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Mordsgefluester

Mordsgefluester

Titel: Mordsgefluester
Autoren: Linda Howard
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Geräusch, aber längst nicht so tröstlich, als wenn der Wagen abgebremst hätte und in die Einfahrt gebogen wäre. Wyatt konnte unmöglich schon hier sein, aber ein Streifenwagen wäre auch nicht zu verachten gewesen.
    Bis auf die Tür zum großen Schlafzimmer in meinem Rücken waren alle Türen im Flur verschlossen. Ich wusste nicht mehr, ob ich die Türe zugemacht hatte, als ich meine Schuhe durchprobiert und das Gästezimmer verlassen hatte. Solche Details speichert man gewöhnlich nicht im Gedächtnis. Aber nachdem niemand eine Tür aufriss und mir mit einer Axt entgegengesprungen kam, schlich ich weiter vor, auf die Treppe zu.
    Ich weiß, ich weiß. In jedem Horrorfilm schleicht die blöde Blondine mindestens einmal die Treppe hinunter oder geht in den Keller, weil sie unten ein Geräusch gehört hat. Wahnsinn. Tja, wer hätte das gedacht? Wenn du oben bist, sitzt du in der Falle. Nur die wenigsten Wohnhäuser haben an beiden Enden des Gebäudes eine Treppe. Wenn du im Erdgeschoss bist, bieten sich dir zumindest mehrere Fluchtwege. Ich hatte gerade erst im ersten Stock eines brennenden Hauses festgesessen, und ich wollte diese Erfahrung kein zweites Mal durchleben. Ich wollte im Erdgeschoss sein.
    Ich wagte mich einen weiteren Schritt vor. Inzwischen konnte ich halb in Wyatts Fernsehzimmer blicken und die Tür zur Küche sehen. Keine Rasende. Noch ein Schritt. Etwas blau Leuchtendes am Fuß der Treppe zog meinen Blick auf sich. Das blaue Dings bewegte sich nicht, es stand einfach da. Da war nichts Blaues gewesen, als ich die Treppe hinaufgestiegen war.
    Trotzdem kam es mir bekannt vor. Was es auch war, ich hatte es schon einmal gesehen. Ehrenwort, die Dinger sahen aus wie zwei blaue, hochkant stehende Röhren mit eigenartigem Design Meine Stiefel. Meine blauen Stiefel, die nicht geliefert worden waren, bevor mein Apartment abgebrannt war.
    Sie hatte sie sich unter den Nagel gerissen. Sie hatte mein Paket geklaut. Und jetzt war sie wirklich hier, in diesem Haus. Das war definitiv keine Einbildung.
    Auf gar keinen Fall würde ich diese Treppe hinuntergehen. Ich würde mir Wyatts Rat zu Herzen nehmen und aus dem Fenster klettern –
    Sie trat aus der Küche, in ihren bemerkenswert ruhigen Händen hielt sie eine Pistole, deren Lauf genau auf mich zielte. Sie trug Schuhe mit weichen Sohlen, die genauso leise waren wie meine Socken. Ohne dass der Lauf auch nur gezittert hätte, nickte sie zu den Stiefeln hin. »Was hast du dir dabei gedacht? Dass du Rodeo reiten gehst oder was?«
    »Hallo, Megan«, sagte ich.
    Ihre Augen flackerten überrascht. Damit hatte sie nicht gerechnet. Eigentlich hatte sie geplant, mich umzubringen und straflos zu entkommen, weil niemand sie je verdächtigen würde. Sie lebte nicht hier, sie war seit vielen, vielen Jahren nicht mehr hier gewesen und hatte niemanden kontaktiert, den sie hier kannte. Dass jemand sie mit dieser Geschichte in Verbindung bringen konnte, war nicht vorgesehen.
    »Ich habe es Wyatt schon erzählt«, sagte ich.
    Über ihr Gesicht zuckte ein verächtliches Lächeln. »Na sicher. Der Strom ist abgestellt. Da funktioniert kein kabelloses Telefon.«
    »Nein, aber das Handy in meiner Tasche.« Ich klopfte auf die Wölbung. »Da oben gibt es einen Schuhkarton voller Fotos. Als ich sie durchgesehen habe, fiel mir ein Schnappschuss von dir und Wyatt mit zwei anderen Pärchen in die Hände. Ein Typ namens Sandy und seine neueste Flamme.« Ich fügte das hinzu, damit sie wusste, dass ich mir das nicht ausgedacht hatte. Den Mord ungesühnt begehen zu können war ein wesentlicher Teil ihres Planes, vermutete ich. Das Wissen, dass sie wie auch immer nicht ungestraft davonkam, würde vielleicht dazu führen, dass sie die ganze Ich-bring-dich-um-Geschichte noch einmal überdachte.
    Ich sah den Schmerz in ihrem Blick aufflackern, als sie sich das Foto in Erinnerung rief. »Das hat er behalten?«
    »Ich weiß nicht, ob er es unbedingt behalten wollte oder ob er nur nie dazu kam, es wegzuwerfen. Sobald ich dich darauf erkannt hatte, habe ich ihn angerufen.« Ich zuckte mit den Achseln. »Außerdem waren sie sowieso schon dabei, die Mietwagenlisten abzuarbeiten. Wahrscheinlich wäre er dabei auf deinen Namen gestoßen.«
    »Ich bezweifle, dass er meinen Nachnamen überhaupt kennt«, meinte sie verbittert.
    »Also ehrlich, meine Schuld ist das nicht«, merkte ich an.
    »Mir egal, ob es deine Schuld ist oder nicht. Hier geht es nicht um dich. Sondern um ihn. Es geht darum, dass er auch
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