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Die Bourne Intrige

Die Bourne Intrige

Titel: Die Bourne Intrige
Autoren: Robert Ludlum
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PROLOG
    München, Deutschland ⁄ Bali, Indonesien
    »Ich spreche ganz gut Russisch«, sagte Verteidigungsminister Bud Halliday, »aber ich würde lieber Englisch sprechen.«
    »Das ist mir recht«, betonte der russische Oberst mit schwerem Akzent. »Ich unterhalte mich immer gern in einer fremden Sprache.«
    Halliday reagierte mit einem säuerlichen Lächeln auf den Seitenhieb des Russen. Es war wohlbekannt, dass Amerikaner auch im Ausland nur Englisch sprechen wollten.
    »Gut. Dann werden wir die Sache schnell erledigt haben.« Doch statt zu beginnen, starrte er nur auf eine Wand voll mit schlechten Porträtfotos von Jazzgrößen wie Miles Davis und John Coltrane – zweifellos Kopien von Pressefotos.
    Jetzt, wo er dem Oberst zum ersten Mal gegenübersaß, kamen ihm Zweifel, ob dieses Treffen eine gute Idee war. Zum einen war er jünger, als Halliday gedacht hatte. Er hatte dichtes blondes Haar, kurz geschnitten, wie es für russische Militärs typisch war. Zum anderen sah er aus wie ein Mann, der seine Zeit nicht hinter einem Schreibtisch verbrachte. Halliday sah, wie sich die Muskeln unter dem billigen Anzug wölbten. Der Mann strahlte eine seltsame Ruhe aus, die Halliday irgendwie beunruhigte. Aber es waren seine Augen – diese blassen, §tiefliegenden, starr dreinblickenden Augen –, die den Minister wirklich nervös machten. Es kam ihm vor, als würde er ein Foto vor sich sehen und nicht echte Augen. Die Knollennase verstärkte nur den unerbittlichen Eindruck dieser Augen; es war, als wäre da keine Seele dahinter, nur ein unbeugsamer Wille, etwas Uraltes und Böses, wie aus einer der Geschichten von H. P. Lovecraft, die Halliday in seiner Jugend verschlungen hatte.
    Er unterdrückte seinen Drang, einfach aufzustehen und hinauszugehen. Immerhin hatte er die weite Reise aus einem bestimmten Grund gemacht, rief er sich in Erinnerung.
    Der Smog, der über München hing – und der den gleichen schmutzig grauen Farbton hatte wie Karpows Augen –, spiegelte genau Hallidays Stimmung wider. Am liebsten hätte er diese trübe graue Stadt auf der Stelle wieder verlassen, aber das war nun einmal nicht möglich. Und so saß er hier in diesem verrauchten Jazzkeller, nachdem er in der von Touristen überschwemmten Rumfordstraße aus einer gepanzerten Lincoln-Limousine gestiegen war. Was hatte dieser Russe so Besonderes an sich, dass der amerikanische Verteidigungsminister 6800 Kilometer zurücklegte, um sich mit ihm in einer Stadt zu treffen, die er nicht mochte? Boris Karpow war Oberst im sogenannten FSB-2 , der mächtigen russischen Antidrogenbehörde. Der kometenhafte Aufstieg des FSB-2 an die Macht drückte sich auch darin aus, dass ein Vertreter der Organisation in der Lage war, dem amerikanischen Verteidigungsminister eine direkte Botschaft zukommen zu lassen und ihn aus Washington herauszulocken.
    Aber Karpow hatte angedeutet, dass er etwas anzubieten habe, was für Halliday sehr wertvoll sei. Der Verteidigungsminister hätte sich fragen können, was das sein mochte, aber er war zu sehr mit der Frage beschäftigt, was der Russe dafür verlangen würde. Bei solchen Geschäften bekam man nichts ohne Gegenleistung, das wusste Halliday nur zu gut. Er hatte jahrzehntelange Erfahrung in dem politischen Machtpoker im Umfeld des Präsidenten. Er hatte sich auch auf Geschäfte eingelassen, die ihm nicht leichtgefallen waren, aber Kompromisse gehörten nun einmal dazu, im eigenen Land wie auf der internationalen Bühne.
    Dennoch hätte Halliday Karpows Angebot wahrscheinlich nicht einmal in Erwägung gezogen, wenn seine eigene Position beim Präsidenten nicht so geschwächt gewesen wäre. Der erschreckend abrupte Absturz von Luther LaValle, der als Geheimdienstzar für ihn tätig war, hatte Hallidays Machtbasis erschüttert. Hinter seinem Rücken wurde er selbst von Freunden und Verbündeten kritisiert, und er fragte sich schon, wer von ihnen ihm als Erster das sprichwörtliche Messer in den Rücken stoßen würde.
    Aber er war lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass die Rettung manchmal in scheinbar unangenehmer Gestalt auftauchen konnte. Er hoffte, dass Karpows Geschäft ihm das politische Kapital liefern würde, mit dem er sein Ansehen beim Präsidenten zurückgewinnen und seine Machtbasis innerhalb der Rüstungsindustrie stärken konnte.
    Während das Trio auf der Bühne seinen lauten Klangteppich entfaltete, ging Halliday noch einmal in Gedanken die Akte über Boris Karpow durch – so als könnte er jetzt
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