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Der ewige Held 01 - Die ewige Schlacht

Der ewige Held 01 - Die ewige Schlacht

Titel: Der ewige Held 01 - Die ewige Schlacht
Autoren: Michael Moorcock
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I
    EIN RUF DURCH DIE ZEIT
    Zwischen Wachen und Schlafen glauben wir, oder glauben die meisten von uns, Stimmen zu hören, Teile eines Gesprächs, Sätze in einem uns fernen Tonfall. Manchmal versuchen wir, uns darauf zu konzentrieren, um etwas davon verstehen zu können, aber es gelingt nur selten. Es sind Sinnestäuschungen - die ersten Anzeichen der Träume, die wir während des Schlafes haben werden.
    Da war eine Frau. Ein Kind. Eine Stadt. Ein Beruf. Ein Name: John Daker. Ein Gefühl der Unzufriedenheit. Ein Verlangen nach Erfüllung. Obwohl ich sie liebte. Ich weiß, daß ich sie liebte.
    Es war Winter. Ich lag unglücklich in einem kalten Bett, und ich starrte durch das Fenster auf den Mond. Genau kann ich mich nicht mehr an meine Gedanken erinnern, aber zweifellos drehten sie sich um den Tod und die Sinnlosigkeit des Lebens. Dann, zwischen Wachen und Träumen, begann ich Stimmen zu hören, jede Nacht ...
    Zuerst achtete ich nicht darauf und erwartete, jeden Moment einzuschlafen, aber sie wollten nicht verstummen. Schließlich bemühte ich mich, sie zu verstehen, weil ich an eine Botschaft meines Unterbewußtseins glaubte, doch auch das am häufigsten vorkommende Wort war für mich nur sinnloser Kauderwelsch:
    EREKOSE . EREKOSE . EREKOSE
    Ich konnte die Sprache nicht bestimmen, obwohl sie mir eigenartig vertraut schien. Die Sprache, der sie am nächsten kam, war der Dialekt der Sioux Indianer, aber ich beherrschte nur wenige Worte Sioux.
    EREKOSE . EREKOSE . EREKOSE
    Jede Nacht verdoppelte ich meine Anstrengungen, mich auf die Stimmen zu konzentrieren und allmählich wurden meine Wachträume immer stärker, bis es mir eines Nachts so vorkam, als hätte ich meinen Körper endgültig verlassen.
     
    Hing ich seit einer Ewigkeit im Limbo? Lebte ich - war ich tot? Gab es eine Erinnerung an eine Welt in weiter Vergangenheit oder ferner Zukunft? An eine andere Welt, die näher schien? Und die Namen? War ich John Daker oder Erekose? War ich einer von diesen? Viele andere Namen - Corum Bannan Flurrun, Aubec, Elric, Rackhir, Simon, Cornelius, Asquinol, Hawkmoon - entglitten mir auf den geisterhaften Flüssen meiner Erinnerung. Ich hing in Dunkelheit, körperlos. Ein Mann sprach. Wo war er? Ich versuchte ihn zu erkennen, aber ich hatte keine Augen, um zu sehen .
     
    »EREKOSE, HELD, WO BIST DU?«
    Eine andere Stimme: »VATER ... ES IST NUR EINE LEGENDE ...«
    »NEIN, IOLINDA. ICH FÜHLE, DASS ER MICH HÖRT. EREKOSE.«
    Ich versuchte zu antworten, aber ich hatte keine Zunge, um zu sprechen.
    Dann waren da wirbelnde Halbträume von einem Haus in einer großen Stadt der Wunder - einer wild wuchernden, schmutzigen Stadt der Wunder, vollgestopft mit glanzlosen Maschinen, die menschliche Fracht transportierten. Da waren Häuser, schön unter ihren Mänteln aus Staub und andere, hellere Gebäude, nicht so schön, mit nüchternen Fassaden und zahlreichen Fenstern. Über allem Schreie und Lärm.
    Da war ein Trupp Reiter, die über eine wellige Landschaft galoppierten, protzig in Rüstungen aus lackiertem Gold, bunte Wimpel an ihren blutverkrusteten Lanzen. Ihre Gesichter waren leer vor Erschöpfung.
    Dann kamen andere Gesichter, viele Gesichter. Einige schienen vertraut. Andere waren mir völlig unbekannt. Viele waren in fremdartige Gewänder gekleidet. Ich sah einen weißhaarigen Mann mittleren Alters. Er trug eine hohe Zackenkrone aus Eisen und Diamanten auf dem Kopf. Seine Lippen bewegten sich.
    Er rief:
    »EREKOSE. ICH BIN ES - KÖNIG RIGENOS, VERTEIDIGER DER MENSCHHEIT. DU WIRST WIEDER GEBRAUCHT, EREKOSE. DIE HUNDE DES BÖSEN BEHERRSCHEN EIN DRITTEL DER WELT, UND DIE MENSCHHEIT IST ERSCHÖPFT VON DEN KRIEGEN GEGEN SIE. KOMM ZU UNS, EREKOSE. FÜHRE UNS ZUM SIEG. VON DER EBENE DES SCHMELZENDEN EISES BIS ZU DEN BERGEN DER TRAUER HABEN SIE IHR VERDERBTES BANNER ERRICHTET, UND ICH FÜRCHTE, DASS SIE NOCH WEITER IN UNSER LAND EINDRINGEN WERDEN.
    KOMM ZU UNS, EREKOSE. FÜHRE UNS ZUM SIEG. KOMM ZU UNS, EREKOSE. FÜHRE UNS ...«
    Die Frauenstimme:
    »VATER. DIES IST NUR EIN LEERES GRAB. NICHT EINMAL DIE MUMIE VON EREKOSE IST NOCH DA. SCHON VOR LANGER ZEIT ZERFIEL SIE ZU STAUB. LASS UNS GEHEN UND NACH NECRANAL ZURÜCKKEHREN UND DIE LEBENDEN RITTER ZUM KRIEG RUFEN, NICHT DIE TOTEN!«
     
    Ich fühlte mich wie ein Ohnmächtiger, der mit aller Kraft gegen ein wirbelndes Nichts ankämpft, aber keinen festen Boden findet, sosehr er sich auch müht. Wieder versuchte ich zu antworten und konnte es nicht.
    Es kam mir vor, als würde ich
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