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Mürrische Monster

Mürrische Monster

Titel: Mürrische Monster
Autoren: Royce Buckingham
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Als eine Garnitur Küchenmesser herabregnete, blieb ihnen nichts anderes übrig, als auszuweichen; und der Umstand, dass die Messer sich in einem Muster ins Gras bohrten, das den Namen N-A-T-E ergab, war ein wenig beunruhigend.
    Richie blickte zum Fenster hinauf, während sich weitere Dämonen ins Freie ergossen. Vielleicht hatte Sandy ja recht, dachte er, und Nate war längst tot.
    Während die beiden im Garten umhereilten, setzte Nik Lilli an den VW-Käfer gelehnt auf den Bürgersteig, und Zoot bedeckte sie wieder mit seiner pinkfarbenen Hülle, die er derart zerfließen ließ, dass er wie ein Teil des Autos wirkte und Lilli vor jedwedem Wahnsinn verbarg, der noch aus dem riesigen zerbrochenen Fenster oben im Haus kommen mochte.
     
    Auf dem Dachboden zerrte der Dämonenfresser den letzten Zipfel seines unförmigen Leibes aus der Wandöffnung.
    Nate wich zurück und scheuchte noch ein paar quälend langsame Dämonen aus dem Fenster.
    »Macht schon, bewegt euch ...«, drängte er sie.
    Der Dämonenfresser wand sich wie eine fette Schlange, wackelte auf seinem ausgebeulten Bauch hin und her; er war zu aufgebläht, um sich mit Armen und Beinen abzustützen. Sie ragten aus seinem segmentierten Körper wie dünne Stöcke, die in einem Schneemann steckten, ohne den Boden zu berühren.
    »He, du!«, brüllte Nate den Kleiderständer an, mit dem er das Fenster eingeschlagen hatte. »Du bist der Letzte! Raus!« Der Ständer sprang hinaus. Nate schaute traurig zu. Der Rest der Dämonen würde es nicht mehr schaffen.
    Die Vorhänge wehten in die Nacht hinaus, während Calamitous seinen langen Leib durch den Raum schlängelte. Plötzlich schrie er auf und kam auf Nate zugeschossen wie eine Sidewinder-Rakete, die über den Wüstenboden hinwegjagt. Er pflügte durch die restlichen Dämonen – die Langsamen, die Schwachen und andere, die Nate nicht mehr hatte retten können – und schaufelte sie sich ins aufgerissene Maul.
    Nate stürzte ans Fenster und blickte hinunter. Bestürzt sah er die zerschmetterten Leiber all der Dämonen, die den Zwölf-Meter-Sprung nicht überlebt hatten. Auch er würde es nicht heil überstehen. Dämonenhüter waren keine Zauberer – das hatte er Richie immer wieder versichert. Er war ein ganz normaler Mensch, der lediglich das Chaos so sehen konnte, wie es auf der Welt in Wahrheit existierte.
    »Ich kann nicht fliegen ...«, murmelte er, während die Vorhänge panisch hin und her flatterten. Sie schienen genauso dringend wegzuwollen wie er selbst.
    »O mein Gott!«, brüllte er, packte die Gardinenstange, riss sie los, stieß sich vom Fensterbrett ab und sprang in die Tiefe.

27. Kapitel
    Späte Erkenntnis
    Sandy und Richie blickten nach oben, als sie das Gebrüll des Dämonenfressers hörten. Das Ungeheuer war auf dem Dachboden. Jetzt kamen keine Dämonen mehr angeflogen. Der letzte war ein Kleiderständer gewesen, der nach seiner Landung kurz mit Richie gerangelt hatte, weil er ihm die Jacke abnehmen wollte. Ihre Hoffnung, dass dort oben noch jemand am Leben war, schwand zusehends.
    Ein dumpfes Knurren auf der Veranda riss Richies Kopf herum. Das Herz rutschte ihm in die Hose. Ein nur allzu bekanntes Albtraum-Wesen stand in der Tür, ein schmieriges Ungetüm mit sechs Gliedmaßen, schwarzen Lippen und langen gebogenen Fängen. Der Dämonenfresser hatte, während er durch das Haus getobt war, die Kellertür aus den Angeln gerissen und dadurch das TIER befreit.
    »O nein«, stöhnte Richie. Der geifernde Straßendämon ernährte sich hauptsächlich von streunenden Kindern, also von solchen, wie Richie eines gewesen war, bevor Nate ihn bei sich aufgenommen hatte. Allerdings verschmähte er, wenn es sein musste, auch andere Kinder nicht. Richies vordringliche Sorge galt Lilli. Als Mädchen, das ziellos durch die Gegend zog, stand sie automatisch ganz oben auf dem Speiseplan des TIERS. Als er über die Schulter blickte und sie nirgends sah, war er heilfroh. Aber ihm war klar, dass sein eigener Untergang bevorstand, als das Tier nun die Verandastufen hinabmarschierte – es musste einen Mordshunger haben, denn heute Morgen hatte es nichts zu fressen bekommen. Richie schaute sich um. Diesmal war Nate nicht zur Stelle, um ihm aus der Patsche zu helfen. Er hob den Schlangenstab, glaubte aber nicht daran, dass der ihn retten würde. Er wusste ja gar nicht genau, wie man damit umging. Es würde ein grausiges Ende mit ihm nehmen, so wie mit seinen Freunden Gus und Schnorrer, bevor Nate das TIER eingefangen
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