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Muenchen Blues

Titel: Muenchen Blues
Autoren: Max Bronski
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Schädeldecke. Gab es denn keinen da drinnen, der aufwachte und dieses verfahrene Ding noch einmal umbog? Zuhauen durfte ich nicht, reden wie Hirschböck konnte ich nicht. Momentan war ich der Gefickte, so hätte es das Reptil aus dem Pik Ass ausgedrückt.
    Ich guckte mich im Spiegel an. Heute früh hatte ich schon wieder ganz manierlich ausgesehen. Aber jetzt färbte eine hektische Stauröte mein Gesicht wie eine Purpurpflaume. Wenn ich hier schon keinen Blumentopf mehr gewinnen konnte, so ließ sich doch noch dafür sorgen, dass ich dieses Haus nicht mit vollgepisster Hose verließ.
    Ich stürmte fast im Laufschritt zurück in Hirschböcks Büro. Aufgeräumt saß er wieder am Besprechungstisch vor Kaffee und Gebäck. Als ich eintrat, schaute er kurz auf die Armbanduhr.
    – Kein Problem, ich bin gleich draußen.
    Hirschböck schüttelte gütig den Kopf.
    – Zwei Sachen noch. Oder wenigstens eine, ob es zur zweiten noch kommt, werden wir ja sehen. Für mich lief diese Geschichte so: Die Studie war Chefsache. Das wusste Traublinger, und so hat er das sicher auch weitergegeben. Deshalb sind die von der anderen Seite direkt an Sie herangetreten. Mit einem, wie man annehmen darf, Spitzenangebot.
    – Hoho!, machte Hirschböck.
    – Ein Angebot, das Sie fast aus der Kurve getragen hätte. Jedenfalls haben Sie an diesem Abend die Studie eingepackt und waren drauf und dran, sie auch über den Tisch wandern zu lassen. Was dann passiert ist, das werde ich nie rauskriegen. Sagen wir einfach: Sie haben Skrupel bekommen, und das Ding blieb in Ihrem Säckel. Jedenfalls hat Sie die Sache ziemlich gebeutelt. Irgendwann haben Sie diesen moralischen Zweifelsfall in einem Fetzen Rausch versenkt.
    Hirschböck hatte den Kopf schräg gelegt, als lausche er einer Predigt.
    – Bestimmt hatte aber Traublinger seinem künftigen Brotherrn, Dr. Nüsslein, Zusicherungen gemacht. Als das Exposé dann doch nicht über den Tisch ging, geriet er in Zugzwang. Er musste improvisieren. Anders kann ich mir diese dilettantische Geschichte mit dem Überfall nicht erklären. Die Sache war doch nicht durchdacht, denn hinterher hatte er Mongolen-Adi am Hals. Wo Traublinger doch Geschäftsführer werden wollte! Sie haben das geahnt und vorsichtshalber das LKA agieren lassen, weil man da von Ihrer Seite aus leichter einwirken kann. Schließlich haben bei denen der Innenminister und Ihr Freund Edi das Sagen.
    Hirschböck blieb die ganze Zeit über gefasst, sein Mienenspiel zeigte, dass er meine heftigen Worte sogar mit vielVerständnis begleitete. Der bayerische Politiker ist durch öffentliche Beschimpfungen beim Starkbieranstich und ähnlichen Anlässen so gestählt, dass er nie die Leutseligkeit verliert.
    – In der Sache sind viele Fehler gemacht worden, erwiderte Hirschböck. Auch persönliches Fehlverhalten ist zu beklagen. Aber halten wir jetzt einfach in aller Deutlichkeit fest, dass ich an besagtem Tag zusammengeschlagen und ausgeraubt worden bin. Und aus einem Opfer machen auch Sie keinen Täter, verstehen wir uns da? Was alles andere angeht, sagen wir: Die unbeabsichtigten Schäden, die aus meinem, vielleicht zu vertrauensseligen Verhalten entstanden sind, die haben wir alle wieder gutgemacht, indem wir die Studie veröffentlicht haben.
    Jetzt platzte mir doch der Kragen. Ich sprang auf und schlug bei jedem Wort auf den Tisch.
    – Wir haben dieses Ding gedreht und die Studie veröffentlicht. Nicht Sie!
    Hirschböck lehnte sich zurück und lachte aus vollem Hals. Dann tupfte er unter seinen feuchten Augen herum und beugte sich zu mir.
    – Gar nichts haben Sie! Null! Ich habe einen Anruf bekommen vom Rechenzentrum. Dass da irgendwelche Blinden versuchen, uns was reinzupfropfen. Dann haben wir uns das angeschaut und gesehen, dass es die Studie ist. Ich habe gesagt: Gute Idee, aber das machen wir lieber selber. Wenn schon, dann richtig.
    Ich fiel in ein tiefes Loch. Man hatte nicht den Hauch einer Chance. Wenn man ihnen die Tür eintreten wollte, hatten sie die schon aufgemacht und fingen an, einem den Stiefel zu wienern. Hirschböck schaute mich mitleidig an. Eine jähe undvollständige Entkräftung war über mich gekommen und hatte mich schachmatt gesetzt. Das rührte ihn zutiefst.
    – Dass Sie aber auch dermaßen verbissen sind. Überhaupt nicht auslassen können. So kiebig.
    Ich hatte keine Ahnung, was ich ihm antworten sollte.
    – Sie sind doch ein Lutheraner?
    Ich schüttelte den Kopf.
    – Sie werden das halt nicht mehr wissen.
    Er zog
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