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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium
Autoren: Lindsey Davis
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breiten Hüften heiraten sollte, um die nächste Generation flavischer Kaiser zu zeugen, doch stattdessen zog er es vor, sich auf purpurnen Kissen mit der wollüstigen Königin von Judäa rumzuwälzen. Man sagte, es sei wahre Liebe. Tja, von seiner Seite ganz bestimmt; Berenike war ein heißer Feger, aber älter als er, und hatte einen grausigen Ruf für Inzest (womit Rom umgehen konnte) und politische Einmischung (was ganz schlecht war). Das konservative Rom würde niemals diese hoffnungsvolle Dame als kaiserliche Gefährtin akzeptieren. Scharfsinnig in allen anderen Belangen, hielt Titus an dieser unsinnigen Liebesaffäre fest wie ein starrsinniger Halbwüchsiger, den man angewiesen hat, nicht mehr mit dem Küchenmädchen zu knutschen.
    Während ich gelangweilt auf eine Antwort wartete, hatte ich mich in diesen düsteren Gedanken verloren. Ohne wahrnehmbare Zeichen waren Laetas Handlanger alle verschwunden. Er und ich waren jetzt allein, und er hatte eine Miene aufgesetzt wie ein Schwertschlucker auf dem Höhepunkt seiner Vorführung: Schau mich an. Die Sache ist äußerst gefährlich! Ich bin kurz davor, mich zu entleiben …
    »Und dann ist da noch Veleda«, sagte Claudius Laeta mit seinem höflichen Bürokratenakzent.
    Ich hörte mit dem Tagträumen auf.

III
    V eleda …« Ich tat so, als würde ich mich zu erinnern versuchen, wer sie war. Laeta durchschaute mich.
    Ich ließ mich auf einer freien Liege nieder. Mich im Palast zu entspannen gab mir immer das Gefühl, eine eklige Raupe zu sein. Wir Privatschnüffler sind nicht dazu gemacht, uns auf daunengefüllten Kissen auszustrecken, in schimmernder Seide mit imperialen Motiven bestickt. An meinen Stiefeln klebte vermutlich Eselsdung. Ich machte mir nicht die Mühe, auf dem Marmorboden nachzusehen.
    »Als Titus Sie vorschlug, habe ich mir Ihre Unterlagen angeschaut, Falco«, erklärte Laeta. »Vor fünf Jahren wurden Sie auf eine Mission nach Germanien geschickt, um bei der Niederwerfung noch verbliebener Rebellen zu helfen. Einiges ist auf mysteriöse Weise aus dem Schriftrollenkasten verschwunden – man fragt sich, warum –, aber es steht eindeutig fest, dass Sie Civilis getroffen haben, den batavischen Rebellenführer, und den Rest kann ich mir denken. Ich nehme an, Sie haben den Rhenus überquert, um mit der Priesterin zu verhandeln?«
    Damals, im Vierkaiserjahr, als das Imperium in blutiger Rechtlosigkeit versunken war, waren Civilis und Veleda zwei germanische Aktivisten, die versucht hatten, ihr Gebiet von der römischen Besetzung zu befreien. Civilis war einer der Unseren, ein ehemaliger Auxiliar, ausgebildet in den Legionen, aber Veleda stellte sich uns von fremdem Territorium aus entgegen. Nachdem Vespasian den Thron bestiegen und den Bürgerkrieg beendet hatte, blieben sie beide Unruhestifter – zumindest für eine Weile.
    »Falsche Richtung.« Ich lächelte. »Ich setzte aus Batavia über und schlug mich dann nach Süden durch, um sie zu finden.«
    »Kleinkram«, schnaubte Laeta.
    »Ich war bemüht, am Leben zu bleiben. Offizielle Verhandlungen waren schwierig, solange die Brukterer auf unser Blut aus waren. Sinnlos, geköpft zu werden und unsere Köpfe als Opfergaben im Fluss landen zu lassen.«
    »Nicht, wenn man sich mit einer hübschen Blonden oben auf einem Signalturm anfreunden und sich dann ihr Schiff für die Heimreise borgen kann.« Laeta kannte alle Einzelheiten. Er musste meinen »vertraulichen« Bericht gelesen haben. Ich hoffte, er hatte keine Ahnung von den Fakten, die ich weggelassen hatte.
    »Was ich tat, und das sehr schnell. Germania Libera ist kein Ort, an dem ein Römer lange verweilen möchte.«
    »Tja, die Dinge haben sich verändert …«
    »Zum Besseren?« Das bezweifelte ich. »Bei meiner Abreise hatten sich sowohl Civilis als auch Veleda widerwillig mit Rom versöhnt. Zumindest hatte keiner von beiden weitere bewaffnete Revolten gegen Rom vor, und Civilis saß in seinem Heimatgebiet fest. Welchen Ärger macht die dralle Bruktererin denn jetzt wieder?«
    Claudius Laeta stützte nachdenklich sein Kinn auf die Hand. Nach einer Weile fragte er mich: »Ich glaube, Sie kennen Quintus Julius Cordinus Gaius Rutilius Gallicus?«
    Ich würgte. »Teilen von ihm bin ich schon begegnet. Allerdings hat er dabei nicht diese ganze Schriftrolle von Namen verwendet.« Er musste adoptiert worden sein. Das war die einzige Möglichkeit, seinen Status zu verbessern. Irgendein wohlhabender Patron auf der verzweifelten Suche nach einem
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