern rund um Blankenese waren sämtliche Bäume ausverkauft. Dabei war es erst Mittag. Die Stimmung war auf jeden Fall schon sehr angespannt - kein gutes Omen für die anstehende Garderobenauswahl.
    »Das ist aber nicht rosa«, protestierte Mareike, als ich ihr ein gerade erst erstandenes Samtkleid vorschlug. Ich dachte - sehr naiv, wie sich herausstellen sollte -, dass Samt auch toll ist, aber nein!
    »Ich will ein rosa Kleid, das da«, sagte Mareike und zerrte ihr dünnstes Baumwollkleidchen ohne Ärmel aus dem Schrank.
    »Aber das ist ein Sommerkleid.«
    »Aber es ist rosa.«
    »Aber im Winter kann man kein Sommerkleid anziehen.«
    »Dohoch. Ich kann doch die Jacke da anziehen.«
    Die Jacke war rosa - und ihre Daunenjacke.
    »Nein, Mareike, das geht nicht für das Weihnachtsfest.«
    »Warum denn nicht?«
    »Die ist zu warm, wenn wir bei Onkel Basti im Wohnzimmer sind.«
    »Na also, sag ich doch. Dann reicht doch das Kleid.«
    %-)
    »Nein, reicht es nicht. Und außerdem kann man das Kleid unter der Jacke doch gar nicht sehen.«
    »Wieso unter der Jacke? Erst die Jacke und dann das Kleid.«
    »Nein, mein Schatz, das geht wirklich nicht. Und sieh mal, dieses rote Kleid, das ist ganz neu und wirklich genau richtig für Weihnachten.«
    »Das ist aber nicht hüüüüübsch. Das ist nicht rosa!«
    »Aber rot ist doch auch schön.«
    »Nein.«
    »Und wir haben dir doch neulich die Glitzerschuhe gekauft, die passen auch ganz prima zu dem Kleid.« »Ja, zu dem rosanen!«
    »Nein, zu dem roten. Und jetzt streiten wir uns nicht mehr, denn sonst kommen wir noch zu spät und verpassen den Weihnachtsmann, der bei Onkel Basti die Geschenke abgibt.«
    »Uäääääh.«
    Kurz: Wir sind mit einer brüllenden Mareike in einem roten Samtkleid zum Fest der Liebe gefahren und haben den Weihnachtsmann natürlich trotzdem verpasst.
    Schlechte Ausgangslage.
    Und nun das.
     
    »... und die grünen Geschenke sind für Max.« Cordula versucht, gegen Mareikes Gebrüll anzuschreien. Echte Weihnachtsharmonie.
    »Dann will ich überhaupt gar keine Geschenke!«, sagt Mareike und wirft sich schmollend aufs Sofa.
    Die nun plötzlich eingetretene Stille wird von merkwürdigen Geräuschen unterbrochen.
    Krchsch, krchsch, und immer wieder krchsch macht es irgendwo aus Richtung des Weihnachtsbaums, zu dem nun alle blicken.
    Dort sitzt Max, sehr glücklich und über und über mit kleinen buntenPapierschnipseln bestreut. Er muss in dem ganzen Chaos gerade unbeobachtet unter den Baum gerutscht sein und die ersten Geschenke ausgepackt haben. Doch nicht nur das. Bei den Papierschnipseln handelt es sich um den bis
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