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Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)

Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)

Titel: Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)
Autoren: Nick Brownlee
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dann den Teebeutel reingehängt und Milch dazugegeben. Wie soll man denn sonst Tee machen?«
    »Und wie lange war dieser Teebeutel in der Tasse?«
    Nyami stieß einen theatralischen Seufzer aus und warf seine Zeitung auf den Schreibtisch. »Ich weiß nicht.«
    »Eine Minute? Zwei Minuten?« Jouma starrte Nyami an, bis der Sergeant den Blick senkte. »Aha! Weniger als eine Minute also! Dreißig Sekunden? Fünfundvierzig vielleicht?«
    »Ich kann mich nicht erinnern«, murmelte Nyami.
    Jouma stand auf und trug seine Tasse zu dem winzigen Waschbecken in der Ecke. »Sergeant Nyami, ich glaube fest daran, dass Tee nur dann Tee wird, wenn der Beutel mindestens zwei Minuten im heißen Wasser ziehen darf. Sonst ist es nämlich kein Tee – sondern nur leicht gefärbtes heißes Wasser. Und das hier …«, er hielt seine Tasse zwischen Daumen und Zeigefinger, »… ist leicht gefärbtes heißes Wasser.«
    Verächtlich goss Jouma den Inhalt seiner Tasse in den Abfluss und drehte den Wasserhahn auf. Es gab einen unheilverkündenden dumpfen Ton, bevor der Hahn zweimal spuckte und sich schließlich ein Strahl schmutzig-braunes Wasser ins Waschbecken ergoss. Auf einmal spürte der Inspector einen heftigen Druck über den Augen. Manchmal war es fast besser, man blieb im Bett, statt einen Tag wie den heutigen zu ertragen. Es war noch nicht einmal drei Uhr nachmittags, aber es kam ihm jetzt schon vor, als dauerte dieser Tag hundert Jahre.

    An diesem Morgen hatte Jouma drei frustrierende, schier endlose Stunden damit verbracht, auf die Verhandlung eines Falls vor dem Gericht in Mombasa zu warten – die dann in zwanzig Sekunden über die Bühne ging. Als er kurz vor Mittag ins Polizeihauptquartier am Mama Ngina Drive zurückkehrte, sah er Agnes Malewe und ihren Sohn auf einer Holzbank im Flur sitzen, vor der Tür des Büros, das er sich mit Nyami teilte.
    »Wer ist diese Frau da auf dem Korridor?«, fragte er den Sergeant, der zusammengesunken vor seinem Schreibtisch saß, eine Zeitschrift las und ein Schinkensandwich kaute.
    Nyami blickte überhaupt nicht auf. »Ist die immer noch da?«, knurrte er. »Ich hab ihr schon vor einer Stunde gesagt, dass sie gehen soll.«
    »Wer ist sie?«
    »Sie heißt Agnes Malewe.«
    »Und warum sitzt sie auf dem Flur?«
    Nyami zuckte mit den Schultern. »Diese Blödmänner vom Präsidium Likoni haben sie zu uns geschickt. Und jetzt weigert sie sich zu gehen.«
    Jouma trat vor Nyamis Tisch und schnappte ihm das halb aufgegessene Sandwich aus der Hand.
    »Was will sie?«
    »Sie sagt, dass ihr Mann gestern nicht nach Hause gekommen ist.«
    »Und wer ist ihr Mann?«
    Nyami sah seinen Chef an, als wäre er der letzte Trottel.
    » George Malewe.«
    Jouma stöhnte innerlich. George Malewe war einer der Bewohner von Mombasas Altstadt, chronisch pleite und immer mit einem Fuß im Gefängnis. Er hatte sich darauf spezialisiert, naiven Touristen ihre Brieftaschen, Kameras und Handys zu stehlen, um den dankbaren Besitzern die »Fundstücke« wenig später zurückzubringen – woraufhin sie ihn mit Summen dankten, die weit über dem Preis lagen, den er beim Weiterverkauf hätte erzielen können. Nicht, dass George etwas von dem Geld gesehen hätte, das natürlich nicht. Fast sein gesamter Verdienst ging direkt an Michael Kili, den Bandenkönig, der den Hafen und die Altstadt kontrollierte. George Malewe war ein Verlierer, wie er im Buche steht. Bis vor einer Minute hatte Jouma nicht gewusst, dass George eine Frau hatte.
    »Dann liegt er wahrscheinlich irgendwo betrunken rum«, vermutete er. »Höchstwahrscheinlich bei den Docks. Du kennst doch George Malewe.«
    Nyami riss ihm das Sandwich wieder aus der Hand. »Das hab ich ihr auch schon gesagt. Aber sie will es nicht glauben und behauptet, dass er schon gestern hätte zurück sein müssen.«
    »Warum?«
    »Weil ihr Sohn Geburtstag hatte.«
    Jouma rieb sich mit der Hand übers Gesicht. »Sag ihr, sie soll reinkommen«, seufzte er.
    Agnes Malewe war ungefähr neunzehn Jahre alt. Steif und trotzig saß sie auf einem Stuhl vor Joumas Schreibtisch. Ihr dreijähriger Sohn kauerte im Schneidersitz zu ihren Füßen.
    »Mein Mann ist ermordet worden, Inspector«, stellte sie sachlich fest. »Davon lass ich mich nicht abbringen.«
    Jouma beugte sich vor und lächelte. »Mrs. Malewe. Nur weil Ihr Mann am Geburtstag Ihres Sohnes nicht aufgetaucht ist, heißt das noch lange nicht, dass er tot ist.«
    » Ermordet , Inspector Jouma«, wiederholte Agnes mit Nachdruck. »Das
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