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Muenchen Blues

Titel: Muenchen Blues
Autoren: Max Bronski
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lang dieser artigen Kunst gehuldigt hatten, ergriff Hirschböck die Initiative.
    – Was der Traublinger da gemacht hat, ist schon eine Riesensauerei.
    Wenn der andere eingelullt war, brutal hinzuledern, dadurch unterschied sich der Fortgeschrittene vom Anfänger. Jetzt war aber auch genug herumgemenschelt. Gatter auf, Sau raus und Schluss!
    – Allerdings, erwiderte ich. Aber zufriedenstellend aufgelöst ist die ganze Sache trotzdem nicht.
    – Aha. Lassen Sie hören!
    – Andersherum! Wie war das denn an diesem Wiesnabend mit Ihnen?
    Hirschböck riss die Augen auf.
    – Ja, hoppala!
    Dann aber besann er sich und kehrte zu einem moderaten Ton zurück.
    – Ja, wie war das? Die Firmen laden halt ein. Meistens haben sie dann ja auch ein Anliegen. Macht ja nichts, anhören kann man sich alles einmal, dafür sind wir schließlich da. Wenn du nicht weißt, was läuft, kannst du auch keine vernünftige Wirtschaftsförderung machen, oder?
    – Hm.
    – Und hinter der Global Real Estate steht ja ein Gigant.Börsennotiert. Da heißt es bei uns nicht einfach – gerade herausgesagt: Leckt’s uns am Arsch! Also geht man hin, logisch.
    – Und den Kontakt hat Traublinger vermittelt?
    – Freilich. Die ganze Sache hat er aufgebracht.
    – Er hatte eine Vertrauensstellung bei Ihnen?
    – Gehabt! Es war ihm schon klar, dass er bei uns nichts mehr werden kann.
    – Wieso denn das?
    – European Economics – da ist er hergekommen, und so war er. Ein guter Fachmann, aber keiner, der sich auch einmal beim Alten Wirt in Bichselbach hinstellt und erzählt, was wir machen.
    – Er wollte weg?
    – Vermutlich. Jedenfalls ist er gekommen, hat gesagt, passens auf, da ist eine große Firma, die bringen richtig Geld nach München, da müssen wir dranbleiben. Er hat ein paar Informationen zusammengestellt, das war schon eindrucksvoll, was die im Kreuz haben. Einer wie ich sitzt dann da und überlegt: Wie bindest du diese Weltfirma, dass sie in Bayern bleibt.
    – Traublinger wollte selbst zur GRE, wussten Sie das?
    Hirschböck schlug auf den Tisch.
    – Hab ich mir’s doch gedacht. Da schau ihn dir an!
    Schon jetzt wurde mir klar, wie wenig Chancen ich bei einem gewieften Taktiker wie Hirschböck hatte. Er seifte mich nach allen Regeln der Kunst ein. An dem, was er sagte, war nichts falsch, es war aber auch nur bestenfalls halb richtig. Er gab den Fachmann, den Parteimann, den Biedermann, den Bauern oder Viehhändler, je nachdem, was anstand. In machtlosen Situationen wie diesen hätte man das ganze Pack gerne an einem Lodenstrick aufgehängt. Ich spürte, wie mirdas Blut zu Kopf stieg. Die kunstvolle Brühung der ministeriellen Mischung von Frau Finsterwalder hatte auch das Ihre dazu getan.
    Hätte ich wirklich einen absolut unbestechlichen Charakter, hätte ich ihn am Schlafittchen gepackt und auf seiner Schreibtischgaleone hin- und hergebeutelt. Aber so blöde war ich auch nicht, dass ich mich dazu hinreißen ließ, meine zumeist ruhige bürgerliche Existenz in Bayern aufs Spiel zu setzen. Außerdem hatte ich einen Auftrag im Namen von Julius.
    Aber ich wurde eine ganze Latte giftiger.
    – Warum hat Traublinger diese ganze Geschichte mit der Studie dann nicht vom Büro aus gefingert?
    Hirschböck lächelte.
    – Weil wir normal solche Sachen nie aus der Hand geben. Er hat was läuten gehört. Und mit guten Informationen kannst du einem Geschäft eine gute Grundlage geben.
    Und jetzt kam die Galle.
    – Und wieso nimmt dann jemand wie Sie die Studie aufs Oktoberfest mit?
    – Man muss präpariert sein. Das heißt ja noch lange nicht, dass du davon was rauslässt. Aber du sagst denen natürlich, passens auf, ich rate Ihnen, das so oder so zu machen. Die verstehen dann schon, dass damit auch eine gewisse Handreichung gegeben ist, wenn einer wie ich so was sagt. Logisch, oder?
    – Und wie kam es dazu, dass das LKA den Fall an sich gezogen hat? Wäre das nicht was für die Ettstraße gewesen?
    Hirschböcks Lächeln wurde fein.
    – Zufall! Der erste klare Gedanke an dem Abend war: Du musst den Edi Wolfertsberger vom Innenministerium anrufen.Und der hat halt die ganze Geschichte gleich an seinen Apparat weitergegeben.
    Frau Finsterwalder kam herüber. Ein wichtiges Gespräch liege an. Ob Herr Dr. Hirschböck den Anruf entgegennehme?
    – Unterbrechen wir kurz, sagte er zu mir.
    Ich nutzte die Gelegenheit und ging auf die Toilette.

49
    Ich klatschte mir Wasser ins Gesicht, dann haute ich mir mit der flachen Hand mehrfach auf die
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