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Mr Pink Floyd

Mr Pink Floyd

Titel: Mr Pink Floyd
Autoren: Michele Mari
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seinem und meinem Stil, weshalb mir diese Performances auch wie fieses, albernes Nachäffen vorkamen, selbst seine Stimme ahmte ich nach, von wegen Arnold Layne, ich war der Transvestit! Ab und an, und das waren die schmachvollsten Momente, hatte ich den Eindruck, er hätte es bemerkt, denn dann hörte er plötzlich auf zu spielen und grinste mich an, als wollte er sagen: »Jetzt kannst du weitermachen …« Oder er verließ seine Position und stellte sich zu mir, dicht an dicht,
als wollte er dem Publikum zeigen, dass wir dieselbe Rolle ausfüllten … Nun, so viel also zu dieser Scham, von der ich euch erzählen wollte. Wenn man sich dann noch vorstellt, dass er fast alle Songs geschrieben hat und man regelrecht ins Schwärmen geriet, während man sie spielte, aber gleichzeitig Mitleid bekam, sobald man zu ihm hinüberschaute, bei seinem Anblick, so willenlos, völlig woanders , und dann dieser Speichelfaden, der aus seinem Mund lief… Überlegt mal, am Ende haben wir sogar Mikrofon und Verstärker abgestellt, damit niemand die fürchterlichen Klänge hörte, die immer häufiger aus seiner Gitarre kamen … Alles ziemlich übel, oder?

DRITTES GESTÄNDNIS
    Der Hund

    Ich heiße Nicholas Berkeley Mason, genannt Nick, von Beruf Schlagzeuger.
    Dein Miauen habe ich gehört, du Herr über die akustischen Saiten. Stimmt, ihr wart Jugendfreunde, aber Syd und Roger gingen auf dieselbe Schule. Eigentlich Roger und Roger, denn Syd hieß damals noch nicht Syd. Aber das ist eine andere Geschichte. Rogers Mama, Mary, war seit Kurzem Witwe und schloss Roger-Syd mit solcher Leidenschaft in ihr Herz, dass jedes andere Kind eifersüchtig geworden wäre. Roger dagegen sog diese Zuneigung in sich ein, machte sie zu seiner eigenen und nahm Syd wie einen richtigen Bruder auf: Ich kenne niemanden, der einen anderen Menschen so geliebt hat, selbst als sie später schon beide erwachsen waren. Ich habe ihn weinen sehen, als es Syd immer häufiger schlechtging, und er war der Einzige von uns, der nicht gut drauf war, wenn auch Syd nicht auf der Höhe war. Als Rick und ich beschlossen, ihn zu ersetzen, wandte er sich mit aller Gewalt dagegen, er bestand darauf, Syd in sämtliche Konzerte mitzunehmen, selbst auf die Tour durch Amerika, die den endgültigen Zusammenbruch unseres Kumpels darstellte. Die Musikkritiker tauften ihn »den Zombie«, und es gab sogar Leute im Publikum, die ihm noch manch anderes an den Kopf geworfen haben. Lächelnd rief er dann irgendetwas zurück und hielt einfach inne oder tat so, als würde er Gitarre spielen, ohne die Saiten auch nur mit den Fingern zu streifen. Ehrlich gesagt kann ich verstehen, dass es Zuschauer
gab, die sich auf den Arm genommen fühlten, schließlich hatten sie für das Ticket bezahlt… Ich muss allerdings zugeben, dass ich mehr Mitleid für Roger empfand, denn Syd war ja anscheinend in eine andere Welt abgetaucht. Roger versuchte, ihn mit verzweifelten Blicken in die Realität zurückzuholen, aber Syd lächelte bloß weiter oder legte einfach seine Gitarre auf den Boden und ging …
    Als sich Roger dem Entschluss beugte, ihn zu ersetzen, drohte er uns, die Band aufzulösen, wenn wir nicht Dave nehmen würden. Er hat immer den Chef gemimt, unser Roger, und wahrscheinlich war das auch gut so. Ich hätte Jeff Beck bevorzugt, aber die Fakten sprachen für Dave. Ich erinnere mich noch gut an die ersten Auftritte zu fünft, vor denen sich Roger mit Dave zurückzog und ihm eine ganze Litanei an Anweisungen herunterbetete. Dave hörte immer brav zu und nickte, wie der Krankenpfleger in einer Irrenanstalt, der sich vom Psychiater eine Predigt anhören muss. Aber es gab auch Momente, wo Anweisungen nichts gebracht hätten: Wie damals im Bandbus, als ausgerechnet Syd zu Dave sagte: »Gib alles heut Abend, ich will gut rüberkommen.« Als Dave Roger anschaute, weil er wissen wollte, was er machen sollte, hatte sich Roger bereits umgedreht, um seine Tränen zu verbergen.

ERSTE ZEUGENAUSSAGE
    Mike Leonard

    Wer bin schon ich, dass ich neben diesen ganzen Berühmtheiten hier auftauche? Ein Architekt mit dem Namen eines Boxers und leidenschaftlicher Sammler von Musikinstrumenten aus aller Welt, doch vor allem der Eigentümer eines großen Hauses in London. 1963 vermietete ich ein paar Zimmer an zwei junge Männer aus Cambridge, zu denen sich bald ein dritter aus Birmingham gesellte. Sie hießen Roger Waters, Richard Wright und Nick Mason, und was später aus denen wurde, brauche ich euch ja nicht zu
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