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Mordsgefluester

Mordsgefluester

Titel: Mordsgefluester
Autoren: Linda Howard
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nächsten Streifenwagen zu dir. Wenn du glaubst, dass sie im Haus ist, dann musst du raus, ganz egal wie. Kapiert? Du hast zu oft recht behalten, und du bist ihr zu oft knapp entwischt. Falls du wieder aus dem Fenster klettern musst, dann tu es.«
    »Okay«, sagte ich, aber er hatte schon aufgelegt, und ich hörte nur noch leeres Rauschen.
    Er würde gleich kommen. Er war vor fünfzehn Minuten losgefahren, folglich würde er etwa genauso lange brauchen, um zurückzukommen, es sei denn, er fuhr wie die Hölle. Vielleicht war ja ein Streifenwagen in der Nähe.
    Eigenartigerweise beruhigte mich seine Erklärung, dass er mir glaubte. Vielleicht weil ich mich dadurch weniger allein fühlte und weil ich wusste, dass Hilfe unterwegs war.
    Ich stellte mein Handy auf Vibrieren und steckte es in die Tasche. Wenigstens erwischte sie mich diesmal nicht in einem dünnen Pyjama und ohne Schuhe. Ein langärmliges T-Shirt und ein Paar Trainingshosen mit großen Taschen boten wesentlich besseren Schutz. Na schön, Schuhe hatte ich auch diesmal keine an, dafür trug ich immerhin Socken – selbst wenn ich Schuhe angehabt hätte, hätte ich sie ausgezogen, um besser schleichen zu können.
    Wahrscheinlich spielten mir die Nerven einen Streich, dachte ich, aber als ich mir das beim letzten Mal gesagt hatte, hatte sie mein Haus niedergebrannt. Allem Anschein nach hatte ich einen sechsten Sinn für sie entwickelt, der mich warnte, wenn sie in der Nähe war, und ich hatte fest vor, mich darauf zu verlassen.
    Wenigstens brauchte ich nicht mehr zu rätseln, warum sie hinter mir her war, was ich getan hatte, dass diese Frau mich umbringen wollte. Jetzt wusste ich es. Es ging um Wyatt. Wyatt liebte mich, und wir wollten heiraten. Das konnte sie nicht ertragen.
    Roberta hatte mir erzählt, dass Wyatt einfach gegangen war, als Megan damals die Scheidung eingereicht hatte. Sie war ihm nicht so wichtig gewesen, als dass er versucht hätte, seine Ehe zu retten, oder als dass er seine Entscheidung, Polizist zu werden, noch einmal überdacht hätte. Wie musste die Erkenntnis, dass sie dem Mann, den sie liebte, nicht genügt hatte, all die Jahre an ihr gezehrt haben. Ich konnte halbwegs nachvollziehen, wie sie sich fühlte, nicht dass ich Mitleid mit ihr gehabt hätte oder etwas ähnlich Dummes. Bitte. Diese durchgeknallte Kuh hatte versucht, mich umzubringen.
    Innerhalb eines Jahres hatte sie wieder geheiratet, hatte Roberta mir erzählt. Die zweite Ehe hatte offensichtlich auch nicht gehalten, aber wie hätte sie auch halten sollen, wenn Megan immer noch in Wyatt verliebt war? Trotzdem war sie nicht durchgedreht, weil sie sich, solange Wyatt nicht wieder geheiratet hatte, an die Illusion klammern konnte, dass er sie im Innersten noch liebte und sie eines Tages womöglich wieder zusammenfinden würden – bis ich des Wegs kam. Unsere Verlobung war in der Zeitung angezeigt worden. Hatte sie es sich zur Gewohnheit gemacht, die Website der Lokalzeitung zu durchforsten oder in regelmäßigen Abständen seinen Namen zu googeln? Vielleicht kannte sie auch jemanden aus unserem Ort, der es ihr erzählt hatte. Wie sie es herausgefunden hatte, zählte nicht, aber ihre Reaktion auf diese Neuigkeit zählte sehr wohl.
    Ich versuchte zu überlegen, welche Waffen mir zur Verfügung standen. Die Messer natürlich, unten in der Küche. In meiner eigenen Wohnung hatte es mir nichts ausgemacht, nach unten zu gehen und ein Messer zu holen, denn dort hätte mir die Alarmanlage verraten, wenn jemand eingebrochen wäre, aber Wyatt hatte keine Alarmanlage. Er hatte Schlösser, schwere Querriegel und dreifach verglaste Fenster, die nur jemand aufbrechen konnte, der zu allem entschlossen war. Leider war sie zu allem entschlossen.
    Hier oben hatte ich abgesehen von der schweren, großen Taschenlampe auf Wyatts Nachttisch nichts, womit ich mich verteidigen konnte. Ich schlich behutsam aus dem Bad, darauf gefasst, einer axtschwingenden Rasenden gegenüberzustehen, aber das Schlafzimmer war leer und still. Ich griff nach der Taschenlampe und hielt sie fest in meiner Rechten. Vielleicht würde ich eine Gelegenheit bekommen, ihr eins überzuziehen. Auge um Auge, Gehirnerschütterung um Gehirnerschütterung.
    Schritt für Schritt arbeitete ich mich in den Flur vor. Auch dort war niemand. Ein paar Sekunden blieb ich lauschend stehen, aber das ganze Haus war grabesstill. Draußen hörte ich die Reifen eines vorbeifahrenden Autos auf dem nassen Asphalt, ein tröstlich gewöhnliches
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