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Mordsgefluester

Mordsgefluester

Titel: Mordsgefluester
Autoren: Linda Howard
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finde, sie hätten ihn länger dort behalten sollen, aber wie lange ein Patient im Krankenhaus bleiben darf, wird inzwischen von seiner Versicherungsgesellschaft bestimmt, darum kam er am Ende des dritten Tages nach Hause. Der Chirurg, der ihn zusammengeflickt hat, hat mir versichert, dass Wyatt sich schneller erholte als gemeinhin üblich, aber mal ehrlich, wenn jemand eine Kugel in die Brust gejagt bekommt, dann erwartet man doch irgendwie, dass er mindestens, was weiß ich, vier Tage im Krankenhaus bleibt. Drei waren lächerlich. Drei waren beinahe kriminell.
    Als ich ihn mit nach Hause nahm, konnte er kaum kriechen. Er musste Atemübungen durchführen und in dieses Pfeifending pusten und schnauben, um seine Lungenkapazität zu messen. Er litt schlimme Schmerzen, das erkannte ich daran, dass er sich nicht einmal weigerte, seine Schmerztabletten zu nehmen.
    Eine Woche nach der Operation begann er zu insistieren, dass er die Medikamente nur noch abends nehmen wolle, um besser schlafen zu können. Nach zehn Tagen verweigerte er sie komplett. Am vierzehnten Tag begann er mit einem leichten Fitnesstraining. Auf den Tag genau drei Wochen nach der Schussverletzung heirateten wir.
    Wir schafften es nicht ganz innerhalb seiner Hochzeits-Deadline. Wir verpassten sie um zwei Tage, aber nachdem er durch eigene Schuld niedergeschossen wurde, musste er Gnade walten lassen.
    Megan musste länger im Krankenhaus bleiben als Wyatt. Und wenn schon. Sie konnte noch keine Kaution stellen, sodass sie vom Krankenhaus direkt ins Gefängnis überstellt wurde, wo sie immer noch sitzt. Meinetwegen kann sie dort verrotten. Ich interessiere mich nicht für ihr Unglück und ihr ruiniertes Leben und ihre Persönlichkeitsstörung, oder was ihr Anwalt auch vorbringen mag, wenn der Prozess beginnt. Sie hat auf Wyatt geschossen, und ich habe immer noch sehr befriedigende Träume, in denen ich ihr alle Gliedmaßen ausreiße und sie einem Rudel Hyänen zum Fraß vorwerfe.
    Aber an meinem Hochzeitstag war das alles vergessen. Es war ein grandioser Oktobertag, die Temperatur war ideal, irgendwo um die zwanzig Grad, und wir würden heiraten. Die in Robertas Esszimmer wartende Hochzeitstorte war ein Kunstwerk. Das Essen – na gut, das Essen entsprach nicht ganz dem, was wir geplant hatten, weil das Arrangement mit dem Caterer doch noch geplatzt war, aber die Männer wirkten umso erleichterter. Offenbar mochte die Testosteronmeute lieber Chicken Wings als delikat gewürzte Spinatröllchen. Die Blumenarrangements waren atemberaubend. Roberta hatte sich selbst übertroffen.
    Und mein Hochzeitskleid – ach, mein Hochzeitskleid. Es war genauso, wie ich es mir erträumt hatte. Die schwere Seide umfloss mich wie Wasser, ohne an meiner Haut zu kleben. Das Cremeweiß hatte in seiner Farbe einen Hauch von Champagner, sodass nicht zu entscheiden war, ob es nun mattweiß oder doch hellgold war. Meiner Meinung nach war es so ungefähr das sexyste Kleid, das ich je gesehen hatte, ohne dass es dabei vulgär gewirkt hätte. Ich wusste nur nicht, ob Wyatt in der Verfassung war, es entsprechend zu würdigen. Seit er niedergeschossen worden war, hatten wir, zu seinem großen Verdruss, nicht mehr miteinander geschlafen, weil ich seinen heilenden Luxuskörper nicht überstrapazieren wollte. Er war mehr als verdrossen. Er war deswegen richtig stinkig.
    Ich hoffte, dass ihn dieses Kleid direkt in einen besinnungslosen Taumel der Lust versetzte. Und ich hoffte, dass er unter dem Stress nicht kollabierte.
    Meine wunderschönen Schuhe drückten nur ein winziges bisschen. Solange ich meinen gebrochenen Zeh nicht bewegte, konnte ich fast schmerzfrei gehen. Ich war fest entschlossen, nicht zu humpeln. Der Zeh war mit Klarsichtpflastern fixiert, und die Schuhriemen verliefen zufällig genau über der Kante, weshalb das Pflaster nicht zu sehen war, solange niemand auf die Knie ging und meinen Fuß anstarrte.
    Die Gästeliste war ein bisschen länger ausgefallen als beabsichtigt. So ziemlich jeder Cop, der dienstfrei hatte, stand – mit seiner Frau oder dem derzeitigen Lebensabschnittsgefährten – unten im Garten. Auch Sally und Jazz warteten dort Hand in Hand im Kreis ihrer Kinder, die wiederum ihre Ehepartner mitgebracht hatten, ausgenommen Luke, der aus Prinzip keine Freundin zu einer Hochzeit mitnahm. Wyatts Schwester Lisa, ihr Mann und ihre beiden Kinder waren gekommen. Das Great Bods hatte heute geschlossen, weil keiner meiner Angestellten das Ereignis verpassen wollte.
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