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Mr Pink Floyd

Mr Pink Floyd

Titel: Mr Pink Floyd
Autoren: Michele Mari
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sagen. Von früh bis spät fingerten sie an meinen Instrumenten herum, und da sie keinen Penny besaßen, übernahmen sie als Gegenleistung alle möglichen Dienste für mich: Somit bin ich heute der einzige Mensch auf Erden, der von sich behaupten kann, auf einem Klo gesessen zu haben, das die magischen Hände von Pink Floyd repariert hatten … Natürlich hießen sie damals noch nicht so, sie hatten einen komischen Namen nach dem anderen, Sigma Six , Abdabs , für einen einzigen Abend sogar Megadeaths … Als Wright und Mason umzogen, war Roger überglücklich, zwei alte Freunde aus Cambridge zu sich holen zu können, Syd Barrett und Bob Klose. Barrett hielt meinen Garten in Ordnung, in dem noch heute die von ihm gepflanzten Bäumchen stehen. Nach einer Weile kamen Wright und Mason fast jeden Abend zu uns zu Besuch, und jedes Mal spielten sie auf meinen exotischen Instrumenten herum: Kurz darauf hatten sie sich in Spectrum Five umbenannt, bis Barrett auf die Idee kam, die Gruppe zu meinen Ehren auf den Namen
Leonard’s Lodgers zu taufen. Als Architekt habe ich in meinem Leben nicht viel zustande gebracht, aber Pink Floyd aus der Taufe gehoben zu haben, macht mich zum stolzesten Menschen der Welt.
    Fünfundvierzig Jahre sind seitdem vergangen, und ich habe nichts anderes getan, als Zimmer zu vermieten: diese Zimmer, 39 Stanhope Gardens. Es kommen Anfragen aus aller Welt, von Sechzigjährigen, die genau da schlafen wollen, wo sie geschlafen haben, und, um die Warteliste zu umgehen, mir bisweilen Summen bieten, die nicht einmal das George V in Paris nimmt. Da ich jedoch eine bestimmte Ethik verfolge, nehme ich das, eine physiologische Wertberichtigung vorbehalten, was ich auch von ihnen genommen habe beziehungsweise genommen hätte , schließlich haben sie mir ja nie etwas dafür bezahlt. Aber jedes Mal, wenn sie in London aufgetreten sind, haben sie an mich gedacht und mir eine Eintrittskarte geschickt, und stellt euch vor, in der Royal Albert Hall saß ich nur vier Reihen hinter der königlichen Familie …
    In den Büchern steht, dass ich sie aufgrund meiner Experimente zu ihren ersten Lightshows inspiriert hätte: Was soll ich dazu sagen? Stimmt.

SECHSTE KLAGE
    Chris Dennis

    Das Leben ist so ungerecht … Bob Klose war dabei, ja, mittendrin! Und dann ist er einfach gegangen … Ich hätte mir Arme und Beine ausgerissen, um dabei zu sein, und fast hätte ich es auch geschafft… aber dann … aber dann! 1963 war ich der Sänger von Red Caps , das war eine von vielen Bands in Cambridge … Leider war ich auch Techniker bei der RAF, der Royal Air Force, und musste die Band verlassen, als ich nach London versetzt wurde… Dort hatte ich auf einmal mehr Freizeit, als ich dachte, und machte mich auf die Suche nach einer neuen Band: Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie ich mich gefühlt habe, als mir Roger Waters an einem kleinen Tisch im Pub sagt, dass er und seine Leute, die sich damals Leonard’s Lodgers nannten, einen Sänger suchen … »Aber habt ihr nicht schon Barrett?«, frage ich ihn, woraufhin er mir erzählt, dass Barrett lieber komponierte und Gitarre spielte und gerade unterwegs nach Cambridge sei – wir reden hier von Weihnachten ’64 –, um den Posten Geoff Mott anzubieten: Noch ehe er den Satz zu Ende sprechen kann, willige ich ein! Vom folgenden Tag an gehe auch ich regelmäßig zu diesem Leonard, es war echt traumhaft … Ich sah sie schon vor mir, die Zukunft, ich konnte sie fühlen … den Ruhm, das Geld … die unsterbliche Legende, mir war klar, dass ich sie bereits in Händen hielt, während die anderen noch nicht das Geringste ahnten …
    Ihr wisst, wie es ausgegangen ist, nicht wahr? Im Januar 1965 schickte mich die Royal Air Force an den Persischen Golf, und
seitdem hat man nichts mehr von mir gehört… Bin ich dort unten gestorben, alt geworden? Bin ich an irgendeinen anderen Punkt der Erde versetzt worden? Ganz egal, Ende der Legende … noch bevor sie begonnen hatte … geweissagt, vorausgeahnt … tschüss Chris, hier ist kein Platz für dich … zwischen Arabien und Persien liegt das Nichts, dort ist dein Platz, tschüss.

SIEBTE KLAGE
    Geoffrey Mottlow

    Lieber Chris, ein paarmal habe ich die Red Caps gesehen, aber es wäre eine Lüge, wenn ich behaupten würde, mich an deine Stimme zu erinnern … Ich kann mich ja kaum daran erinnern, wie ich gesungen habe, und weißt du eigentlich, dass ich auch im Nichts gelandet bin? Nur zu deinem Trost, auch in England gibt es das Nichts, nur
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