Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord zur Bescherung

Mord zur Bescherung

Titel: Mord zur Bescherung
Autoren: Jean G. Goodhind
Vom Netzwerk:
tauschten einen raschen Blick und sprinteten die Treppe hinauf.
    Die Tür zu Scrimshaws Wohnung stand sperrangelweit offen. Es sah furchtbar aus, und mittendrin hatte sich Mrs. Withers aufgebaut und fluchte. Außerdem schwang sie einen Besen.
    Sie fuhr herum, als Honey und Doherty hereinkamen. »Sie beide sind also auch wieder da, was?«
    »Was machen Sie denn hier, Mrs. Withers?«, wollte Honey wissen.
    »Mr. Crommer hat bei mir angerufen und mir gesagt, dass hier jemand die Türen eintritt, er aber die Stellung halten wird, bis ich eintreffe. Ich bin gleich losgelaufen. Ich wohne nicht weit weg am Ende der Häuserreihe. Zum Glück! Sehen Sie sich nur die Verwüstung an, die die beiden angerichtet haben! Der alte Scrimshaw dreht sich im Grab rum. Dass solche Typen hier eindringen und alles auf den Kopf stellen.«
    Honey bemerkte, dass Mrs. Withers den Mitgliedern der ruhmreichen Rugbymannschaft von Bath keine Schuld am Chaos gab. Wahrscheinlich war sie ein treuer Fan.
    »Es ist noch jemand drin«, erklärte Mrs. Withers.
    Honey und Doherty bewegten sich in Richtung Bibliothek.
    Mrs. Withers, den Besen noch in der Hand, folgte ihnen.
    »Sie will nicht rauskommen.«
    Sie?
    Mrs. Withers wedelte mit dem Besen. »Sie hat versucht, mich mit ihrer Handtasche zu schlagen. Aber da war sie bei mir an die Richtige geraten.«
    Honey schätzte die Lage ab. Handtasche gegen Besen. Ein ungleicher Kampf.
    »Kennen Sie die Frau?«, fragte Honey Mrs. Withers.
    »Klar kenn ich die«, antwortete Mrs. Withers und schmatzte missbilligend mit den Lippen. »Immer hat sie den alten Herrn belästigt, besonders in letzter Zeit. Ist auch früher schon hergekommen, als sie noch jünger war, damals mit ihrem Alten.«
    »Ihrem Ehemann?«
    Honey witterte den Anfang einer Geschichte – beinahe einer Gespenstergeschichte.
    »Der war mal der Geschäftspartner von Mr. Scrimshaw. Aus irgendeinem Grund waren sie später zerstritten. Aber die, die ist immer wieder hier aufgetaucht.«
    Doherty hämmerte an die Tür. »Kommen Sie raus, Mrs. Mallory. Polizei!«
    Langsam öffnete sich die Tür.
    Honey sackte der Unterkiefer herunter. Mrs. Mallory. Patricia Pontefract.
    »Ich glaub, mich tritt ein Pferd!«, sagte Honey.
    Patricia Pontefract schniefte herrisch. »War wohl eher ich, als ich Ihnen einen Schlag auf den Kopf verpasst habe. Ich habe gestern Nacht nur meinen Sohn besucht – nicht dass Sie da auf falsche Gedanken kommen.«
    Honey schnupperte. Das Parfüm, das Crispin Mallorys Mutter trug, war unverwechselbar. Der riesige Anhänger an ihrer Kette hätte einer kleineren Frau als Brustharnisch dienen können. So wie sie da stand, spiegelte sich das Licht in dem Anhänger und ließ ihn noch heller erscheinen. Den hätte man nicht einmal im Nebel und in der Abenddämmerung übersehen können.
    Genau das hatte Tallulah ja berichtet!
    Nun lächelte die Frau, als dächte sie an etwas besonders Schönes.
    »Ich könnte ein Buch über all das schreiben, wissen Sie. Es würde wahrscheinlich ein Bestseller. Scrimshaw, diesesSchwein, hat mir gesagt, mein Sohn sei tot. Er sei mit seinem Vater bei einem Brand umgekommen. Das hat er mir nur weismachen wollen, um mich bei sich zu behalten. Nicht dass in den späteren Jahren da noch was Körperliches lief. Aber er hätte es mir sagen müssen. Mein Sohn hat mich gefunden. Darauf hat er sich spezialisiert, auf Ahnenforschung. Und er kann sich wunderbare Geschichten ausdenken und Dinge herausfinden.«
    Honey verspürte eine gewisse Sympathie für die Frau. Eine Mutter wissentlich von ihrem Kind zu trennen, das war unverzeihlich.
    »Das klingt so, als wären Sie stolz auf ihn.«
    »Das bin ich auch. Sie sind doch auch eine Mutter. Wären Sie das nicht?«
    Honey verzog das Gesicht. »Bis zu einem gewissen Grad, ja. Aber Ihr Sohn hat Clarence Scrimshaw umgebracht.«
    Patricia blähte ihren umfangreichen Busen auf. »Nein, das hat er nicht. Das war ich. Ich habe es für meinen Jungen getan. Aus Rache wegen all der Jahre, die wir getrennt waren. Das war nicht fair, aber fair war Clarence eigentlich nie. Ich dachte, die Polizei würde diese Steinumarmer und Mondanbeter verdächtigen.«
    »Wegen der Art, wie er umgebracht wurde?«
    »Genau. Die Zahl drei ist auch den Heiden heilig. Ich habe mich beschränkt und nicht noch mehr Hinweise hinterlassen. Nur genug, um Verwirrung zu stiften.« Sie wandte sich an Doherty. »Und wenn Sie wissen wollen, wo das Messer ist, das habe ich verkauft. Der Erlös reicht für einen guten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher