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Mürrische Monster

Mürrische Monster

Titel: Mürrische Monster
Autoren: Royce Buckingham
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Sandy, während sie Richie ein Tuch um den blutigen Fußknöchel band.
    »Das war kein Streich«, erklärte Nate. »Der Troll ist ein Dämon.«
    »Cool«, sagte Richie.
    »Aber es ergibt keinen Sinn«, fuhr Nate fort. »Der Troll ist seit jeher eine schlafende Wesenheit. Sein einziger chaotischer Aspekt liegt darin, die Leute mit seinem furchterregenden Blick nervös zu machen.«
    »Der Troll ist ein 1990 aus urbanen Industriematerialien geschaffenes Kunstwerk«, ratterte Sandy die Geschichte der Figur herunter, wie aus einem Lexikon abgelesen.
    »Warum passiert das gerade jetzt?« Nate begann, auf und ab zu gehen. »Was könnte eine dämonische, fünf Meter hohe Betonfigur dazu bringen, plötzlich wegzu-rennen?«
    »Wir fangen das Ding wieder ein, stimmt’s?«, sagte Richie beflissen.
    »Vielleicht«, murmelte Nate.
    »Und kassieren den Finderlohn ...« Richie wackelte mit den Augenbrauen.
    Nate sah ihn funkelnd an. »Wir sind eine gemeinnützige Organisation. Und wir fangen Dämonen in der freien Wildbahn nur dann ein, wenn sie dem Profil eines ›Plagedämons‹ entsprechen. Ihre Existenz muss wechselseitig inkompatibel mit der der Menschen sein.«
    Sandy lächelte. »Okay, dann fassen wir mal zusammen, was wir bisher wissen: Es gibt einen flüchtigen, zwei Tonnen schweren Zementdämon, der sich im Herzen einer Millionenstadt herumtreibt.«
    »Klingt das nicht nach einer Plage?« Richie grinste.
    »Okay, okay. Ich setze es auf meine Liste der Dinge, die erledigt werden müssen«, sagte Nate kopfschüttelnd. Er war immer noch verärgert, weil er die Dämonen nicht wieder hatte einfangen können, die während des Kampfes mit dem Dürren Mann und dem TIER geflüchtet waren.
    Der Dürre Mann hatte drei persönliche Gehilfen gehabt – Glump, Zunder und Kail. Glump, die Elastische Zusammenballung, war in jener Nacht bei einer verhängnisvollen Begegnung mit einem Ventilator püriert worden. Aber Zunder und Kail hatten überlebt und waren entkommen. Der Feuerdämon hatte sich vor Pernikus’ Sprühflasche gerettet, indem er tief in die Holzdielen eingedrungen war und sich zentimeterweise zur Haustür vorangearbeitet hatte. An der Schwelle hatte er so lange vor sich hingeglommen, bis irgendwann die Tür aufging und er hinausschlüpfen konnte. In der ganzen Aufregung jener wilden Nacht hatte Nate seine Flucht gar nicht bemerkt.
    Zu einem bloßen Glimmen verkümmert, hatte Zunder sich auf die Holzveranda hinausgestohlen und tagelang gewartet, bis das Gras getrocknet war. Anschließend hatte er im Nachbarhaus Zuflucht genommen und erst einmal Mr. Neebors Zeitung verschlungen, um wieder zu Kräften zu kommen. Schließlich war er von einem entflammbaren Gegenstand zum nächsten gesprungen und hatte sich einen Weg vom Queen Anne Hill hinab gebahnt. Er hatte eine alte Mülltonne entdeckt, ein Autowrack abgefackelt, sich von einem kreischenden Passanten ein Stück an dessen Mantelsaum mitnehmen lassen und sich schließlich durch die Holzschwellen der Eisenbahnstrecke gebrannt, die bis zum Ufer des Puget-Sund führte.
    Der zähe Bursche war an den Docks von Seattle entlanggekrochen – wegen der Wassernähe ein gefährlicher Ort für einen kleinen Feuerherd – und hatte sich ein sicheres Versteck gesucht, wo er in Ruhe wachsen konnte.
    Nate hatte das Feuer bis zum Hafen verfolgt, es dort aber aus den Augen verloren. Von Kail, dem heimtückischen Spalterdämon, der alles auseinanderriss, was er berührte, hatte er noch keine Spur gefunden. Die beiden zerstörerischen Dämonen trieben sich irgendwo frei in der Stadt herum, und es war seine Aufgabe, sie einzufangen, bevor sie ernsthaften Schaden anrichten konnten. Nate atmete tief durch. Und jetzt musste er sich auch noch mit einem flüchtigen Troll befassen.

6. Kapitel
    Spurensuche
    Kurz vor der Brücke an der Aurora Avenue fuhr Sandy rechts an den Bordstein. Autos säumten die Straße, deshalb musste sie sich in eine enge Parklücke zwängen. Das Unterfangen dauerte mehrere Minuten und hinterließ einige geringfügige Dellen in den Stoßstangen der beiden Fahrzeuge vor und hinter ihr.
    Nate versuchte ihr zu helfen. »Vorwärts, okay, jetzt zurück, zurück, zurück …«
    RUMMS!
    »Stopp«, sagte Richie grinsend.
    Als der Wagen schließlich – mehr schlecht als recht – eingeparkt war, stiegen sie aus und begaben sich unter die Brücke.
    Es sah schlimmer aus als auf den Fotos. Das Loch, wo die untere Körperhälfte des Trolls scheinbar im Boden gesteckt hatte, erinnerte an
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