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Mum@work: Roman

Mum@work: Roman

Titel: Mum@work: Roman
Autoren: Elke Ahlswede
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Bild und droht geradezu in das Mikrofon des Reporters hineinzubeißen.
    »... ein voller Erfolg ... Solidarisierung mit Software Slaves ... einzige Enttäuschung: unsere Vorsitzende, Katharina St...«
    »Nun ist es aber Zeit für ein kleines Dessert«, brülle ich meine Kollegen an.
    »What did she say?«, erkundigt sich Randolph. »Nothing. Jetzt kommen die original französischen Torteletts au Chocolat.«
    Ich reiche die gewagten Schokokompositionen herum, die ich vorher sorgfältig nach Steckperlen, Knete, Lego und sonstigen Fremdkörpern durchsucht habe.
    »Delicious!« Randolph haben es die Milchschnitten-Stapel angetan, während Fred vor allem die Nilpferde goutiert. Auch ich genehmige mir eins, das mir aber beim Blick auf den Fernsehschirm im Hals stecken zu bleiben droht. Trishs hormongesteuertes Outing, dass ihre biologische Uhr wie eine Zeitbombe tickt, sollte wohl doch nicht die größte Überraschung des Abends bleiben.
    Der Anführer der Software Slaves ergreift jetzt das Megafon und brüllt irgendetwas von Kapitalistenschweinen. Doch da, im Hintergrund, nicht ganz einfach zu entdecken, aber doch ... da steht ein rosafarbener Lieferwagen.
    Den kenne ich doch. Und auf der Motorhaube, das war doch ... Mist, jetzt schwenkt die Kamera wieder auf ein paar Polizisten in einem Outfit, das ihnen in Downtown Bagdad sicher auch nützen würde.
    Da! Da war er wieder! Tatsächlich! Auf dem rosa Lieferwagen sitzt: Che!
    Mit offenem Mund starre ich auf den Bildschirm. Da klingelt mein Handy. »Stein.«
    »Kathi, Carola hier. Wo bist du?«
    »Zu Hause, wieso?«
    »Zu Hause? Wieso zu Hause? Ich dachte, du wärst an der Alster. Egal. Mach sofort den Fernseher an.« »Hab ich schon.«
    »Hast du ihn gesehen? Deinen Che? Da, auf diesem komischen Auto, das ist doch dein Che.«
    »Ja, ist er. Keine Ahnung, was der da macht.«
    »Probleme?«, erkundigt sich jetzt Fred und nimmt das letzte Schokonilpferd.
    Ich schüttele den Kopf.
    »Ich weiß jetzt endlich ...«, Carola ist völlig außer Atem. »Ich weiß jetzt endlich, warum der mir so bekannt vorkommt. Der heißt nicht Che, sondern Jonathan Andresen.«
    »Andresen?« Ich schreie mehr, als dass ich spreche.
    »Andresen?«, sagen ein paar der deutschen Hilfsmanager im Chor und sehen mich irritiert an.
    »Ja, Andresen«, sagt Carola. »Der Sohn von Wirtschaftssenator Andresen. Der einzige Sohn, genau genommen. Der einzige Spross der wohlhabenden Reeder-Dynastie Andresen.«
    »Was ist mit Andresen?«, fragt einer der deutschen Manager, der vor blanker Panik einen verspäteten Stimmbruch zu erleiden scheint.
    Grund dazu hat er, schließlich hat Wirtschaftssenator Andresen persönlich BetterMedia mit einer Reihe von Sonderkonditionen dazu bewogen, das europäische Firmenhauptquartier von London nach Hamburg zu verlegen. Probleme mit Herrn Andresen wären sicher nicht gut.
    »Nichts«, zische ich. »Es geht um seinen Sohn.«
    »Also«, sagt Carola. »Das letzte Mal, als ich Jonathan gesehen habe, sah er noch ganz anders aus. Keine wilden Locken und so. Damals hat er bei einer Soiree für die Rathaus-Pressestelle, also für mich und meine Kollegen ...«
    »Ja, schon kapiert.«
    »... im Hause Andresen unter den Augen von Papa Klavier gespielt - im Anzug und mit akkurat geschnittenen und gescheitelten Haaren.«
    »Nein!«
    »Doch. Einen Tag nach seinem achtzehnten Geburtstag und eine Woche vor seinem Abitur ist er plötzlich verschwunden. Weißt du das nicht mehr?«
    »Na, so ganz dunkel erinnere ich mich vielleicht. Ging man damals nicht von einer Entführung aus?«
    »Ja, zuerst. Aber irgendwann erhielt die völlig unglückliche Familie einen Anruf von Jonathan aus einer Telefonzelle. Er sagte nur, dass es ihm gut gehe, dass er aber nicht nach Hause zurückkehren werde.«
    »Merkwürdig, und was soll das? Warum arbeitet er dann unter falschem Namen bei uns?«
    »Na, das ist doch klar. Der will ein bisschen auf die Pauke hauen, aber sein Erbe nicht gefährden - deshalb die Geheimnistuerei.«
    »Meinst du? Das ist wirklich alles?«
    »Na klar. Sag mal, was ist denn bei dir eigentlich los? Das ist ja so laut wie beim Kindergeburtstag.«
    »Die Herren und Damen Manager diskutieren.« »Wie bitte?«
    »Wir haben die Krisensitzung vor der Betriebsversammlung morgen in mein Home-Office verlegt. Ist vermutlich gesünder so.«
    »Ja, könnte sein. Sag mal, das ist doch ein Ding mit deinem Che, oder?«
    »Ja, kann man so sagen. Aber ich glaube, da steckt noch mehr dahinter.«
    »Was
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