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Mord mit kleinen Fehlern

Titel: Mord mit kleinen Fehlern
Autoren: Lisa Scott
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blinzelte. »Oder du kommst zu mir. Vorausgesetzt, die Katze bleibt bei Marys Eltern. Bei mir kriegst du Getreideflocken zum Abendessen.«
    Judy lachte. »Bei mir bist du noch nie gewesen. Willst du nicht mal was Neues ausprobieren?«
    Matt drückte sie an sich. »Anne, komm mit zu mir nach Hause. Du kannst doch nicht in dein Haus zurück, nicht nach dem, was dort geschehen ist.«
    Anne sah erst Matt an, dann die anderen, die sich um sie geschart hatten. In ihren Gesichtern las sie Besorgnis und Liebe. Ihre Zukunft begann in diesem Moment, und sie würden alle ein Teil davon sein. Aber so dankbar Anne auch war, sie wusste, wohin sie jetzt gehörte.
    »Danke, aber ich will nach Hause. In mein Haus, in die  Waltin Street.«
    Und zum ersten Mal waren ihre Worte und ihre Gedanken eins.

3 1

    Keine Stunde später - Anne war von einem mit überhöhter Geschwindigkeit fahrenden Streifenwagen zu Hause abgeliefert worden - trug sie Jeans, ein rosafarbenes Top und gelbe Gummihandschuhe und riss den blutbefleckten Teppichboden vom Boden des Eingangsbereichs. Eigentlich hätte sie schlafen oder ihr Eröffnungsplädoyer vorbereiten sollen, aber beides gelang ihr nicht. Der Teppich roch nach Blut und Schmerz, und sie wollte ihn los sein. Er klebte jetzt nur noch an einer Seite fest am Boden. Anne biss die Zähne zusammen, schloss die Augen und zerrte kräftiger. Plötzlich gab der Teppich nach, und sie fiel nach hinten auf ihren Hintern.
    »Aua! «, grunzte sie. Ihre Schultern, die genähte Wunde auf dem Rücken und ihr Hintern schmerzten, aber sie rappelte sich wieder auf die Füße und schleifte den Teppich ins Wohnzimmer. Sie versuchte, nicht auf die Blutflecke zu schauen, damit sie nicht wieder zu weinen anfing. Sie hatte in der Dusche geweint, als sie nach Hause gekommen war, dann hatte sie sich gestählt und an die Arbeit gemacht.
    Anne ging auf die Knie und rollte den Teppichboden auf, dann zog sie eine Mülltüte aus der orangefarbenen Schachtel auf dem Couchtisch und stopfte den Teppich hinein. Sie hob die Tüte auf und trug sie nach draußen auf die Straße.
    Anne schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter, stand mit den Händen auf den Hüften da und betrachtete den Eingangsbereich, der jetzt von einer Deckenlampe angestrahlt wurde. Braune Schlieren zogen sich über die Wände und die Eingangstür. Die Fußleisten waren ebenfalls blut- verschmiert. Plan B bestand darin, die Wände im Flur zu waschen und neu zu streichen. Sie konnte sie unmöglich so lassen, nicht einmal für eine Nacht. Es war schaurig und schrecklich, den Eingangsbereich zu säubern, aber es musste getan werden. Außerdem war es katharsisch: Anne würde sich besser fühlen, wenn sie einen furchtbaren Teil ihres Lebens zu Ende brachte. Sie bekam neuen Aufwind und vermutete, dass der Himmel ihn schickte.
    Sie ging in die Küche und zog einen Gummihandschuh aus, um sich eine Hand voll Captain Crunch zu genehmigen, während sie den blauen Wischeimer in der Spüle mit einem Gebräu aus Reinigungsmittel und Lessol und heißem Wasser füllte. Als das Wasser stieg, bildete sich sprudelnd Schaum und ließ den dicken rosafarbenen Schwamm tänzeln. Anne drehte den Wasserhahn ab, nahm den Eimer und kehrte ins Wohnzimmer zurück, wo sie das Radio auf einen Klassiksender einstellte. Das passte zu ihrer Stimmung und zu ihrer Aufgabe.
    Ein einsamer Gitarrenspieler zupfte eine altspanische Weise. Annes Gedanken wanderten zu ihrem Vater, dem Gitarrenspieler, den sie nie kennen gelernt hatte, dann zu ihrer Mutter. Sie fragte sich, ob sie sie wieder sehen würde, unterdrückte jedoch das Ziehen in ihrer Brust. Die Vergangenheit war abgeschlossen. Sie musste jetzt mit dem Rest ihres Lebens fortfahren. Es war an der Zeit, mit dem Neuanfang zu beginnen. Sie schlurfte mit dem schweren Eimer in den Eingangsbereich.
    Anne stellte den Eimer ab und ließ sich von der Gitarrenmusik beruhigen. Sie machte sich daran, die dunklen Schlieren von den Wänden zu wischen. Immer wieder musste sie den Brechreiz unterdrücken, der in ihr aufstieg. Sie hatte bereits drei volle Eimer Seifenlauge, eine ganze Flasche Lysol und mehrere Kleenexrollen aufgebraucht, als es an der Tür klingelte.
    Anne hielt erschreckt inne. Ihr Herz flatterte. Als es das letzte Mal geklingelt hatte, war ein Killer vor der Tür gestanden. Das Klingeln hallte durch das Haus. Anne sagte sich, dass sie albern war. Es gab nichts mehr, vor dem sie Angst haben musste. Kevin war tot; sie hatte mit eigenen Augen gesehen,
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