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Mum@work: Roman

Mum@work: Roman

Titel: Mum@work: Roman
Autoren: Elke Ahlswede
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leid. Ich stand unter sehr großem Druck, die Weltrevolution ist schließlich auch ein wichtiges Ziel. Und so ein paar Prozent mehr Lohn tun doch einem Großkonzern wie BetterMedia eigentlich gar nicht weh und ...«
    »Aber unser Vertrauensverhältnis ist zerstört. Ich kann Sie doch nie wieder allein zu Hause lassen. Wer weiß, was Sie noch alles anstellen.«
    »Nichts mehr, ich verspreche es.«
    »Mama ... (schnief) ... warum bist du denn so böse auf Che?« »Das erkläre ich dir später.«
    »Aber Che ist der Allerallerallerallerbeste. Chehe? Wann gehen wir wieder Indianer spielen?« »Das geht nicht mehr.«
    »Wieso denn nicht? Weil Mama dich nicht mehr haben will?« »Nein, weil das Indianerdorf nicht mehr da ist.« »Aber, aber warum denn nicht?« »Weil wir das nicht mehr brauchen.«
    »Herr Andresen! Wo waren Sie neulich mit meinen Kindern?« »Che! Können wir bitte bei Che bleiben? Also, wir waren an der ... an der ...«
    » Alster? « »Ja.«
    »Das heißt, meine Kinder haben gegen meinen Arbeitgeber protestiert, sehe ich das richtig?« »Ja.«
    »Mama, das war toll. Aber noch besser war eigentlich das Räuber und Gendarm spielen.«
    »Die angeketteten Hungerstreikenden und die Polizei?«, frage ich Che.
    »Ja.«
    »Das will ich auch mal machen. Ich bin der Räuber, dann kommt die Polizei, aber du befreist mich vorher. Bitte, Che, bitte, bitte.«
    »Nein, Meiki, das geht nicht. Deine Mutter will nicht mehr, dass ich auf dich aufpasse.«
    »Du bist gemein, Mama. Ganz gemein!«
    »Frau Stein, es tut mir wirklich alles ganz furchtbar leid. Ich habe zur Entschuldigung auch eine Kleinigkeit mitgebracht«, sagt Che und setzt den riesigen Tramperrucksack ab, den er die ganze Zeit auf dem Rücken hatte. Er wühlt darin herum, und zum Vorschein kommen drei überdimensionale Plastikdosen. Eine davon gibt er gleich Mareike.
    »Hier, für dich und Max, eure Lieblingskekse.« Kekse?
    »Und diese beiden sind für Sie und Ihre Kollegen. Ein Versöhnungsgeschenk.«
    In dem Moment, in dem ich die Dose öffne, steht Beate plötzlich hinter mir.
    »Die Zimtsterne«, ruft sie entzückt. »Wie lecker, darf ich?«
    Die Zimtsterne, natürlich. Ich gebe Beate gleich die ganze Dose, und sie macht damit die Runde bei meinen Gästen.
    »Che, du wirst meine Kapitalistenkollegen jetzt aber nicht vergiften oder so?«
    »Nein, wenn sie nicht zu viele davon essen ...«
    Plötzlich ruckelt es an der Haustür. Das wird Tobias mit dem Champagner sein. Wie schön. Die Laune in der Manager-Nachbarn-Runde steigt ohnehin schon, da kann ein bisschen Sekt nicht schaden.
    Doch als ich die Tür öffne, steht da mitnichten Tobias. Auch von Champagner keine Spur. Das, was ich sehe, ist selbst für diesen Abend noch eine Überraschung - und zwar eine so große, dass ich die Tür sofort wieder zuschlage. Ohne Erfolg. Das Wesen draußen ruckelt weiter an der Türklinke, poltert mit irgendetwas sehr Hartem dagegen und brüllt Unverständliches, das entfernt an Englisch erinnert.
    Von dem Lärm alarmiert eilen Beate und Che an die Haustür.
    »Mach doch mal auf«, kichert Beate, schon um mindestens drei Zimtsterne glücklicher.
    »Das ist ein Monster da draußen.«
    »Ehrlich? Vielleicht Krümelmonster, mit ganz vielen Keksen!« »Beate, jetzt reiß dich mal zusammen.«
    »Wie sah das Monster denn aus?«, fragt Che, völlig ruhig. Er glaubt vermutlich, dass ich auch schon unter dem Einfluss seiner Kekse stehe. Stimmt aber leider nicht.
    »Nun, so die Kopfpartie, das erinnerte noch entfernt an einen Motorradfahrer. Oder Skifahrer. Na ja, eben mit Helm und irgendeiner Riesenbrille und zwei Antennen oder Ähnlichem auf dem Kopf. Aber der Körper ...«
    Es poltert nun immer lauter. Vermutlich rufen die Nachbarn gleich die Polizei. Ich hab eigentlich nichts dagegen. Obwohl, die Kekse ...
    »Der Körper ... so etwas hab ich wirklich noch nie gesehen. Der sah aus wie ein Hartschalenkoffer.«
    Jetzt sagt auch Ches Blick: Du spinnst.
    »Und hinter dem Wesen war noch irgendwas. Durchsichtig und riesig.«
    »Glaub ich nicht«, sagt Beate und greift zur Türklinke. Meine Versuche, sie aufzuhalten, sind vergeblich. Die Tür ist offen, und binnen Sekunden steht ES auch schon in unserem Flur. Beate läuft laut schreiend ins Wohnzimmer, Che bleibt mit offenem Mund neben mir stehen.
    »Hooo ... ponsibel... wooooom?«, murmelt das Etwas, dessen Kopftatsächlich in einem Schutzhelm steckt und dessen Augen mit einer riesigen dunklen Skibrille verdeckt sind. Sein Körper ist
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