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Mord zur Bescherung

Mord zur Bescherung

Titel: Mord zur Bescherung
Autoren: Jean G. Goodhind
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Mut. Es war niemand im Gebäude.
    Doherty sagte über die Schulter zu ihr: »Sieh du im Büro nach, und ich schaue in die Wohnung.«
    »In Ordnung.«
    Sie folgte ihm jedoch die nächste Treppe hinauf bis zur Wohnung.
    Er blieb auf dem obersten Treppenabsatz stehen, drehte sich zu ihr um und sagte: »Spreche ich Chinesisch? Hast du irgendeinen Knopf im Ohr, der meine Anweisungen umtextet? Oder hast du einen anderen guten Grund, zu ignorieren, was ich sage?«
    »Lindsey«, antwortete sie.
    Er seufzte. »Okay.«
    Die Tür zur Wohnung war nur angelehnt. Doherty schob sie auf, ließ eine Hand an der Klinke, damit sie nicht zu rasch aufschwang.
    Sobald die Tür ganz geöffnet war, drückte er sich flach an die Wand. Honey tat es ihm nach. Das Herz schlug ihr bis in den Hals. Sie wollte ins erste Zimmer schauen, hatte aber zu viel Angst.
    Doherty trat ein, ließ den Schein der Taschenlampe über das spartanische Mobiliar gleiten, die Bücherregale, den verschlissenen türkischen Teppich zwischen dem Sofa und dem Kamin.
    Die Regale waren beinahe leer. Der größte Teil der Bücher lag verstreut auf dem Boden. Schubladen und Schranktüren standen offen.
    Doherty schaltete das Licht ein. »Hier hat sich jemand gründlich umgeschaut.«
    Honey gab sich alle Mühe, die Ruhe zu bewahren, während Doherty die Zimmer durchsuchte.
    »Keiner da.«
    Einen Augenblick lang lauschten sie reglos auf die Stille. Der Atem stand ihnen in der kalten Luft in kleinen Wölkchen vor dem Mund.
    Ein plötzliches Poltern ließ sie auffahren.
    Das Büro!
    Doherty nahm die Treppe zwei Stufen auf einmal und war lange vor Honey da.
    »Die Tür ist abgeschlossen. Jemand muss hier gewesen sein. Meine Leute haben nur die Haustür abgesperrt, keine Türen im Inneren des Gebäudes.«
    Wieder einmal stemmte Doherty die Schulter gegen eine Tür. Das musste doch weh tun, überlegte Honey, tröstete sich aber mit dem Gedanken, dass er ja die Muskeln dafür hatte. Und die richtige Einstellung. Wenn was getan werden musste, stürzte er sich sofort drauf.
    Der Schein der Taschenlampe fiel auf die Unterseite eines Stuhls, der umgekippt war. Man konnte ein Paar nackte Füße sehen, die an die Stuhlbeine gebunden waren, dazu einen Arm, den man an die Lehne gefesselt hatte. Honey schaltete das Deckenlicht an. Ihr wäre beinahe das Herz stehengeblieben, vorsichtig ausgedrückt.
    »Jake Truebody«, erzählte Lindsey bibbernd, sobald sie wieder aufrecht saß und sie ihr den Knebel aus dem Mund genommen hatten. »Jake Truebody, das ist nur einer von vielen Namen, die er benutzt. Der hat sogar seinen eigenen Tod gefälscht, um die Verfolger abzuschütteln. Er hat den echten Professor und einen Kumpel aus dem Knast ermordet. Kann man so was glauben?«
    Je mehr sie berichtete, desto mehr zitterte Lindsey.
    Honey nahm sie fest in den Arm. »Spar dir den Rest. Jetzt muss dir erst mal wieder warm werden.«
    Lindseys Zähne klapperten wie Kastagnetten.
    »Ich vermute stark, dass sein richtiger Name Crispin Mallory ist.«
    »Du hast recht, das wissen wir inzwischen«, antwortete Doherty. »Jemand hat euch beide zusammen gesehen und ihn erkannt, weil er seinem Vater so ähnlich sieht.«
    Lindsey wollte nichts von einem Krankenwagen wissen, obwohl ihre Kleider nirgends zu finden waren und Honeys alte wattierte Jacke ihr kaum bis zum Oberschenkel reichte.
    Während Honey mütterlich die Arme und Beine ihrer Tochter massierte, um den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen, stellte Doherty Fragen.
    »Wo ist er?«
    »Weggegangen. Es war noch jemand bei ihm. Ich konnte die Person aber nicht sehen. Wie habt ihr mich eigentlich gefunden?«
    »Wir wollten mit dem Taxi in die Manvers Street, zufällig mit dem gleichen Fahrer, der auch euch hierhergebracht hat. Er erinnerte sich noch an dich, weil er auch das Theaterpferd bei uns abgeholt hat.«
    Lindsey brachte ein bibberndes Lachen zustande. »Toll! Ich hatte ja gebetet, dass mich ein Engel retten soll. Ein Taxifahrer kommt da schon ziemlich nah ran.«
    »Du hast nicht gehört, ob sie darüber gesprochen haben, wohin sie wollten?«
    »Er war auf der Suche nach einer Bibel. Inzwischen hatte er den Gedanken aufgegeben, dass sie hier sein könnte, glaube ich.«
    Doherty schaute sich jetzt erst richtig um. Das Büro war ebenso verwüstet wie Scrimshaws Wohnung. Schreibtischschubladenwaren herausgerissen, Schachteln mit Büromaterial einfach ausgekippt worden.
    »Hier hat er sie nicht gefunden. Wo würdest du ein wertvolles Buch
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