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Mum@work: Roman

Mum@work: Roman

Titel: Mum@work: Roman
Autoren: Elke Ahlswede
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klingeln. Wobei die Klingel eigentlich gar keine Klingel ist, sondern der Technoüberlebensschrei eines virtuellen Babys. Grausig. Mein Lieblingskollege am IT-Helpdesk in Indien, Swapnil, hat mir aber zum Glück verraten, wie man die Funktion abstellen kann.
    »Mamamamamampf!« Max rupft jetzt die Seite mit den XXL-Kücheninseln, den ergonomisch tiefergelegten Kochfeldern, den höhergelegten Arbeitsplatten und den Edelstahl-Abzugshauben zum Preis für einen Kleinwagen raus. Nein, die Seite brauchen wir nicht mehr.
    »Aber nicht in den Mund, Max!«
    »Mampf.«
    »Nein, nicht mampf! Komm, gib mir das Papier.«
    »Mamamamampf.« Da war ein eindeutig enttäuschter Unterton zu hören. Unglaublich, wie schlau der Kleine ist. Er hat mich verstanden. Das muss ich nachher unbedingt Tobi erzählen. Und so gut erzogen! Er nimmt die Seite tatsächlich nicht in den Mund. Obwohl - mir gibt er sie auch nicht. Dafür fängt er mal wieder an, sie in Konfetti zu verwandeln - wie schon das halbe Spiegel' Jahresabo zuvor. Dabei hatte ich das noch gar nicht durch. Wenn nachher Zeit ist, muss ich unbedingt mal wieder saugen.
    Wo war ich? Ach richtig, diese desaströse CompNet. Mit Windpocken in der KiTa, Tobi in Afrika und Oma und Opa auf Geschäftsreise in Frankfurt hatte ich das große Los gezogen und Meiki mit auf der Messe. Da gab es dann so ein paar Pannen mit ultrawichtigen Interviews, und meine Tochter stand irgendwann halb nackt auf der ... aber das ist ja Schnee von gestern, so wie hart gewordene Gummibärchen oder abgestandene Cola. Auf jeden Fall hat mir DocSchrott, der damalige Chefredakteur der Hanse, umgehend gekündigt. Aber zum Glück hat BetterMedia erstens genau zu diesem Zeitpunkt meine alte Zeitung, eben jene Hanse, übernommen, und BetterMedia-Boss Randolph DeLuxe ist nach unserer Begegnung auf der CompNet zweitens auf die seltsame Idee gekommen, dass ich die Frau für seine PR in Deutschland bin.
    Eigentlich bin ich immer noch nicht seiner Meinung, aber wer widerspricht schon seinen Chefs! Zumal, wenn sie einem ein ultraschickes Home-Office in unserem neuen Haus (jaha!) in Blankenese (jawohl!) einrichten. Okay, trotz des tollen BetterMedia-Gehalts hat es dann doch nur zum Endreihenhaus gereicht, aber das ist dafür riesig - jedenfalls wenn ich putzen muss. Lieber nicht dran denken. Mein Putzfrauen-Recruiting ist leider noch nicht so weit fortgeschritten, was sich neulich furchtbar gerächt hat. Da hatte Meiki nämlich ihre Freundin Florentine eingeladen.
    Florentine ist mit ihr in diesem edlen Überflieger-Kindergarten, aber Florentine ist dort als zahlendes Mitglied. Nicht, dass die Schlauen Füchse uns gar nichts kosteten, aber Meiki hat diesen Aufnahmetest mit Bravour absolviert und deshalb so eine Art Stipendium bekommen. Wie an amerikanischen Unis: Die Reichen zahlen, die Schlauen schnorren. Obwohl ich insgeheim immer noch nicht ganz ausschließen kann, dass Tobias und Meiki bei diesem Termin für die Aufnahmeprüfung irgendwie gemogelt haben.
    Wie dem auch sei, Florentines Eltern haben jedenfalls mit irgendeiner Pistazien-, Erdnuss- oder Teppich-Import-Firma jede Menge Geld verdient und konnten sich ihr einziges Schätzchen in einem städtischen Kindergarten einfach nicht vorstellen. Mit dem Pöbel, nein, unser Kind nicht! Und so kam Florentine zu den Schlauen Füchsen und wurde von Meiki mit sicherem Griff zur besten Freundin gekürt -jener Spross aus dem Anwesen im Stadtteil Hochkamp mit drei Angestellten und einem privaten Sicherheitsdienst, der rund um die Uhr vor der fünf Meter hohen Rhododendronhecke kreist. Im Vergleich dazu sind wir der Mob, spätestens seit der Geschichte mit den Wollmäusen. Traumatisch.
    Nachdem Meiki schon ungefähr zehn Mal zu Gast in Florentines pink(!)farbenem Swimmingpool war, mussten wir die Kleine wohl oder übel auch mal zum »play date« einladen. Zu diesem Anlass habe ich mir vorsichtshalber gleich den ganzen Tag freigenommen: morgens zum Haus-Grundputz, nachmittags zu Tee und Petits Fours mit Florentines Mutter.
    Ich weiß nicht, was schlimmer war, denn das Gespräch wollte und wollte nicht so recht in Gang kommen. Akuter Gärtnermangel - was soll ich dazu sagen bei zweihundert Quadratmetern Grundstück (ein Handtuch Wiese vor, ein Handtuch Wiese hinter dem Haus) ? Immer Ärger mit der Steuerfahndung - unbekannt. Bei Feinkost Johanssen war der Loup de Mer schon wieder ausverkauft - hm.
    Das Small'Talk-Problem löste sich dann binnen Sekunden, als es zu einer
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