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MORDMETHODEN

MORDMETHODEN

Titel: MORDMETHODEN
Autoren: Mark Benecke
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für Körperspender zu veranstalten, aber eben nicht öfter. Ein Blick hinter die Fassade macht diese Eigenart des Forschers vielleicht besser verständlich. »Ich habe zwei Ehefrauen verloren«, sagt Bass. »Beide starben an Krebs. Deshalb kann ich Trauern nicht leiden. Ich mag den Tod nicht. Und Beerdigungen auch nicht.«
Der kriminalistische Werkzeugkasten
    Die Aussagen, die sich anhand von Knochen über einen Menschen und einen möglichen Tathergang machen lassen, sind wie alle wissenschaftlichen Vorgehensweisen eingeschränkt. Finden sich beispielsweise an Knochen keinerlei Kratzer oder Brüche, so kann das bedeuten, dass keine starke Gewalt auf den Körper eingewirkt hat. Es kann aber auch bedeuten, dass die Person mit einem Knebel erstickt oder in den Bauchbereich gestochen wurde. Dieses mangelnde Wissen ist ärgerlich, denn es läuft der goldenen kriminalistischen Regel zuwider,die von Arthur Conan Doyle formuliert wurde: Wenn alle Erklärungsmöglichkeiten für eine Tat sicher ausgeschlossen sind, muss diejenige richtig sein, die übrig bleibt – egal, wie unwahrscheinlich sie erscheint.
    Die Ermittler versuchen daher, möglichst viele Techniken in ihre kriminalistische Trickkiste aufzunehmen. Diese Techniken können dazu dienen, einen möglichen Tathergang zu bestätigen oder zu widerlegen. Beides sind Schritte in die richtige Richtung.
    Nicht alle Hilfsmittel kommen dabei immer zur Anwendung. Es ist aber gut, wenn die richtige Methode zur richtigen Zeit griffbereit ist. Wenn es um kriminalistische Spezialkenntnisse geht, die nur wenige Forensiker haben, hilft nur eines: die Ausbildung von Menschen, die zumindest die wichtigsten Grundzüge einer Spezialtechnik beherrschen, wie beispielsweise jene FBI-Spezialagenten, die durch ständige Schulungen auf der Höhe der Zeit zu bleiben versuchen. Trotzdem wird aus einem Kriminalisten nie ein Rechtsmediziner oder Kriminalbiologe und umgekehrt. Denn nicht nur ihre Arbeitsmittel sind unterschiedlich, sondern auch ihr gedankliches Herangehen an einen Fall. So muss es auch sein, denn ein wissenschaftliches Experiment kann keinen Taschendiebstahl aufklären und eine Hausdurchsuchung keine Leichenliegezeitbestimmung ergeben. Daher ist eine enge Zusammenarbeit der verschiedenen Ermittler, ob sie nun Uniform, Anzug, Lederjacke oder Laborkittel tragen, zur Aufklärung von Verbrechen so wichtig.
Gesicht und Identität
    Wie das Beispiel der Body Farm zeigt, gibt es zwei verschiedene Fragen, die zu Beginn der Ermittlungen von Bedeutung sind: die eigentliche Identifizierung und die Leichenliegezeit.
    Der Grund für die geteilte Fragestellung liegt darin, dass eine Identifizierung für sich genommen keine zeitliche Einordnung der Geschehnisse erlaubt. Um jedoch tatverdächtige Personen sinnvoll befragen zu können, ist die Liegezeit der Leiche äußerst wichtig. Je genauer die Ermittler wissen, wann der Tod eingetreten ist, umso leichter können sie Aussagen von Zeugen bewerten. Das gilt besonders, wenn es um die Frage geht, wer sich wann und wo mit wem aufgehalten hat. Umgekehrt ist die Kenntnis der Leichenliegezeit ohne eine brauchbare Identifizierung ebenfalls oft unnütz.
    Forensiker geben sich folglich große Mühe, die Körpermerkmale einer Person anhand der Leiche herauszufinden. Vor allem das Gesicht ist dabei wichtig, denn daran erinnern sich Zeugen besonders stark. Das zeigt sich deutlich, wenn selbst die ausgedehnteste Fahndung anhand einer bloßen Personenbeschreibung ohne Erfolg abläuft. Kaum druckt man jedoch ein Gesicht auf das Suchplakat, kommen die ersten Hinweise aus der Bevölkerung. Das ist kein Wunder, denn in einem Gesicht sind wesentlich mehr Informationen gespeichert als in einer noch so aufwändigen Umschreibung mit Worten.
    Um Gesichter für eine Ermittlung zu erhalten, gibt es drei Möglichkeiten: Erstens die so genannte Leichenkosmetik bei noch erhaltenem Gewebe, zweitens Phantombilder von Tätern und drittens Gesichtsnachbildungen von praktisch skelettierten Schädeln.
    Die Leichenkosmetik ist eine alte Kunst, die heute fast in Vergessenheit geraten ist, weil Leichen kaum noch aufgebahrt zur Schau gestellt werden. Früher kannten Bestatter und andere Totenkundige die entsprechenden Methoden, um ein Gesicht friedvoll erscheinen zu lassen und den aufgebahrten Körper vor rasch einsetzender Zersetzung zu schützen. Ein einfacher, aber notwendiger Handgriff ist beispielsweise das Schließen des Mundes, der bei Leichen manchmal weit offen steht. Bei
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