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Mum@work: Roman

Mum@work: Roman

Titel: Mum@work: Roman
Autoren: Elke Ahlswede
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viel zu tun. Aber mein neues Leben als Chefin meines eigenen Home-Office ist ja gut organisiert. Und nicht nur das: Es ist einfach wunderbar!
    Natürlich könnte ich auch in der schicken Europazentrale vonBetterMedia (so heißt »mein« Konzern) an der Alster arbeiten. Aber das wollen ja alle, und Mäxchen könnte da nicht in Sichtweite Krabbeln üben, und Mareike könnte ich nur in Ausnahmefällen von den Schlauen Füchsen abholen - weil ich ständig im Stau stünde. Es lebe die Work-Life-Balance! Glückliche Mutter und erfolgreiche PR-Managerin, weder Glucke noch Rabenmutter - eigentlich ist es zu schön, um wahr zu sein. Lieber nicht zu lange drüber nachdenken, sonst setzt noch die Autosabotage ein, irgendetwas geht beim Teleworken so richtig schief, und ich muss in der Zentrale arbeiten.
    Schon jetzt fühle ich mich gezwungen, dort gelegentlich mal aufzutauchen. Allein damit die Kollegen nicht vergessen, dass ich real existiere. Aber die meiste Zeit sitze ich in meinem Luxusbüro, vier Meter Luftlinie von den Kinderzimmern, mit Blick auf den Garten natürlich.
    Bei der Videokonferenz geht es um die PR-Kampagne für dieses neue Mega-Portal, das sich Randy ausgedacht hat - oder eher seine Programmiersklaven. In Amerika gibt es so etwas Ähnliches natürlich schon, und nun will BetterMedia damit auch in Deutschland richtig gut Geld verdienen. Und ich soll dafür die Werbetrommel rühren. Oder eher rühren lassen.
    Kaum zu glauben: Vor knapp eineinhalb Jahren bin ich bei meiner Zeitung rausgeflogen, nun ja, weil mein Einsatz als Starreporterin auf der IT-Messe CompNet mit Meiki im Gepäck dann doch nicht so gut angekommen ist.
    »Mamamamamamamamampf.«
    Max kommt um die Ecke gerutscht. Krabbeln ist nicht so seine Sache, aber dafür hängt er im Po-Rutschen wirklich jeden ab. Jetzt ist er gerade mit seiner neuesten Beute unterwegs: Elle Decoration.
    »Na, Mäxchen, was liest du denn da Schönes?«
    »Mamamamamamamamampf.«
    »Nein, das ist eine Zeitschrift. Zeit-schrift. Oder eher: Das war eine Zeitschrift. Zeig doch mal her, mein Schatz.« »Mamamamamamamamamampf.«
    Okay, die Fotoreportage über »Küchen zum Verlieben« hat es Max angetan. Max ist übrigens gerade acht Monate alt geworden und natürlichdas süßeste Kind der Welt. Nein, stopp! So einfach geht das bei zwei Kindern ja nicht mehr. Mareike ist schließlich auch das süßeste Kind der Welt, und damit wird die ganze Sache irgendwie unlogisch. Dann eben der süßeste Junge der Welt, damit bin ich auf sicherem Terrain.
    Als sich Max ankündigte, damals wegen des kleinen Zwischenfalls mit dem interaktiven Verhütungskalender und meiner computererstellten Temperaturtabelle noch unter dem Arbeitstitel »Excel«, hatte ich gerade den Job als PR-Chefin für Deutschland angeboten bekommen. Und mein Chef Randy war überhaupt nicht, aber auch wirklich ü-ber-haupt nicht geschockt, als ich ihm die Schwangerschaft gestand. Ganz im Gegenteil, schließlich hatte BetterMedia ja gerade MAMA.Com ganz groß in Deutschland rausgebracht.
    Das ist ein Computerprogramm, mit dem Eltern von zu Hause aus arbeiten können. So als wären sie im Büro, nur eben ins eigene Wohnzimmer outgesourct. Der Traum aller Controller, weil die Mitarbeiter ihren eigenen Strom verbrauchen und im Büro niemandem den Platz wegnehmen. Mutterschutz soll nun zum Fremdwort werden, alle gerade entbundenen Mitarbeiterinnen dürfen gleich von zu Hause aus weiterarbeiten - so der Plan von BetterMedia. Keine Geschlechterlücke mehr auf dem Arbeitsmarkt, kein Gebärstreik der Akademikerinnen -so die Hoffnung der Bundesregierung, die das Ganze auch noch sponsert. Eigentlich unfassbar, aber das darf ich als Oberpressefrau für MAMA.Com natürlich nicht einmal denken.
    Ich sitze natürlich gerade vor einem MAMA.Com-Computer. Und wegen der kleinen Ablenkung durch Max fliegen schon wieder hellblaue und rosafarbene Schnuller als Screensaver über den Bildschirm. Mein Edelcomputer hat eine Webcam (für die Videokonferenzen, habe die Funktion aber noch nicht ganz durchschaut) und selbstverständlich Breitbandanschluss. Diese ganzen Baby-Gimmicks wie der Feuchtigkeitssensor in den speziellen MAMA.Com-Windeln und die Erinnerungsfunktion fürs Stillen oder das Fläschchen gehören natürlich auch dazu.
    Die Spezialwindeln sind allerdings nie bei mir eingetroffen, sodassMax nun doch weiter in die altmodischen »BabyDon'tCry« macht. Und neulich fing dieser Fläschchenwecker an, bei jeder eingehenden E-Mail zu
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