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Mord zur Bescherung

Mord zur Bescherung

Titel: Mord zur Bescherung
Autoren: Jean G. Goodhind
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zusammengequetschte Bettfeder.
    Doherty berichtete ihr, was seine Kollegen ihm noch von den Informationen weitergegeben hatten, die das FBI geliefert hatte.
    »Crispin Mallory ist wie Doktor Fu Manchu, ein Mann mit vielen Gesichtern. Und er hat nicht gezögert, Leute umzubringen. Zum Beispiel seinen Kumpel aus dem Knast und Professor Truebody. Sein Pass war auf den Namen Jake Truebody ausgestellt. Das ist nur eine seiner vielen Identitäten. Der Pass ist gefälscht, davon können wir mal ausgehen. Bei der Passkontrolle ist er aber ohne Probleme durchgekommen.«
    Honey warf den Kopf zurück. »Einer Freundin meiner Mutter ist es mal gelungen, mit dem Pass ihres Hundes in ein Flugzeug einzusteigen.«
    »Und das hat keiner bemerkt?«
    »Niemand bemerkt alte Damen, und die Typen im Flughafen müssen sich jeden Tag Tausende von Pässen ansehen.«
    »Und was willst du damit sagen?«
    »Du musst nur dein Gesicht ein bisschen verziehen, dir die Haare färben, und du könntest jeder sein. Passbilder schmeicheln ja niemandem. Die sind einem oft nicht mal ähnlich. Und erinnere dich, was du über den vorgeblichen Professor Truebody gesagt hast – dass er aussieht wie der typische Professor aus dem Fernsehen.«
    Vor ihnen war ein Umleitungsschild.
    Der Taxifahrer rief ihnen über die Schulter zu: »Ich muss einen Umweg machen. Das könnte ein bisschen länger dauern.«
    »Kommt nicht in Frage!« Honey bohrte dem Fahrer ihren Zeigefinger in die Schulter. »Bringen Sie mich dahin, und zwar schnell!«
    »Erschießen Sie mich sonst?« Er hatte die Augen weit aufgerissen, aber seine Stimme war noch ganz ruhig.
    »Das ist mein Zeigefinger, und der ist nicht geladen. Los, und mit mehr als Lichtgeschwindigkeit, wenn ich bitten darf!«
    »He, gute Frau. Sie sitzen in einem Taxi, nicht im Starship Enterprise.«
    Doherty packte sie an der Schulter und zog sie auf den Sitz zurück.
    »Am besten warten wir, bis die Verstärkung vom Revier eintrifft.«
    »Kommt nicht in Frage.«
    Eine Mutter, die ihr Kind beschützen will, ist zehnmal so wild entschlossen wie jeder normale Sterbliche. Hätte sich Honey in den Cobblers Court beamen können, sie hätte es ganz bestimmt getan.
    »Sie sind also von der Polizei?«, fragte der Taxifahrer noch einmal nach.
    »Ja.«
    »Haben Sie schon rausgekriegt, wer den Rentieren die roten Plastiknasen anklebt?«
    »Leider nicht.«
    »Das ist gut. Ich hab nichts übrig für diesen ganzen Kunstkram, und mein Kleiner – der ist fünf – liebt die roten Nasen einfach. Ist ja irgendwie wie eine Invasion von lauter Rudolf Rotnasen. Mehr als genug für den Schlitten des Weihnachtsmanns. Das macht zwölf Pfund.«
    Doherty rief dem Fahrer noch rasch zu, das solle er über die Kostenstelle der Polizei abrechnen.
    »He!« Der Taxifahrer glaubte ihnen kein Wort, da würde Honey jede Wette eingehen.
    Sie rannten in die Gasse hinein, die zum Cobblers Court führte.
    Der Cobblers Court war menschenleer. Niemand da. Kein Licht in den Gebäuden. Die Gaslaterne, die flackernd in der Dämmerung an einer Außenwand hing, konnte gegen die Finsternis nicht ankommen.
    Doherty wollte schon die Schulter gegen die Haustür rammen, versuchte es aber erst einmal mit der Klinke und stellte überrascht fest, dass die Tür sich knarrend öffnete.
    Drinnen war es wie bei Honeys erstem Besuch. Die Notbeleuchtung blinkte an der Wand. Es war ungeheuer kalt. Sie nahm an, dass man keine Vorkehrungen getroffen hatte, auch während der Feiertage bei Frost zu heizen.
    Doherty zückte eine LED-Taschenlampe. Geführt von ihrem bläulichen Lichtstrahl, machten sie sich auf den Weg zur Treppe.
    Steve streckte einen Arm aus, um sie daran zu hindern, ihm gleich zu folgen.
    »Bleib lieber unten«, flüsterte er.
    »In Ordnung«, flüsterte sie zurück.
    Er ging zur Treppe. Honey folgte ihm jedoch auf dem Fuß. Doherty seufzte und murmelte was von halsstarrig.
    »Die Treppe kann ein bisschen …«
    Eine Stufe knarrte unter Dohertys Fuß.
    »… knarren«, ergänzte sie leise.
    Er ging nun viel langsamer weiter und setzte die Füße ganz vorsichtig auf die Stufen.
    Schon wieder knarzte eine, und dann waren sie nur noch drei Stufen vom Treppenabsatz entfernt.
    Sie blieben stehen. Sie lauschten. Sie hielten die Luft an. Niemand kam. Niemand hatte sie gehört.
    Honey fuhr es durch den Kopf, dass sie es bestimmt merken würden, wenn jemand hier war. Sie hatte ja neulich Patricia Pontefract auch deutlich gehört. Jetzt war alles totenstill. Honey verlor jeden
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