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Mürrische Monster

Mürrische Monster

Titel: Mürrische Monster
Autoren: Royce Buckingham
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Richie einging, einem orientierungslosen Straßenjungen ohne Perspektive.
    »Du hast versprochen, dir Mühe zu geben«, erinnerte Nate ihn.
    Richie nickte seufzend. »Ich weiß«, sagte er. »Aber wenn mir etwas langweilig wird, verlier ich die Lust.«
    Nate verstand, was Richie meinte. Tagaus, tagein das Chaos in Schach zu halten konnte ziemlich eintönig sein.
    »Große Schlachten mit bösen Hütern und kinderfressenden Monstern geschehen nicht alle Tage, Richie«, sagte Nate. »Der Großteil unserer Arbeit besteht aus stinknormalem Aufpassen, und die Chancen, dass wir noch mal so einen verrückten Tag erleben wie den, als wir uns begegnet sind, stehen ungefähr eins zu einer Million.«
    Es war wirklich ein verrückter Tag gewesen, als sie sich kennengelernt hatten. Nates Mentor Mr. Dhaliwahl war gestorben und hatte das Haus und dessen Bewohner Nates Obhut überlassen, obwohl der gerade mal siebzehn Jahre alt war. Er war erst seit wenigen Wochen alleinverantwortlich im Amt gewesen, als der Dürre Mann aufgetaucht war, um ihn umzubringen, das Haus zu übernehmen und die darin wohnenden Dämonen zu versklaven. Der Dürre Mann war Mr. Dhaliwahls gescheiterter früherer Lehrling gewesen und mit drei gefährlichen Gehilfen und einer Riesenwut im Bauch zurückgekehrt. Nur eine Fehleinschätzung, in deren Folge der jähzornige Hüter unten im Keller von dem TIER verschlungen worden war, hatte Nate und Richie vor dem sicheren Tod bewahrt.
    »Frieden und Ruhe zu haben ist eine gute Sache«, sagte Nate vieldeutig.
    Richie verzog das Gesicht, was bedeutete, dass er verstand, worauf sein Mentor anspielte. Nate wusste, dass es für Richie ein gutes Geschäft war, in dem Haus wohnen zu können, auch wenn es dort keine Magie, sondern nur viel harte Arbeit gab. Drei warme Mahlzeiten am Tag und als Boss einen Teenager zu haben war allemal besser, als in einem Pappkarton oder in einem Bushäuschen zu schlafen, selbst wenn das Bett einen nächtens herumtrug und man gelegentlich die Treppe hinunterpurzelte.
    »Apropos Arbeit«, sagte Nate, »ich möchte, dass du die Sträucher beschneidest.« Nate reichte seinem Lehrling eine armlange Machete.
    »Wow!« Richie starrte die Waffe erstaunt an.
    »Ach so, noch was.« Nate nickte. »Den hier solltest du auch mitnehmen.« Er wühlte in der Kiste mit dem Gartenwerkzeug herum und zog einen mittelalterlichen Schild heraus.
    Im Nordwesten gehörten Brombeeren zu den einheimischen Obstgewächsen; sie gediehen auch in Nates Garten. Es war eine aggressive, sich rasend schnell ausbreitende Pflanze. Unbeschnitten wuchs sie rasch zu einem undurchdringlichen, eng verschlungenen Dickicht an, mit spitzen Dornen an den Trieben. Aber das wirklich Heimtückische an ihnen war, dass die Zweige eigene Wurzeln schlagen konnten, wo immer sie den Boden berührten, so dass der Strauch alle Handbreit neuen Halt fand, während er sich blitzartig ausbreitete und anderen Pflanzen den Lebensraum raubte.
    Richie näherte sich einem der dornigen Sträucher mit dem naiven Selbstvertrauen eines Jungen, dessen Wissen über Brombeeren sich auf das Etikett eines Marmeladenglases beschränkte.
    »Okay, oben muss ein bisschen runter«, sagte er und schwenkte die Machete lässig über den Strauch.
    ZACK!
    Ein abgeschnittener Brombeerzweig fiel zu Boden. Der Strauch erbebte bis hinab in die Wurzeln, die direkt unter Richies Füßen lagen. Der Boden vibrierte. Richie blickte sich um und dachte, dass vielleicht ein schwerer Laster vorbeigedonnert wäre. Er zuckte mit den Schultern und schwenkte die Machete erneut über den Strauch. Diesmal wichen die Zweige der Klinge aus.
    »He!«, sagte Richie und fragte sich, ob der Wind sie zur Seite geblasen hatte, aber es regte sich kein Lüftchen. Er hieb erneut auf den Brombeerstrauch ein, und wieder verfehlte er die Zweige. Plötzlich ballten sie sich zu einem Bündel zusammen und schlugen zurück. Richie riss gerade noch rechtzeitig den Schild hoch.
    DONG!
    Das Zweigbündel prallte gegen das Metall und hinterließ tiefe Schrammen auf der Oberfläche. Richie machte große Augen. Die Dornen hatten den massiven Stahl zerkratzt! Einen Moment lang fragte er sich, was sie wohl in seinem Gesicht angerichtet hätten, wenn er nicht so schnell reagiert hätte. Während er dastand, schnellte ein Trieb heraus und schlang sich um seinen Fußknöchel.
    »Aua, du teuflisches Ding!«, brüllte er, als die Dornen sich wie Bienenstacheln durch seine Socke bohrten.
    Er ließ die Machete herabsausen und
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