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Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Titel: Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel
Autoren: C.J. Cherryh
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mir in Ra-hjemur nicht nur um Thiye geht und daß die Befreiung Morgaines kein Verrat an dir wäre.«
    Erij ließ sich vom Pferd gleiten. Vanye blieb im Sattel sitzen. Erij blickte zu ihm empor, und sein Gesicht wirkte in der Wintersonne verkniffen. »Bei allem muß eins absolut klar sein: du beschützt mich und hilfst mir, Ra-hjemur zu erobern. Das ist der Kernpunkt.«
    »Du hast meinen Schwur«, sagte Vanye und fühlte sich innerlich elend. »Ich weiß, daß das der Kernpunkt ist.«
    Es stand kein Mond am Himmel, und die Wolken waren aufgezogen; diese Hilfe hatten sie wenigstens.
    Ra-hjemur erhob sich auf einem niedrigen, öden Hügel, eindeutig eine Zitadelle der
qujal,
ein riesiger Würfel ohne jede Verzierung, ohne Türme, ohne schützende Ringwälle oder ersichtliche Wehrbefestigungen. Eine Steinstraße führte zum Tor empor; darauf wuchs kein Gras, überhaupt war der ganze Hügel unbewachsen.
    Sie hockten eine Zeitlang am Fuße der Erhebung, wo sie ihre Pferde zurückgelassen hatten, und verschafften sich einen Überblick. Nichts rührte sich. Die Burg schien ausgestorben zu sein.
    Erij blickte Vanye an, als wolle er seine Meinung hören. »Das Schwert kann das Tor überwinden«, sagte Vanye.
    »Aber hüte dich vor Fallen, Bruder, und vergiß nicht, daß ich hinter dir stehe. Ich will nicht am gleichen Zufall sterben wie Ryn.«
    Erij nickte, verließ dann die Deckung, huschte in andere Schatten. Vanye folgte ihm hurtig. Sie benutzten nicht den Weg, der zur Burg führte, sondern hielten sich unterhalb der Mauern und näherten sich in ihrem Schatten dem eigentlichen Tor.
    Runen waren in die Metallsäulen gehämmert worden, das Tor selbst bestand aus Eisen und Holz, wie das Tor so mancher normalen Festung; und als Erij
Wechselbalg
zog und das schwarze Feld an den Mittelspalt hielt, hallte das Ächzen von Metall durch die Nacht. Die Torflügel lösten sich aus ihren Angeln, ebenfalls die Säulen, Steine polterten herab. Dichter Staub hüllte sie ein, und als er sich verzog, war der Eingang zur Hälfte mit Schutt versperrt.
    Erij blickte nur einen Augenblick lang auf die Zerstörung, die er angerichtet hatte, dann kletterte er über den Haufen und erreichte das widerhallende Innere der Burg, in der ein Licht brannte, das nicht von Flammen herrührte.
    Vanye eilte ihm nach, schwitzend vor Angst, und ergriff dabei einen nicht gerade kleinen Steinbrocken. Erij begann sich zu ihm umzudrehen, doch schon knallte der Stein gegen seinen Helm. Der Schlag reichte nicht aus. Erij stürzte zwar, blieb aber bei Bewußtsein und hob die Klinge.
    Vanye sah das Flimmern kommen, drehte sich zur Seite, trat ihn gegen den Arm, daß Erij aufschrie. Das Schwert fiel zu Boden.
    Er nahm es an sich und blickte auf seinen Bruder hinab, dessen Gesicht vor Zorn und Angst verzerrt war. Erij verfluchte ihn, bewußt und mit Vorbedacht, und ein kalter Schauder lief Vanye über den Rücken.
    Er nahm Erij die Scheide ab, der sich nicht wehrte. In impulsivem Mitleid warf Vanye ihm sein Langschwert zu.
    Pfeile schwirrten heran.
    Er hörte das Geräusch der Bogensehnen, ehe er herumfuhr und erkannte, daß die Schützen an der Treppe lauerten. In seiner abwehrend erhobenen Hand bahnte
Wechselbalg
den Pfeilen einen einfachen Weg ins Anderswo, und die beiden Männer blieben unverletzt. Er kannte die Eigenschaften des Schwerts besser, hatte Morgaine damit umgehen sehen und konnte es besser nutzen als Erij. Erij wäre vermutlich von einem Pfeil getroffen worden.
    Und vielleicht begriff Erij diese Tatsache oder machte sich zumindest klar, daß eine Fortsetzung ihrer privaten Auseinandersetzung für beide tödlich sein konnte: jedenfalls griff er nach dem Langschwert, ein zorniges Versprechen in den Augen, stand auf und folgte Vanye, der die Initiative ergriff.
    Einen Mann von hinten zu töten, war eine Kleinigkeit, selbst wenn das Opfer ein Kettenhemd trug; Erij brauchte aber mehr als eine Hand, er riskierte alles damit.
    Überwältigt von der fremdartigen Umgebung schlug sich Vanye den Gedanken an Erij aus dem Kopf. Der Atem stockte ihm, als er sich die Größe der Anlage klarmachte, als ihm die Vielzahl der Türen und Treppen bewußt wurde. Morgaine hatte ihn ahnungslos hierhergeschickt, und es blieb ihm nichts anderes übrig, als jeden einzelnen Saal und jedes Versteck zu überprüfen, bis er entweder das Gesuchte fand oder die Feinde sich hinter ihn zu schleichen vermochten.
    Doch nun begann
Wechselbalg,
das er vor sich hielt, heller zu glühen. Wenn er
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