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Mr Pink Floyd

Mr Pink Floyd

Titel: Mr Pink Floyd
Autoren: Michele Mari
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alle Instrumente zu spielen, weshalb Mick mich nicht ausstehen konnte. Er meinte, ich sei ein Angeber, in Wahrheit hat er nur nie eingesehen, dass ich mehr Talent besaß als er. Als er mir, nachdem er die Band ausreichend bearbeitet hatte, dickmäulig verkündete, ich müsse gehen, wusste ich, dass es nur zwei Wege für mich gab: entweder sie alle zu vergessen und zuzulassen, dass sie sich in Luft auflösen, oder mein Leben zu opfern und sie zur Legende werden zu lassen. Da ich nun mal an meinem Werk hing, wählte ich den zweiten Weg. Am 3. Juli 1969 ertränkte ich mich in einem Swimmingpool, und nur zwei Tage danach füllten meine alten Kumpels bei einem unvergesslichen Konzert den gesamten Hyde Park. Aber weil auf dieser Welt zumindest ein Funken Gerechtigkeit herrscht, sind sie von überirdischen Mächten in Mumien verwandelt worden: Erinnert ihr euch an das Gesicht von Keith oder besonders das von Mick? Habt ihr jemals Menschen mit solch ausgemergelten Gesichtern gesehen? Sie wissen ganz genau, warum sie so ausgedörrt
sind, und ob, das Wasser aus dem Swimmingpool wäre ihnen Millionen Pfund wert …
    Ich frage mich allerdings, welche Logik hinter diesen Mächten steckt, warum sie Stuarts Gehirn haben explodieren lassen, ohne dass er auf den Geschmack des Erfolgs kommen durfte, warum mir ein paar Jahre mehr gewährt wurden, warum der Diamant am Leben bleiben konnte … ohne Verstand, aber am Leben … Und was ich mich noch frage: Hatte er nicht vielleicht von uns dreien am meisten Pech?

ERSTES GESTÄNDNIS
    Die Ratte

    Ich heiße Richard William Wright, genannt Rick, geboren am 28. Juli 1943 in Hatch End. Ich bin der Keyborder von Pink Floyd, der Farfisa-Mann, genau. Ich bin so dermaßen anders als die anderen, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen: Kommt mir aber bloß nicht mit Fragen, lasst euch hiermit einfach gesagt sein, dass es so ist. Ich bin der Älteste und Weiseste und sehe aus wie eine Ratte. Roger ist hingegen ein Pferd. Nick ganz offensichtlich ein Hund. Und Dave, ja, da gibt es keinen Zweifel, Dave ist eine Katze. Was Syd angeht… Nun, ich weiß, was Syd ist, aber das kann ich euch nicht sagen. Werft lieber mal einen Blick auf die Geburtsdaten.
    Roger Waters, Bookham, 6. September 1943
    Nick Mason, Birmingham, 6. März 1944
    Syd Barrett, Cambridge, 6. Januar 1946
    David Gilmour, Cambridge, 6. März 1946
    Alle am Sechsten. Und wenn wir Dave als Ersatz für Syd ansehen, haben wir dreimal die Sechs, und was das bedeutet, brauche ich ja wohl nicht zu erklären. Ich habe immer gespürt, dass es zwischen ihnen etwas gab, bei dem ich außen vor blieb, und ich meine nicht irgendeine geheime Absprache oder einen Pakt: Um sich zu verständigen, brauchten sie nie miteinander zu reden, sie machten das mit Blicken, bei Roger und Dave war das geradezu erschreckend, ein kurzer Blickkontakt, und der andere wusste, wie er weiterzuspielen hatte … Auch Syd war beeindruckend, aber anders, er schien nie jemanden anzuschauen,
nichts und niemanden … Zu mir war er trotzdem immer sehr liebenswürdig. Eines Nachts ist er mir im Traum erschienen, viele Jahre waren vergangen, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, und er sah noch blasser und geisteskranker aus als sonst. »Ciao, Rick«, haucht er mir ins Ohr, »ich weiß, dass ihr an einem neuen Album arbeitet …« Offenbar freut ihn das, aber ich habe trotzdem Schuldgefühle. »Stimmt«, antworte ich, »noch haben sich Roger und Dave für keinen Titel entschieden.« – »Sie werden es THE DARK SIDE OF THE MOON nennen, und es wird ein ganz großes Ding werden. Deswegen wollte ich dich auch fragen, ob du nicht Lust hast, diesmal einen eigenen Song beizusteuern, Musik und auch ein bisschen Text.« – »Verflixt, und wie ich Lust hätte, wenn ich nur wüsste, wie man die beiden Sachen zusammenbringt.« Da wird er noch blasser, starrt ins Leere und flüstert mit einem Hauch von Stimme: »Probier’s doch einfach, steh auf und probier’s gleich hier und jetzt, aber sag den anderen nichts davon.« Wollt ihr wissen, wie es ausgegangen ist? Ich hab getan, was er gesagt hat, und einen Song namens The mortality sequence komponiert. Kurz darauf träume ich wieder von ihm, dieses Mal liegt ein leises Lächeln auf dem bleichen Gesicht. »Also weißt du, herausragend zu sein, heißt nicht unbedingt, todtraurig zu sein«, erklärt er mir, »der Song ist nicht schlecht, aber irgendwie bedrückend, er könnte noch etwas Euphorie gebrauchen … Die Platte wird übrigens
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