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Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Titel: Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel
Autoren: C.J. Cherryh
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sollen!« 
    »Reitest du hindurch?«
    Sie schaute zum Tor empor, das wieder dunkel schimmerte, Sterne und Schwärze über ihnen im Tageslicht. »Ja«, sagte sie und blickte auf ihn nieder. »Halte mich nicht länger auf. Es ist Unsinn, daß du mir folgst. Ich weiß nicht, wie das Tor sich verhält, ob es mich an denselben Ort versetzt, an den auch Zri geflohen ist; vielleicht schleudert es mich ganz woandershin. Du hast in alledem nichts zu suchen. Du warst mir eine Zeitlang nützlich, du mit deinem
ilin
-Kodex und deinen Burgen und deinen Klanbindungen… dies ist deine Welt, und ich brauchte einen Mann, der die Dinge steuern konnte, wie ich sie brauchte. Du hast deinen Zweck erfüllt. Damit ist die Sache erledigt. Du bist frei; freu dich darüber!«
    Er sagte nichts. Er hatte den Eindruck, daß er sie lediglich anblickte, bis er fühlte, daß ihre Hand von seinem Arm glitt und sie sich entfernte. Er sah zu, wie sie den hohen Hang in Angriff nahm, vor dem Siptah zuerst zurückscheute. Sie faßte die Zügel kurz und begann das Tier brutal anzutreiben, bis es sich überwand, bis es den langen Aufstieg in die Dunkelheit begann…
    … und verschwunden war.
    Wir sind nicht mutig, wir, die wir dieses Spiel mit den Toren spielen; wir haben zuviel zu verlieren, um uns den Luxus der Tugend und des Mutes zu leisten.
    Er verharrte einen Augenblick lang reglos, blickte sich auf dem Hang um und bedachte die verkrüppelten Bäume und die Kälte und den langen Ritt nach Morija – verstoßen, Erij anflehend, er möge seine Anwesenheit in Andur-Kursh dulden.
    Kummer erwartete ihn überall, nur in einer Richtung nicht: so wie das Schwert den Weg zu seiner eigenen Quelle gekannt hatte, kannten seine Sinne die Entscheidung, die er treffen mußte.
    Plötzlich grub er seinem Pferd die Hacken in die Flanken und begann es bergauf anzutreiben. Das Tier wehrte sich nicht lange. Siptah war dort hinaufgestiegen: der Schwarze wußte, was von ihm erwartet wurde.
    Der Abgrund tat sich vor Vanye auf, schwarz und sternenerfüllt, ohne den Wind, der zuvor hier geheult hatte. Die leichte Brise war eben stark genug, um ihm anzuzeigen, daß sie existierte.
    Und Dunkelheit, totale Dunkelheit und ein Gefühl des Stürzens. Das Pferd fuhr hoch und krümmte sich unter ihm, suchte einen Halt.
    Und fand ihn.
    Wieder galoppierten sie dahin, an einem grasbestandenen Ufer entlang. Die Luft war warm. Das Pferd schnaubte überrascht und ging in gestreckten Galopp über.
    Ein heller Umriß auf einem Hügel weiter vorn, unter einem Doppelmond.
    »Liyo!«
rief er. »Warte auf mich!«
    Sie hielt inne, blickte zurück, glitt aus dem Sattel und erwartete ihn am Hang.
    Er ritt zu ihr und glitt von seinem erschöpften Pferd, ehe es ganz zum Stillstand gekommen war. Dann zögerte er, nicht wissend, ob er mit Freude oder Zorn rechnen mußte.
    Aber sie lachte und warf ihm die Arme um den Hals, und er umarmte sie und drückte sie eng an sich, bis sie den Kopf zurückneigte und ihn ansah.
    Und zum zweitenmal sah er sie weinen.
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