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Mum@work: Roman

Mum@work: Roman

Titel: Mum@work: Roman
Autoren: Elke Ahlswede
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heute Morgen eine Glückspille zu wenig eingeworfen haben.
    Vielleicht sollte sie Tobias die vergessene Portion Prozac mal in die Uni beamen. Denn der muss wohl mal wieder Mareike abholen und ist deshalb vielleicht gar nicht so glücklich. Bis halb fünf ist diese Konferenz nie zu Ende. Einer der vielen Notfälle, aber bei seinen Historikern hat er zum Glück die flexibelsten Arbeitszeiten, die man sich vorstellen kann. Ist ja nun wirklich völlig egal, wann er der Welt das Geheimnis verrät über »Die Aneignung globaler Produkte - der Brühwürfel in Nigeria«. So heißt sein neuestes Projekt. Maggi, Maggi!
    Und überhaupt, Tobias hat sowieso versprochen, bis um fünf zu Hause zu sein, um unsere kleinen Monster während der Konferenz zu bändigen. Ich werde ihn gleich alarmieren.
    »Trish, ich muss jetzt los, ich bin gleich bei euch.«
     
    Die Szene ist schon ein bisschen gespenstisch. Ich bin mir absolut sicher, dass ich Computer, Radio, Fernseher, einfach alles ausgemacht habe, als ich zu diesem PEKiP-Desaster aufgebrochen bin. Und die Haustür ist auch zu und abgeschlossen, also noch kein Tobias da und eigentlich auch keine Einbrecher.
    Aber aus dem zweiten Stock sind eindeutig Stimmen zu hören. Und Babygeschrei.
    »Uäh, uäh!« Max strahlt mich an. Er hat das Geschrei von oben imitiert. Kleiner Scherzkeks. Dabei ist mir aber gerade in diesem Moment gar nicht so sehr zum Spaßen zumute.
    Ich rufe Tobias gleich noch mal an. Kleiner Rückfall in prä-emanzipatorische Abhängigkeitsverhältnisse. Aber ich will jetzt sofort einen Beschützer!!!
    »Hagel!«
    »Tobi, ich bin's noch mal«, hauche ich ins Telefon. »Hallo, ich war schon fast auf dem Weg zum Kindergarten. Warum flüsterst du denn?«
    »Bei uns im Haus spukt's!«
    »Du spinnst ja.«
    So viel zum Thema Beschützer.
    »Doch, oben sind Stimmen zu hören, und ein Baby schreit.« »Kathi, bist du krank?«
    Nein, ich war nur beim Schnupper-PEKiP und habe T.N.T. auf meinem Handy.
    »Tobi, im Ernst. Mindestens fünf Leute reden durcheinander und dann ist da immer wieder dieses Baby.« »Uäh, uäh.«
    »Aber das war doch Mäxchen!« »Ja, hier schon, aber oben nicht.«
    »Also, ich glaub, du siehst Gespenster. Das ist übrigens ein interessanter Aspekt. Die Chewa, weißt du, das ist eine Bantu-Ethnie in Malawi und Sambia ...«
    »Tobias! Ich hab Angst.«
    »Brauchst du nicht. Also, die Chewa glauben, dass die Geister von Menschen und Tieren mit den Lebenden in Kontakt bleiben. Möglicherweise hast du den Tod von Orangina noch nicht verwunden, du solltest vielleicht...«
    Orangina war unsere Goldfischin, die leider nicht sehr lange unter uns geweilt hat. Das Thermostat am Aquarium war kaputt und Orangina irgendwann gar.
    »Tobi, du nimmst mich überhaupt nicht ernst.«
    »Du solltest tanzen. Das ist bei den Chewa das Mittel zum Kontakt mit den Toten. Ob das allerdings bei Goldfischen auch funktio...« Klick.
    Männer sind verständnislos. Und Forscher dazu noch lebensfern. Und ich muss zu meinem Schreibtisch. »Max, du beschützt mich, ok?« »Uäh.«
    Mit Max auf dem Arm wage ich mich also auf die Treppe. Die Stimmen werden immer lauter. Das Babygeschrei kommt mir inzwischen irgendwie bekannt vor. Aber warum?
    Die halbe Treppe habe ich schon geschafft.
    War das nicht eben Trish, die da gekeift hat? Ich zücke mein Handy, vielleicht hat sie eine geheimnisvolle Standleitung. Aber das Telefon schweigt zur Abwechslung mal. Vorsichtig nähere ich mich meinem Arbeitszimmer, aus dem der gespenstische Stimmenwirrwarr kommt. Ein bläuliches Licht strahlt aus dem Zimmer. Das Licht kommt von meinem Computerbildschirm und davor sitzt...
    Pu!
    Ja, Pu, der Bär - Mareikes überdimensionales und eigentlich wirklich niedliches Kuscheltierchen mit den Ausmaßen eines ziemlich großen Kleinkinds. Mareike, dieses kleine Miststück! Das war bestimmt sie. Heute Mittag. Sie war heute ausnahmsweise zum Essen zu Hause, weil sie die ganze letzte Woche die »Kulturentdeckungstage« im Kindergarten halbwegs protestlos mitgemacht hat. Das bedeutete nicht weniger als Schnecken aus Frankreich, Nieren aus Belgien und Kim Chi, ein etwas sonderbares Sauerkraut, aus Korea. Ich fand, das war schon eine Portion Belohnungsspaghetti wert.
    Als ich mich meinem Schreibtisch nähere, entdecke ich die Webcam, auf der ein rotes Lämpchen leuchtet. Wie von Geisterhand schwenkt die Kamera jetzt von Pu auf mich um.
    »Max, ich glaube, wir sind on air.«
    »Uäh.«
    Das war nicht Max.
    Aber jetzt erkenne
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