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Mord zur Bescherung

Mord zur Bescherung

Titel: Mord zur Bescherung
Autoren: Jean G. Goodhind
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nicht gerade eine frohe Kunde sein würden.
    »Was noch?«
    »Lass uns ins Auto steigen, dann erzähle ich dir den Rest. Jetzt müssen wir erst einmal Lindsey finden.«
    »Dann los.« Sie schnappte sich ihre alte wattierte Jacke, die zusammengeknüllt hinter dem Bartresen lag, schob sich an Doherty vorbei und machte sich auf den Weg nach draußen.
    »Honey, wir wissen doch gar nicht, wo sie hingegangen sind.«
    »Er hat keinen Grund, Lindsey umzubringen.« Das klangsehr selbstbewusst, auch wenn sie im Inneren ganz unsicher war. »Warum sollte er?«
    Doherty war nicht mit dem Auto gekommen, und auf dem Revier war über die Feiertage nur eine Rumpfmannschaft, die entsprechend langsam reagierte.
    Sie winkten ein Taxi herbei. Doherty bat den Fahrer, sie in die Manvers Street zu bringen. Er wollte sich auf die Suche nach Lindsey machen, wenn er auch nur raten konnte, wo sie damit beginnen sollten.
    Honey saß auf der Kante der Sitzbank. Doherty hockte schweigend da. Nur der Taxifahrer, ein Asiat mit einem schmalen Bärtchen, machte den Versuch, ein Gespräch anzufangen.
    »He, wie ist das Hotel da? Ist das in Ordnung?«
    »Prima.«
    Normalerweise reagierte Honey, wenn man sie nach dem Green River Hotel fragte, mit der ganzen Werbenummer. Heute nicht.
    Von ihrem Schweigen nur mäßig beeindruckt, plapperte der Fahrer munter weiter.
    »Da scheint’s ja ganz schön schräg zuzugehen. Ich meine, ich hab hier schon ziemlich coole Typen abgeholt, auch ziemlich abgefahrene Typen. Aber neulich, das war wirklich die Höhe. Ein Pferd! Da hab ich ein Pferd als Fahrgast gehabt. Können Sie das glauben? Klar, kein echtes Pferd. So eines aus dem Weihnachtsspiel, lila mit gelben Punkten, so eines, in das zwei Typen reinsteigen, damit es rumgaloppieren kann. Kapiert? Na ja, und dann hat die süße Kleine vom Empfang den Barmann geholt, dass er mir hilft, das Ding rauszutragen. Kann ja nicht kapieren, warum eine, die so super aussieht, in einem Hotel arbeitet. Die hätte Model werden sollen. Aber vielleicht hat sie ja auch beschlossen, von hier abzuhauen, wenn Sie wissen, was ichmeine. Ist vielleicht ausgebüxt. Gerade eben ist sie in mein Taxi eingestiegen, allerdings diesmal nicht mit einem Pferd, sondern mit einem wirklich seltsamen älteren Typen.«
    Honey dämmerte plötzlich, was der Mann da gesagt hatte.
    »Meine Tochter! Sie reden von meiner Tochter! Wo haben Sie sie hingebracht?«
    »He, ich kann doch nicht einfach verraten, wo ich meine Fahrgäste hinbringe. Datenschutz.«
    Doherty wedelte ihm mit seinem Dienstausweis vor der Nase herum.
    »Polizei. Und jetzt sagen Sie mir, wo Sie die beiden hingefahren haben.«

Vierunddreißig
    Etwa gegen vier Uhr nachmittags begann es zu schneien. Der Abend dämmerte. Die Flocken waren groß und tanzten zur Erde, genau wie auf den Weihnachtskarten im altmodischen Stil, denen mit der Postkutsche vor dem verschneiten Gasthaus.
    Leute, die sich ins Freie gewagt hatten, um nach dem üppigen Festtagsmahl einen kleinen Verdauungsspaziergang zu machen, verschwanden schnell wieder in ihren Häusern. Ein warmes Zimmer, noch mehr Essen und ein Glas Glühwein lockten, dazu die Weihnachtsansprache der Königin und Wiederholungen der beliebtesten Fernsehprogramme.
    Cobblers Court war menschenleer.
    Lindsey Driver war nackt bis auf die Unterwäsche und bibberte bereits.
    »Schau nur gut hin«, hatte er zu ihr gesagt. »Siehst du, wie kalt es ist? Noch ein paar Stunden, dann merkst du das nicht mal mehr. Dann bist du nämlich tot. Ich komme zurück und fessle dich noch richtig, damit alles gut passt. Es wird so aussehen, als hättest du perverse Sexspielchen mit deinem Liebhaber getrieben – mit Jake Truebody. Doch dann ist die Sache wohl aus dem Ruder gelaufen, und du bist einfach erfroren, bist kalt wie eine tiefgefrorene Schweinehälfte.«
    Lindsey starrte mit weit aufgerissenen Augen aus dem Fenster im oberen Stockwerk, durch das es mächtig zog. Jake Truebody hatte sie absichtlich in den kältesten Teil des Zimmers verfrachtet.
    Unbeleuchtete Fenster starrten aus den gegenüberliegenden Gebäuden zurück, die der Nebel zu grau verhülltenPhantomen gemacht hatte. Und jetzt schneite es auch noch. Besser konnte die viktorianische Atmosphäre nicht sein, oder?
    Lindsey vermochte sich ganz leicht in die Zeit zurückzuversetzen, als auf den dunklen Straßen noch Gaslaternen flackerten und Pferdehufe und Wagenräder über das Kopfsteinpflaster rumpelten. O ja, und als Jack the Ripper im Londoner Stadtteil
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