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Mürrische Monster

Mürrische Monster

Titel: Mürrische Monster
Autoren: Royce Buckingham
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Arbeitszimmer.
    »Au, Mann«, sagte Richie, »hier is ja nix mehr übrig.«
    Sandy stieß ihn an. »Richie! Sei still.«
    »Nein, er hat recht«, sagte Nate. »Hier ist nichts mehr übrig für mich.«
    »Was soll’n das heißen, Alter?«, fragte Richie.
    »Hast du die Knobelbox?«
    »Klar.« Richie reichte sie ihm.
    Nate öffnete sie und schüttelte Flappy heraus. »Um den kann ich mich nicht mehr kümmern«, sagte Nate. »Sperr ihn auf den Dachboden, wo er nichts Schlimmeres tun kann, als Staubflusen zu jagen.«
    »Was machen wir jetzt?«, wollte Richie wissen.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Nate und drehte sich langsam im Kreis, als suche er inmitten der Trümmer nach Antworten. »Ich muss mit jemandem reden.«
    »Mit wem denn?«, fragte Sandy.
    »Mit meinem Mentor.«
    »Mit Dhaliwahl?«, entgegnete Sandy verwirrt.
    »Alter«, sagte Richie, »ich weiß ja, dass du ein paar abgefahrene Sachen beherrschst, aber dass du mit einem Toten reden kannst, is mir neu.«
    »Sandy«, sagte Nate, »ich möchte, dass du den Abschnitt in Dhaliwahls Kompendium-Einträgen findest, der von Flappy handelt, und ihn mir übersetzt.«
    »Jetzt gleich?«
    »Ja.«
    Sandy holte ihren Laptop hervor, und sie setzten sich inmitten der zertrümmerten Möbel und verstreuten Urnen auf den Boden. Lilli und Richie standen hinter ihnen und warteten, bis Sandy die Stelle fand und Dhaliwahls Eintrag vorlas.
    »Ich habe den Winddämon eingefangen, aber um einen schrecklichen Preis. Eine junge Familie fiel seinem Wüten zum Opfer. Ihr Segelboot zerschellte an den Felsen von Deception Point, kurz nachdem ich sie auf der Jagd nach meiner Beute mit dem Kutter überholt hatte. In diesem Augenblick stand ich vor einer Wahl, einer entsetzlichen Wahl. Entweder würde ich endlich diesen prachtvollen tödlichen Dämon fangen oder der Familie helfen. Ich entschied mich für den Dämon, und als ich seiner habhaft geworden war, hatte der andere Dämon – den ich nicht bemerkt hatte – die Leute fortgespült.«
    Sandy blätterte um.
    »Der Sturm erstarb, sobald der Winddämon gefangen war, und ich fuhr zurück und fand nur noch die Wrackteile des Segelboots vor. Aber im Wasser trieb noch etwas anderes – ein kleines Kind mit einer Rettungsweste. Ich brachte es an Land.«
    Nate saß stocksteif da und starrte ins Leere.
    »Der Junge wird sich nicht an mich erinnern, aber während er aufwächst, werde ich ihn aus der Ferne im Auge behalten und beobachten, wie es ihm ergeht. Ich brauche einen neuen Lehrling, aber ich möchte den Jungen nicht noch mehr belasten. Hoffentlich findet er nette Pflegeeltern, bei denen er ein normales Leben führen kann. Sollte dieser Junge aber – sein Name ist Nathan – mit seinem Schicksal hadern, dann werde ich einschreiten und ihn in meine Obhut nehmen, denn an jenem dunklen Tag habe ich in blinder Hingabe an meine Berufung seine Eltern sterben lassen.«
    »Er war dort«, flüsterte Nate. Seine Stimme erstarb.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Sandy.
    »Was für Schuldgefühle er gehabt haben muss«, sagte Lilli leise.
    Nate saß eine Weile schweigend da und überlegte. »Es war der andere Dämon«, wiederholte er schließlich Dhaliwahls Worte. Plötzlich stand er auf. »Ich verlasse euch«, sagte er.
    Dann rief er Nik und Pernikus zu sich. Sie eilten herbei und ließen sich von der Knobelbox aufsaugen. Nate steckte sie in die Tasche, wandte sich um und ging an seinem Lehrling und an Sandy und Lilli vorbei.
    Sandy rannte ihm nach und hielt ihn fest.
    »Wohin gehst du?«
    »Ein letztes Element ist noch übrig.«
    »Hä?«, machte Richie. »Welches denn?«
    Sandy überlegte einen Augenblick, dann murmelte sie: »Wasser.«
    Nate nickte. »Der Wind hat meine Eltern nicht allein umgebracht. Ich werde den WANDERER nehmen und den Wasserdämon suchen.«
    »Wo denn?«, fragte Richie.
    »In der Bucht, auf dem Meer ... ich weiß nicht. Wohin mich die Suche eben führt.«
    »Und was wird aus dem Haus?«, fragte Sandy.
    »Es ist leer.«
    »Was ist mit Richie?«, fragte sie.
    »Meinst du, du kommst klar, Junge?«, fragte Nate an Richie gewandt.
    Er betrachtete seinen Lehrling, der die Verwüstungen anstarrte und hin und her überlegte. Richie war noch immer ein junger Rabauke, und auf sich allein gestellt würde er eine schwere Zeit durchmachen. Er brauchte Anleitung. Aber Nate konnte nicht anders, er musste gehen.
    »Seattle wird jetzt erst mal ein ziemlich heißes Pflaster sein«, sagte Richie. »In der Stadt rennen massenhaft Dämonen rum. Und
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