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0812 - Sarkanas Armee

0812 - Sarkanas Armee

Titel: 0812 - Sarkanas Armee
Autoren: Volker Krämer
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Aurora borealis - the icy sky at night
    Die ersten Worte aus Neil Youngs großartigem Song Pocahontas wollten Dr. Artimus van Zant einfach nicht aus dem Kopf. Jedes Mal, wenn er durch die Sicherheitsschleuse in den zentral gelegenen Raum der Anlage kam, fielen sie ihm sofort wieder ein. Sie nisteten sich gemütlich in seinen Hirnwindungen ein, wohl wissend, dass der Physiker sich nicht gegen sie zu erwehren vermochte.
    Van Zant liebte Musik über alles.
    Aufgewachsen war er in Jacksonville, Florida. Und wer dort seine Wiege stehen hatte - und auch noch den Nachnamen van Zant trug, der sich wie ein roter Faden durch die Musikgeschichte der Südstaaten zog - musste ganz einfach ein großer Fan des Southern Rocks sein. Bands wie Molly Hatchet und Lynyrd Skynyrd hatten Artimus geprägt; viele der Jungs kannte er persönlich. Man war so etwas wie eine große Familie - wenn man sich denn tatsächlich einmal traf, denn die Musiker trieben sich das halbe Jahr über in der Weltgeschichte herum.
    Doch Artimus’ Musikgeschmack endete nicht an der Mason-Dixon-Linie, die den Norden vom Süden der USA trennte.
    NeilYoung war immer einer seiner ganz großen Heroen gewesen. Der Musiker, der seine Fans mehr als nur einmal vor vollendete Tatsachen, sprich: Stilwechsel gestellt hatte, zählte sicher zu den ganz großen seiner Epoche. Und Artimus konnte aus dem Kopf locker die Texte von mehreren Dutzend-Young-Songs abspulen.
    Nur singen würde er sie nie… das war etwas, das der Physiker rechtzeitig für sich begriffen hatte. Seine Stimme war grauenhaft. Zwar sagte man, dass jeder Mensch singen könne, doch van Zant ließ das für sein Krächzen so nicht gelten.
    Aurora Borealis - das Polarlicht.
    Die Schönheit dieser Lichterscheinung hatte viele Musiker und Poeten zum Schwärmen gebracht. Dr. van Zant war Physiker. Er konnte die Sache also durchaus auch von einer nüchternen Warte aus betrachten. Denn von der physikalischen Logik her klang das alles andere als romantisch:
    Das Polarlicht, eine kosmische Erscheinung aus dem Wechselspiel Sonne-Erde. Polarlichter werden durch Korpuscularstrahlen hervorgerufen, die von der Sonne ausgehen, im erdmagnetischen Feld zu den Polen hin abgelenkt werden und die Luftmoleküle zum Leuchten anregen. Sie werden gewöhnlich zwischen 65 und 400 km Höhe, bei erdmagnetischen Stürmen gelegentlich bis 1200 km Höhe beobachtet.
    Fertig. Und natürlich langweilig, doch das hatte bei einer rein wissenschaftlichen Erläuterung keinerlei Bedeutung.
    Man konnte es natürlich auch ganz anders sehen.
    Wenn man sich ihm hingab, dann schlug einen die Farbenpracht des Polarlichts völlig in seinen Bann. Und das war auch hier nicht anders, auch wenn diese Aurora Borealis ihre Schönheit innerhalb eines geschlossenen Raumes entfaltete - auch wenn sie künstlich erzeugt war.
    Die Anlage, die diesen einzigartigen Raum beherbergte, lag einsam irgendwo mitten in der texanischen Wüste. Wer unbedarft hier entlangfuhr, der sah die mächtige Umspannanlage, die früher einmal mehrere der kleinen Städte im Umland mit Strom versorgt hatte. Vor vielen Jahren war hier der Betrieb eingestellt worden, doch die bestehenden Pläne zum Abriss waren schnell und gerne von der Bezirksregiemng in den Reißwolf geworfen worden. Ein Abriss kostete eine Menge Dollars - und als das gesamte Werk an Tendyke Industries veräußert wurde, verwandelten sich die drohenden Kosten in einen hübschen Gewinn.
    Was der Konzern mit dem Gelände wollte - niemand interessierte sich wirklich dafür.
    Robert Tendyke besaß eine Menge Immobilien, deren Sinn und Zweck für seinen Konzern ein Außenstehender nicht sofort erkennen konnte. Der Mann war unermesslich reich, also gestand man ihm seine Spleens und Marotten zu. Besonders dann, wenn sich einem dabei selbst die Taschen füllten.
    Erst vor einigen Monaten hatte sich der Kauf dann als Glücksfall erwiesen.
    Doch die Gedanken an all dies verblassten in der Sekunde, in der Artimus durch die Leuchterscheinung hindurch den Schatten des Wesens erkannte. Es bewegte sich langsam hin und her, beinahe gelangweilt. Doch van Zant wusste nur zu genau, was geschehen würde, wenn die unsichtbare Trennlinie plötzlich nicht mehr existent wäre.
    Würde und wäre… doch die Realität sah anders aus. Drei volle Tage hatte das Wesen gebraucht, um diese Tatsache zu akzeptieren. Drei Tage, die allen Beteiligten auf dieser Seite des Raumes wie drei nicht enden wollende Ewigkeiten erschienen waren.
    Diese Seite des Raumes
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