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Mum@work: Roman

Mum@work: Roman

Titel: Mum@work: Roman
Autoren: Elke Ahlswede
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unvorhergesehenen Pause beim Versteckspiel von Meiki und Florentine kam. Florentine hatte sich nämlich leider unter unserem Bett versteckt, in dieser Region, wo nun wirklich nicht einmal ein Mikrostaubsauger hinkommt. Dann war sie dran mit Suchen, kam ins Wohnzimmer und an ihrer Mutter vorbeigestürmt - mit eben besagten Wollmäusen in den seidigen pflegegekurten Haaren.
    Dagegen ist der heutige Tag ein Klacks. Keine Florentine, keine Nobelmutter, nur ein bisschen Pressearbeit, Einkaufen, Babyturnen und die Videokonferenz mit den Kollegen in Chicago. Einer von denen schickt mir gerade eine Message, wie mir der blinkende Schnuller unten rechts im Bildschirm mitteilt. Jetzt schon? Wer kann das sein?
     
    Message for Stein from Baldman on July 24: Bringst du mir die TOPs für die PK Germany vielleicht doch persönlich vorbei? Make me happy;-)
     
    Das war Fred. Oh-oh .

2. Kapitel
    »Wir machen uns nun ganz bewusst, dass der kleine Jonathan gerade Pipi gemacht hat.« Die Stimme dieser PEKiP-Tante ist so sanft, dass sie mich etwas aggressiv macht. Aber das ist mir immerhin gaaanz bewusst. Ommmm.
    »Mama Sonja nimmt sich nun ein Kleenex, während wir uns weiter auf das Bällerollen konzentrieren, was die Körperwahrnehmung und die Verdauung unserer Kleinen so wunderbar stimuliert.«
    Noch mehr Verdauung?
    Jonathans Mama Sonja hechtet schweißgebadet zur Kleenex-Station in der Mitte des auf schlappe 38,9 Grad hochgeheizten Mehrzweckraums im Ortsgemeinschaftshaus, Klein-Jonathan rollt nackt und vergnügt in seinem Pipi herum.
    Iiiieh.
    »Unsere Lisa ist gerade eingeschlafen, das war ihr Bedürfnis, und wir müssen es wahrnehmen.« Wäre auch schwer, es nicht zu tun, denn Lisa schnarcht für ihre acht Monate mit einer beachtlichen Lautstärke. Mama Kerstin schaut ein bisschen enttäuscht auf ihr grunzendes Schätzchen. Dabei hat Kerstin es eigentlich gut. Mit wachsender Verzweiflung versuche ich, Max zum Besteigen des riesigen Wasserballs zu bewegen, auf dem er stimulierend rumkullern soll. Aber Max findet es leider viel lustiger, Nils von nebenan den Ball ins Gesicht zu kegeln. Als Po-Rutscher hat er gewisse Vorteile gegenüber den Vierbeinern. Max quietscht vor Vergnügen, Nils brüllt, und seine Mutter wirft mir einen etwas unentspannten Blick zu. Sie ist wohl auch aggressiv.
    Um es kurz zu machen: PEKiP ist nicht mein Ding. Ich hatte schon ein richtig schlechtes Gewissen, weil man ja eigentlich schon ab der vierten bis sechsten Lebenswoche damit anfangen soll. Und im Umkreis von fünfzehn Kilometern haben sich auch alle Vorbild-Mütter spätestensin der 16. Schwangerschaftswoche dafür angemeldet. Alle anderen bekamen keinen Platz mehr in irgendeiner Gruppe und mussten wie ich ausweichen auf das ordinäre Babyturnen des BTV (Blankeneser Männer-Turnverein. In der Kinderturngruppe ist natürlich kein Mann weit und breit in Sicht - na ja, normalerweise bis auf Patrick). Und weil einige Mütter ihre Schuldgefühle nach Monaten in der kalten Turnhalle einfach nicht unter Kontrolle bringen konnten, überredeten sie den BTV, wenigstens eine einzige PEKiP-Schnupperstunde für uns Mütter-Nieten zu organisieren. Damit sie zumindest ein bisschen mitreden können. Theoretisch war ich natürlich längst vorgebildet.
    »Das Prager-Eltern-Kind-Programm ist ein handlungs- und situationsorientiertes Konzept der Familienbildung«, so viel hatte ich schon recherchiert. »Die PEKiP-Gruppe trifft sich in einem warmen Raum (sehr warm, das weiß ich jetzt), in dem Matten auf dem Boden liegen. In der Zeit, in der sich Eltern von ihren sonstigen Verpflichtungen frei machen (klar, Handy ausmachen und so weiter), spielen sie mit ihren Babys auf dem Boden. Babys, die nackt sind, bewegen sich im warmen Raum spontaner und intensiver. Sie weinen weniger (außer Nils) und sind insgesamt zufriedener und genießen den Hautkontakt zu den Eltern (Kleenex?). Bei dem Spielangebot werden die Babys selber aktiv (bis auf Lisa). Die Eltern werden unterstützt, sich an den Bedürfhissen ihres Babys zu orientieren.« (Die Babys müssen sich allerdings mit ihren Eltern nach Hause orientieren, wenn es den Bedürfhissen der Großen entspricht.)
    Und tschüss, das war's für mich und PEKiP. Bei der nächsten Gelegenheit werden wir, lieber Max, umgehend die Flucht ergreifen. Wahrscheinlich muss man wirklich noch im Hormonrausch spätestens vier Wochen nach der Geburt mit dem FKK-Krabbeln anfangen, damit man dessen Vorzüge so richtig kennen lernt. Wer zu spät
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