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Mord zur Bescherung

Mord zur Bescherung

Titel: Mord zur Bescherung
Autoren: Jean G. Goodhind
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Whitechapel sein Unwesen trieb.
    Inzwischen schneite es heftiger. Der Wetterbericht hatte gemeldet, dass der Schneefall später am Abend aufhören würde, der Himmel aufklaren und die Temperatur auf minus fünf Grad sinken würde.
    Wie britisch, sich in einer solchen Situation mit dem Wetter zu beschäftigen! Lindsey versuchte, die Vorhersage und ihr wahrscheinliches Schicksal zu verdrängen. Sie musste positiv denken.
    »Pfarrer nennen sich nicht John Smith«, murmelte sie und war wütend, dass der Schweinehund, mit dem sie hierhergekommen war, sie wie einen Rollbraten zusammengeschnürt hatte.
    Was immer dieser Typ war und wer er auch sein mochte, sie glaubte nicht, dass er Priester war. Sie glaubte auch nicht, dass er Professor Jake Truebody war, aber das hatte er ja bereits zugegeben, darüber brauchte sie sich schon mal nicht mehr den Kopf zu zerbrechen.
    Tatsache war, dass sie keinen Priester kannte, der in so guter körperlicher Verfassung war wie dieser Kerl. Der musste regelmäßig trainiert haben, um so einen Körper zu bekommen. Nicht dass sie ihn ohne Klamotten gesehen hätte. Aber sie hielt sich für sehr aufmerksam und war außerdem ziemlich phantasievoll. Unter seinem konservativen Anzugjackett hatte der Mann Muskelpakete, dass einem die Knie weich wurden.
    Also, er war nicht Pfarrer John Smith und nicht Professor Jake Truebody. Wer war er dann?
    Sie schaute ihn flehentlich an.
    Jake/John oder wie er auch immer hieß, war sensibel genug, um zu kapieren, was ihre Augen ihn fragten.
    Er schüttelte milde tadelnd und mit einem verächtlichen Lächeln den Kopf.
    »Selbst schuld. Du hast rumgeschnüffelt. Wenn du nicht angefangen hättest, so viele Fragen zu stellen, hätten wir all das hier nicht machen müssen.«
    Wir? Wer war denn wir?
    Er lächelte. »Tut mir leid, Schätzchen, aber ich habe keine Zeit für Umarmungen und Küsse. Ich will dich ja nicht wieder aufwärmen, weil du dann unter Umständen länger aushältst als geplant. Na, ich muss jetzt gehen. War schön, dich kennenzulernen. Hätte vielleicht Spaß gemacht, dich noch näher kennenzulernen«, fügte er hinzu und hinterließ mit seinen Fingern eine eisige Spur auf ihrer Schulter. »Jammerschade, aber keine Chance. Du weißt zu viel, doch unter diesen Umständen, ich hab ja noch ein paar Minuten, da kann ich dir genauso gut auch den Rest erzählen, was?«
    Nein! Sie schüttelte den Kopf und presste die Augen fest zu. Dann würde sie Zeugin sein – wenn sie überlebte.
    »Also los. Die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit, so wahr mir Gott helfe.«
    Darüber musste er herzlich lachen. »Als Kind hat man mich ausgesetzt. Ich habe damals geglaubt, dass meine Eltern tot wären. Tatsächlich war nur mein Vater tot, aber das wusste ich nicht. Das war alles Scrimshaws Schuld. Der hat erfahren, dass ich noch lebte, aber meiner Mutter jahrelang nichts davon erzählt. Deswegen bin ich vielleicht so ein böser Junge geworden. Ich war clever. Nur mit meiner Cleverness habe ich überlebt. Na gut, manchmal bin ich auch imKnast gelandet. Da habe ich angefangen, mich für Ahnenforschung zu interessieren. Ich habe herausgefunden, wer meine Eltern waren, nachgeforscht und meine Rache geplant, denn du musst wissen, dass das Feuer, das meinen Vater umgebracht hat, Brandstiftung war. Scrimshaw hat meinem Vater nie verziehen, dass er ihm meine Mutter gestohlen hatte. Er hat jemanden angeheuert, der ihn umgebracht hat. Das Haus wurde niedergebrannt. Ich bin schon immer viel herumgestromert, und an dem Tag war ich meilenweit vom Haus entfernt. Niemand wusste, wo ich war. Niemand wusste, wo ich herkam. Und ich war damals erst etwa vier Jahre alt. Ich landete in einem Waisenhaus. Später dann auch im Gefängnis, aber nicht oft. Wie gesagt, meine Cleverness hat mich am Leben gehalten. Ahnenforschung, da habe ich mich wirklich reingekniet. Dann hatte ich noch das Glück, dass mich dieser trottelige Geschichtsprofessor aus dem Knast an dem Tag, als ich gerade entlassen worden war, mit zu sich nach Hause genommen hat. Mein Kumpel aus dem Bau, den sie ein paar Stunden vor mir rausgelassen hatten, war schon da. Besser hätte es nicht kommen können. Den Professor hatten wir schnell überwältigt. Und dann konnte ich in seine Identität schlüpfen. Das Internet ist schon klasse. Was ich da nicht alles über meine Familie rausgefunden habe! Tolle Sache, das Internet, meinst du nicht? So habe ich auch meine biologische Mutter wieder aufgespürt. Ich habe
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