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Mum@work: Roman

Mum@work: Roman

Titel: Mum@work: Roman
Autoren: Elke Ahlswede
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auch nicht immer so komische Hosen an, so diese schlabbrigen, weißt du? Wie ...« Meiki verstummt und blickt auf...
    ... meine Jogginghose!
    Hier scheint ein Interessen-, ein Klassen-, ach, keine Ahnung, vielleicht ein Generationenkonflikt vorzuliegen. Den können wirheute Morgen um Viertel nach acht wohl nicht so spontan lösen. Also versuche ich es erst gar nicht. Aber diese Jogginghose - vielleicht müsste die wirklich mal in die Altkleidersammlung. Hat meine Mutter schon vor fünf Jahren angemahnt. Aber die hält mich ja sowieso für die größte Mode-Analphabetin der Welt. Und vor meiner privaten Fashion-Beraterin Tanja habe ich die Hose vorsichtshalber schon versteckt, als sie noch neu und noch gar nicht ausgebeult war. Jedenfalls fast gar nicht. Tobias mochte die Hose auch noch nie. Halloween-Kürbis hat er mal gesagt, als ich mit Max im achteinhalbten Monat war und ich kurz vorher über seinen Gespensterumhang gelästert habe. Den hatte ihm ein Kollege aus dem Institut für Orientalistik, Abteilung Arabistik, von einer Feldforschung in der Wüste mitgebracht. Ich habe außer dem Kürbis-Kommentar auch gleich eine Kurzvorlesung bekommen zum Thema »Respekt vor der Kleidung anderer Kulturen unter besonderer Berücksichtigung des Burnus«. So heißt das Geistergewand, ups, ich meine natürlich der Kapuzenmantel der nordafrikanischen Beduinen. Aber Tobias sah wirklich verdächtig nach Hui Buh aus.
    »So, Meiki, ich glaube, du musst jetzt mal ganz dringend los in den Kindergarten. Ach, und überhaupt, was ich dich noch fragen wollte: Hast du Pu vor meinen Computer gesetzt?«
    »Und Leon, weißt du, Mama, der hat echt das tollste Fahrrad!«
    »Hallo! Hast du Pu vor meinen Computer gesetzt?«
    Die Strategie der kaputten Schallplatte bringt einen zum Ziel - steht in allen Erziehungsratgebern.
    »Leon hat echt das tollste Fahrrad.«
    Die Strategie wird aber leider auch vom feindlichen Lager eingesetzt. Ich gebe also auf.
    »Aha. Ziehst du dir jetzt bitte endlich deine Schuhe an?«
    »Aber der Papa von Leon hat auch ein ganz tolles Auto. Leon sagt, das ist ein Dschiiieb. Das ist ganz, ganz, ganz, gaaaaanz groß!«
    Mareike zeichnet mit ihren Armen einen riesigen Kreis und schleudert dabei ihre rosa Sandalen gegen den Schuhschrank.
    »Meiki, die Schuhe! Sieh mal, Max ist auch schon fertig.«
    »Boh, das ist echt riesengemein. Der muss sich seine Schuhe ja auch nicht selbst anziehen.«
    »Aber mit dem Trinken ist er fertig.«
    »Der ist doch schon viel zu groß dafür! Baby, Baby!«
    »Mamamamamampf.«
    Max sperrt seinen Mund auf, seine Milchzähnchen blitzen wie ein frisch überkrontes Babyhai-Gebiss und nehmen Anlauf auf meine rechte Brustwarze.
    Das war knapp, zum Glück konnte ich ihn noch in letzter Sekunde aufhalten. Das macht er manchmal, wenn er eigentlich schon satt ist. Okay, ich muss zugeben, in diesen Momenten denke ich auch gelegentlich, dass er vielleicht wirklich schon ein bisschen zu groß ist. Aber in allen Stillratgebern steht, dass im ersten Lebensjahr einfach nichts über die Muttermilch geht. Und dass die meisten Frauen nur abstillen, weil der soziale Druck zu groß wird. Also alles Quatsch, deshalb wird Max noch morgens und abends gestillt. Carola meinte neulich allerdings auch schon, ich übertreibe es ein bisschen - Max würde mir sicher bald eigenhändig die Bluse öffnen.
    Blödsinn.
    »Max ist ein Riesenbaby, Max ist ein Riesenbaby!«
    »Meiki, hör jetzt auf. Ich entscheide, wie lange Max gestillt wird.«
    Mein Busen gehört mir!
    »Nicht nur«, sagt Tobias und grinst.
    Hä? Habe ich das eben gesagt? Ich meine, das mit dem Busen. Oder kann Tobias jetzt schon Gedanken lesen? An einem Voodoo-Workshop teilgenommen? Gasthörer im Fachbereich für Parapsychologie?
    Tobias gibt mir einen Kuss, natürlich anständig auf die Wange, während ich meinen Pulli zurechtrücke und unseren kleinen Vampir auf den Boden setze.
    »Komm, Meiki, ich bring dich jetzt in den Kindergarten«, sagt Tobias.
    Wie von Geisterhand und in Überschallgeschwindigkeit zieht sich meine Tochter ihre Schuhe an, rückt ihr lila Haarband mit den Tüllschmetterlingen zurecht, klemmt ihr neues Kalligrafie-Set unter denArm (Fingerfarben waren vorgestern) und verschwindet Händchen haltend mit ihrem Papa in der Haustür. Klarer Fall von Elektra-Komplex. Oder eher alterstypischer Vater-Fixierung? Egal. Eigentlich ganz praktisch nach der jahrelangen Mama-Phase.
    Und überhaupt, gleich herrscht hier wunderbare Ruhe im Haus. In
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