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Mum@work: Roman

Mum@work: Roman

Titel: Mum@work: Roman
Autoren: Elke Ahlswede
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ein einziger Gipsverband, wie ein Panzer. Die Arme sind frei, aber zwischen ihnen und dem Panzerrücken ist eine Art Folie gespannt. Klarer Fall, ein Irrer. Meine Adventsrunde wird immer interessanter.
    »Hoooo?«, brüllt ES und schwingt drohend seine ... Flügel, genau, wie Flügel sehen seine Arme aus.
    Angeführt von Fred kommen nun meine werten Gäste aus dem Wohnzimmer und lugen durch die Tür.
    »Das soll Englisch sein«, sagt Fred.
    »Na prima, dann übersetz doch mal.«
    Fred geht - sehr mutig, wie ich finde - auf ES zu und fragt, was ES will.
    Vermutlich uns alle massakrieren, das Haus in Brand stecken oder so etwas Ähnliches.
    »Who is responsible for the worm«, sagt er. Er will wissen, wer für den Wurm verantwortlich ist.«
    Ich zucke mit den Schultern und entferne mich noch ein bisschen von dem offensichtlich geistig sehr Verwirrten. »Ich verstehe gar nichts.«
    »Das ist alles, was er sagt. Er will wissen, wer für den Wurm verantwortlich ist.«
    Che wird auf einmal sehr blass. Was hat der denn nun wieder damit zu tun?
    Ich werde ihn doch feuern.
    »Es geht, glaube ich, um Mareikes Auftritt als Regenwurm«, flüstert er mir zu. Genau in diesem Augenblick drängelt sich Mareike durch die Menge der Schaulustigen, von denen die Hälfte - dank Ches leckerer Superspezialplätzchen — vermutlich gar nicht mehr merkt, dass die Erscheinung tatsächlich lebt.
    »Mareike, bleib hier«, schreie ich und reiße sie an mich.
    »Hallo, wer ist hier verantwortlich für den Wurm?«, fragt Fred, der sich zum Privatdolmetscher für den Irren im Fliegenoutfit gemacht hat.
    Fliege - Insekt - Oh-oh! Der Happening-Künstler! Der nach seinem Regenwurmauftritt ein Insekt verkörpern wollte. Und der vor allem seine Regenwurmidee geklaut sieht. Oh-oh.
    »Ich«, sagt Che jetzt leise. »Ich bin verantwortlich für den Regenwurm.«
    »You!« Paul Hurley, ebenjener reichlich erboste Künstler, stürzt auf Che zu.
    Fred wirft sich mit seinen schlappen zweihundert Kilo dazwischen, sonst wäre dies sicher in eine schwere Schlägerei ausgeartet. Stattdessen diskutieren Fred, Che und Puck, die Stubenfliege, jetzt konzentriert über die Urheberrechte in Deutschland und Großbritannien, und im Bereich der Insekten im Speziellen. Und zum Glück steht genau in diesem Moment Tobias samt Ethnologenkongress mit Anhang vor der Tür, was die Aufmerksamkeit meiner bunten Runde ein bisschen von den Keksen und der immer absurder werdenden Diskussion ablenkt.
    »Tobi, wo ist der Sekt?«
    »Kathi, wer sind diese Leute?«
    »Das erkläre ich dir gleich. Aber wo ist der Sekt?«
    »Vergessen. Tut mir leid. Aber wir haben noch jede Menge Palmwein«, sagt Tobias und greift gleich nach einer Kalebasse, die direkt im Kücheneingang steht.
     
    Das Telefon klingelt.
    »Guten Abend, Frau Stein, Benjamin Friedberg hier.«
    Benjamin Who?
    »Äh ... guten Abend.«
    Wer um alles in der Welt ist das denn?
    »Ich rufe an wegen der Demonstration. Haben Sie die gesehen?« »Ja.«
    Benjamin, Benjamin, Benjamin ... Ah! Der Praktikant! »Das war ja wohl ein voller Erfolg, oder wie sehen Sie das?« Ach, DIE Demonstration. Die Mietdemonstranten. »Ja, das war ganz gut.«
    Und jetzt lass mich in Ruhe und geh wieder studieren.
    »Meinen Sie denn, dass das meine Chancen auf einen Posten bei BetterMedia erhöht?« Aha, ein ganz Schlauer.
    »Na ja, ja, vielleicht. Ich denke drüber nach. Aber jetzt klingelt leider mein Handy. Auf Wiederhören und frohe Weihnachten.«
     
    »Ich kann nicht mehr schlafen.«
    »Wie bitte? Wer ist denn da?«
    »Tanja. Erkennst du mich nicht mehr?«
    »Doch, natürlich, ich war gerade etwas im Stress.«
    »Du, stell dir vor, ich auch. Ich weiß einfach nicht, was ich in der Klinik anziehen soll.«
    »Tanja!«
    »Ja, ich weiß, du findest das banal. Ich aber nicht.« »Und deshalb kannst du nicht schlafen?«
    »Ja, und außerdem, weil ich mich im Bett fühle wie der böse Wolf, der schon die Steine im Bauch hat. Bis ich es mal von einer Seite auf die andere geschafft habe, da vergeht schon so ein Viertelstündchen.«
    »Hm, verstehe. Du, Tanja, ich muss jetzt auflegen, auf der anderen Leitung klingelt es auch schon wieder.«
    »Dabei hab ich schon bestimmt fünf Kissen im Bett. Eigentlich ist für Karsten gar kein Platz mehr.«
    »Tschüss, Tanja, ich ruf dich zurück.«
     
    »Stein.«
    »Hallo, Schatz, wir sind es.« Oh, shit!
    »Oh, hallo, Mama.«
    »Wir sind jetzt gleich da, die Fahrt hat ein bisschen länger gedauert. Ich hoffe, ihr habt
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