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Mum@work: Roman

Mum@work: Roman

Titel: Mum@work: Roman
Autoren: Elke Ahlswede
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weiterklingeln.
    »Oh, hallo, Beate, gut geht's, und dir?«
    »Du, ich habe gerade ein leckeres Oliven-Ciabatta gebacken und noch etwas Teig übrig. Möchtest du den haben?«
    Beate hält mir einen Klumpen klebriges Etwas mit grünen Flecken darin entgegen. Eine wirklich sehr unkomplizierte Nachbarschaft. Ich glaube, ich hätte es gern etwas komplizierter. Oder das fertige Brot.
    »Och, nö, lieber nicht. Aber trotzdem danke.« Ich schiebe die Haustür einen Zentimeter weiter zu.
    Beates mit phrsichfarbenem Lippenstift betontes Lächeln erstarrt. Auf ihrem Arm fängt nun Marcel, 13 Monate, an, ihre blondierte Föhnfrisur zu malträtieren. Richtig wehren kann sie sich nicht, da Brotteig in der Hand.
    »Ach, lass doch, Schätzchen, ich weiß, du magst meine Haare, aber nicht doch.« Sie gibt Schätzchen einen Kuss und schielt in unseren Hausflur.
    »Wo sind denn deine kleinen Racker?« »Mamamama, bong, bong«, sagt Max.
    Wie auf Bestellung. Aber »bong, bong« verheißt nichts Gutes. Max sitzt in seinem Tripp Trapp, also selbst gesichert, aber leider mit geladener Schnabeltasse, Weitwurftellerchen und Bröselknäckebrot bewaffnet.
    »Bong, bong.«
    »Max wartet in der Küche auf sein Mittagessen, und Mareike ist noch im Kindergarten. Beate, entschuldige bitte, aber ich hab's gerade etwas eilig.« Mein Handy vermeldet piepsend eine neue SMS.
    »Ach, ich dachte, Mareike muss nicht mehr in der, in der, na, sag schon, in der ...«
    Anstalt?
    » Kindertagesstätte ?«
    »Genau! In der Kindertagesstätte essen. Gestern war sie doch hier.«
    »Ja, das war eine Ausnahme. Du weißt ja, dass sie eigentlich ein Ganztagskind ist. Das gibt mir mehr Zeit für meine Arbeit.«
    Beates Gesichtsausdruck verrät aufrichtiges Mitgefühl mit allen verwahrlosten, misshandelten und vor allem den brutal in Ganztageseinrichtungen abgeschobenen Kindern.
    »Ach ja, richtig.« Jetzt schiebt Beate schnüffelnd ihre Nase zur Tür herein. »Und was kommt heute bei euch beiden Leckeres auf den Tisch?« Krach, bong.
    Das war der Teller, beim Aufprall auf den Küchenfliesen nach Steilpass über die Kühlschrankbande.
    »Beate, es tut mir wirklich leid, aber ich muss mich jetzt um Max kümmern.«
    Und meine SMS, meine Mailbox und meine E-Mails checken.
    »Ja, ich muss jetzt auch mal los, Jenny vom Kindergarten abholen. Schon halb eins, o Gott. Also bei uns gibt es Paprikagemüse mit Hühnchen Provençal und zum Nachtisch ...«
    Schepper. Das war die Schnabeltasse.
    »... Stracciatella-Bananen-Quark. Und bei euch?«
    »Ah ... bei uns, ja also, äh ...«
    SCHWIPP »Reis mit Karotten und Bio-Rind«, steht schon im Gläschen' wärmer.
    »Ja also, ich habe Möhren à l'Estragon mit Wildreis und Rinderfilet vorbereitet.«
    »Oh, wie lecker. Da bekommt man ja richtig Appetit.« »Mamaaaaaaah.«
    »Vielleicht könnt ihr ja ein anderes Mal vorbeikommen, zum Kaffee trinken und zum Kekse essen. Was meinst du, Beate?« Ich muss wahnsinnig sein.
    »Ja, gern. Du bist dir sicher, dass du den Teig nicht willst?« »Ja, ganz sicher!«
    »Na, dann frage ich mal Peggy. Dann also tschüsschen.« »Tschüss, Beate.«
    Uff. Die Tür ist zu. Jetzt das Chaos in der Küche beseitigen, Max füttern, dann der Job.
     
    Max sitzt vor einem erstaunlich kleinen Häufchen Knäckebrotbrösel, die auf dem Tisch liegen, und strahlt mich an. Ich muss ihm gleich einen Kuss auf eine seiner wohl extra zum Knuddeln gemachten Pausbacken geben.
    »Krch, krch«, sagt er und zeigt auf die mittelgroße Krümeldüne unter dem Tisch.
    Gewissenhaft fege ich die Krümel weg, da klopft es am Küchenfenster. Beate wedelt mit einer leeren Hand und brüllt: »Peggy hat den Teig gern genommen.« Dann zeigt sie plötzlich wild gestikulierend auf den Küchentisch. »Achtung«, schreit Beate.
    Auf dem Küchentisch steht der Gläschenwärmer, aus dem es dampft wie aus einem der fiesesten Industrieschlote in einem Werbefilm von Greenpeace - akute Anzeichen für unmittelbar bevorstehende Gläschenwärmerexplosion. Beate grinst triumphierend - akute Anzeichen für vernichtende Niederlage meinerseits beim »Wer-ist-die-beste-Mutter-Wettbewerb«.
     
    Es gibt ja diese Theorie vom Zweidrittelglück. Den meisten Frauen stehen zwar mehr oder weniger alle Möglichkeiten offen: Karriere, Kinder, emanzipierte Partnerschaft. Aber dafür müssen sie sich trotzdem mit dem Zweidrittelglück zufriedengeben, sagen schlaue Zeitungskommentatoren und die von ihnen zitierten Experten. Also: Entweder man macht
    a) eine
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