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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium
Autoren: Lindsey Davis
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außer in Germanien. Doch wenn sich das bis dorthin rumsprach, könnte es eine gefährliche Wirkung auf die germanischen Provinzen haben. Veleda war immer noch ein mächtiger Name zu beiden Seiten des Rhenus. Als eine sogenannte Seherin hatte die Frau stets einen Schauder des Entsetzens ausgelöst, der in keinem Verhältnis zu ihrem tatsächlichen Einfluss stand. Trotzdem hatte sie ganze Rebellenarmeen aufgeboten, und diese Rebellen hatten verheerende Schäden angerichtet.
    »Jetzt läuft sie frei in Rom herum – und Sie haben nach mir geschickt.«
    »Sie sind ihr schon begegnet, Falco. Sie werden sie wiedererkennen.«
    »Einfach so?«
    Er hatte keine Ahnung. Veledas Aussehen war bemerkenswert. Als Erstes würde sie sich die Haare färben. Die meisten Römerinnen wären gerne blond, aber ein Besuch bei einer kosmetischen Apotheke, und Veleda wäre gut getarnt.
    »Sie könnten einen Zuschlag in Rechnung stellen.« Laeta ließ mich geldgierig erscheinen. Er übersah die Tatsache, dass er ein beträchtliches Jahresgehalt erhielt – plus Schmiergelder, plus Pension, plus Hinterlassenschaft, wenn der Kaiser starb –, wohingegen ich mit dem auskommen musste, was ich auf freiberuflicher Basis zusammenkratzen konnte. »Das ist ein nationaler Notfall. Titus meint, Sie besäßen die nötigen Fähigkeiten, Falco.«
    Er nannte das Honorar, und mir gelang es, keinen Pfiff auszustoßen. Der Palast betrachtete es tatsächlich als Notfall.
    Ich nahm den Auftrag an. Laeta klärte mich über die Hintergründe auf. Es war schlimmer, als ich gedacht hatte. Das waren Missionen des Palastes immer. Nicht viele waren so schlimm wie diese, aber sobald ich Veledas Namen vernommen hatte, war mir klar gewesen, dass dies ein Fiasko von besonderer Art sein würde.
     
    Rutilius Gallicus war vor mehreren Wochen nach Italien zurückgekehrt, hatte im Palast Bericht erstattet, von seinen edlen Bekannten den neuesten Forumsklatsch erfahren und sich dann in den Norden nach Augusta Taurinorum verzogen, wo seine Familie lebte. Das lag kurz vor den Alpen. Mir ging durch den Kopf, dass er durch seine Herkunft Sympathien für die Barbaren in Germanien hegen musste, da er direkt nebenan geboren und aufgewachsen war. Praktisch war er selber Germane.
    Ich hatte Minicia Paetina, seine ziemlich provinzielle Frau, kennengelernt. Sie fand mich nicht sympathisch. Das beruhte auf Gegenseitigkeit. Sie hatte die Dichterlesung besucht, die Rutilius und ich einst zusammen abgehalten hatten, und hatte deutlich gemacht, dass sie mich für einen plebejischen Emporkömmling hielt, der ihrem Gatten nicht das Wasser reichen konnte. Die Tatsache, dass unser Publikum meine bissigen Satiren seinen endlosen Auszügen aus einem zweitklassigen Epos vorzog, trug auch nicht zur Verbesserung von Minicias Einstellung bei.
    Das Publikum ebenfalls nicht. Rutilius Gallicus hatte Domitian Cäsar als seinen Ehrengast eingeladen, wohingegen ich von den schrillen Pfiffen meiner aventinischen Familienmitglieder unterstützt wurde. Wenn ich mich recht erinnerte, war auch Anacrites dabei gewesen. Ich wusste nicht mehr, ob das in die grausige Zeit fiel, als er versucht hatte, mit meiner Schwester Maia anzubandeln, oder in die der noch schlimmeren Episode, als alle dachten, der Spion hätte sich zum Gigolo meiner Mutter gemacht.
    Helena Justina war höflich zu Minicia Paetina gewesen, und sie umgekehrt ebenfalls, doch wir waren froh, als die Rutilii nach Hause gingen. Ich konnte mir vorstellen, wie steif sich die Saturnalien gestalteten, die sie jetzt in Augusta Taurinorum feiern würden. »Um es uns besonders gemütlich zu machen, können wir zum Abendessen alle schlichte Tuniken tragen statt der Togen …«
    »Keine Aussicht, dass Rutilius seinen Urlaub abkürzt und hier aufkreuzt, um seinen Schlamassel aufzuräumen?«
    »Nicht die geringste, Falco.«
    Was Veleda betraf, erzählte mir Laeta, Rutilius habe sie nach Rom gebracht, wo sie in einem sicheren Haus versteckt wurde. Irgendwo musste man sie ja unterbringen. Sie für die nächsten zwei Jahre in eine Gefängniszelle zu sperren, bis Rutilius seine Amtsperiode als Statthalter beendet hatte, kam nicht in Frage. Veleda hätte den Dreck und die Krankheiten nie überlebt. Es brachte nichts, eine berühmte Rebellin an Gefängnisfieber sterben zu lassen. Sie musste bei guter Gesundheit bleiben, um bei der triumphalen Prozession grimmig um sich zu blicken. Wenn man dann noch behaupten konnte, sie sei Jungfrau, wäre das ein Bonus;
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