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Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Titel: Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel
Autoren: C.J. Cherryh
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aus Baien-an entkam dem Ort bei lebendigem Leibe, doch kummervoll, und trat deswegen in das Kloster von Baien-an ein und verbrachte seine Tage im Gebet.
    Nachdem die Fremden solches Übel angerichtet hatten, ver-schwanden sie. Im Volke von Aenor ist jedoch allgemein überliefert, daß die Frau dorthin zurückkehrte und voller Schrecken floh, als man ihr mit Waffengewalt begegnete. Der Legende zufolge fand sie ihr Ende auf einem Steinhügel, Morgaines Grab geheißen, denn unter diesem Namen war sie in Aenor-Pymm bekannt, obwohl es außerdem heißt, daß sie viele Namen hatte und die Rechte und Titel eines Lord trug. Hier soll sie ruhen und darauf warten, daß der große Fluch gebrochen wird und sie freisetzt. Aus diesem Grund bringen ihr die Leute aus dem Dorf Reomel jedes Jahr Geschenke und sprechen vor dem Grab machtvolle Flüche, damit sie nicht doch erwache und ihnen Böses tue.
    Von den anderen fand sich keine Spur, weder in Irien noch in Aenor.
    Die Annalen von Baien-an

1
    Als Kurshin oder Andurin geboren zu sein, war ein Umstand, der wenig ausmachte, soweit es den Stolz betraf. Ein solcher Titel kennzeichnete seinen Träger lediglich als Mann und nicht als Wilden, so wie es sie südlich von Andur-Kursh in Lun gab; auch war er kein Hexenwesen oder von
qujalin
-Blut befleckt, so wie die Bewohner Hjemurs und der Ländereien weiter nördlich. Das bewaldete Andur und das bergige Kursh hatten wenig Grund zur Rivalität; die hier Lebenden waren Jäger oder Tierzüchter, doch in jedem Fall wahre, gottesfürchtige Männer, die früher einmal – zur Zeit der Hochkönige von Koris – sogar eine Nation gebildet hatten.
    In einen bestimmten Kanton hineingeboren zu sein wie Morija oder Baien oder Aenor, das verdiente Loyalität, eine Loyalität, die bei allen Morijin oder Baienen oder Aeorin gleichermaßen galt, gleich welchen Ranges – die Menschen in Andur-Kursh lebten mit einer brennenden Heimatliebe.
    Doch innerhalb der verschiedenen Kantone gab es die Klans, die das eigentliche Sammelbecken für Liebe, Stolz und Loyalität darstellten. In den meisten Kantonen herrschten mehrere führende Klans in einem ständigen Auf und Ab der Rivalität und des Machtanspruchs; außerdem gab es zahlreiche geringere Klans, die das Gehorchen gelernt hatten. Morija war in der Weise einzigartig, daß es nur einen herrschenden Klan besaß, der sich die anderen fünf Untertan gemacht hatte. Ursprünglich hatte es die Yla und die Nhi gegeben, aber die Yla waren vor hundert Jahren bei Irien bis auf den letzten Mann vernichtet worden, so daß nur noch die Nhi bestanden.
    Vanye war ein Nhi. Das bedeutete, daß er ehrlich war bis zur Besessenheit; er war ein vorzüglicher Krieger und geschickt im Umgang mit Pferden. Allerdings verfügte er über ein quirliges Temperament und handelte zuweilen mit einer Tollkühnheit, die ans Selbstmörderische grenzte. Außerdem war er stur und selbständig, ein Wesenszug, der den Nhi-Klan immer wieder in Ränke und Verschwörungen verwickelte. Vanye selbst zweifelte an diesen Grundwahrheiten nicht; schließlich entsprachen diese Eigenschaften dem wohlbekannten Charakter des ganzen Nhi-Klans. Man erwartete dieses Verhalten von allen, die das Blut in sich hatten, so wie jeder andere Klan ebenfalls seine Persönlichkeit besaß. Ein Jüngling der Nhi verwendete seine Energien dafür, den in ihn gesetzten Erwartungen zu entsprechen, oder sich trotz seiner weniger positiven Charakterzüge zu behaupten.
    Seine Halbbrüder besaßen diese Attribute ebenfalls, wie natürlich auch Lord Nhi Rijan, ihrer aller Vater. Vanye war durch seine Korish Mutter ein halber Chya; und die Chya waren wankelmütig und künstlerisch veranlagt und ließen den gesunden Menschenverstand oft hinter ihrem Stolz zurückstehen. Seine Halbbrüder entstammten den Myya, einem Morij-Kriegerklan, untertänig, aber ehrgeizig, und seine Angehörigen waren verschlossen und kaltherzig und zuweilen grausam. Vanye war von Natur aus so unbekümmert und offenherzig, wie seine beiden Halbbrüder sich wortkarg und verschlossen gaben. Überstürzt zu handeln lag ihm im Blut, während seine Brüder dazu neigten, eine Tat nie zu verzeihen. Niemand hatte Schuld an dieser Situation, allenfalls Nhi Rijan, der so leichtsinnig gewesen war, einen Bankert-Chya und zwei legitime Nhi-Myya zu zeugen und alle drei Söhne unter einem Dach wohnen zu lassen.
    Und an einem Herbsttag im dreiundzwanzigsten Jahr Nhi Rijans in Ra-morij starb einer der Söhne Rijans.
    Vanye
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