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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium
Autoren: Lindsey Davis
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viel zu gerissen, das zu ignorieren. Durch den alten Bürokratentrick, Übereinstimmung mit den festen Ansichten seiner Vorgesetzten zu heucheln, hielt er an seinem Posten fest. Nur vor der Vortäuschung, die Auftragsvergabe an mich sei auf seine Empfehlung hin geschehen, machte er halt. Diese Art von Kriecherei hätte Vespasian sofort durchschaut.
    Ich war mir ziemlich sicher, dass es Laeta gelungen war, von der unterschwelligen Fehde zwischen Domitian Cäsar, dem jüngeren Prinzlein, und mir Wind zu bekommen. Ich wusste etwas über Domitian, das der am liebsten aus dem Gedächtnis gelöscht sähe. Er hatte einst ein junges Mädchen getötet, und ich besaß immer noch die Beweise dafür. Außerhalb der kaiserlichen Familie blieb es ein Geheimnis, doch die bloße Tatsache, dass ein Geheimnis existierte, war den scharfen Augen der Obersekretäre zwangsläufig nicht entgangen. Claudius Laeta besaß garantiert eine kodierte Notiz auf einer Schriftrolle, die als Gedächtnisstütze in seinem Columbarium verborgen lag, um mein gefährliches Wissen eines Tages gegen mich zu verwenden.
    Nun ja, ich besaß auch Informationen über ihn. Er mauschelte zu viel, um eine reine Weste zu haben. Ich machte mir keine Sorgen.
     
    Trotz dieser Intrigen und Eifersüchteleien wirkte der alte Palast des Tiberius immer erstaunlich frisch und geschäftsmäßig. Das Imperium wurde seit einem Jahrhundert von diesem altersschwachen Monument aus regiert, von guten Kaisern und verkommenen; einige der aalglatten Sklaven dienten hier bereits in der dritten Generation. Der Bote hatte sich davongemacht, als wir durch den Kryptoportikus eingetreten waren. Die Wachen fühlten sich kaum bemüßigt, auch nur mit dem Speer zu fuchteln, und ich suchte mir meinen Weg durch das Innere, betrat Prunkräume, die ich erkannte, und andere, an die ich mich nicht erinnern konnte. Dann geriet ich an die Ordnungskräfte.
    Eine Einladung war keine Garantie, auch willkommen zu sein. An den Lakaien vorbeizugelangen erwies sich als das übliche nervtötende Prozedere. Vespasian war bekannt dafür, mit den paranoiden Sicherheitsvorkehrungen Schluss gemacht zu haben, durch die sich Nero vor Attentaten geschützt hatte – inzwischen wurde niemand mehr durchsucht. Das mochte die Öffentlichkeit beeindruckt haben, doch ich wusste es besser. Selbst unser liebenswertester aller Kaiser seit Claudius war zu gewitzt, Risiken einzugehen. Macht zieht Verrückte an. Immer würde es einen Durchgeknallten geben, der in der abartigen Hoffnung auf Berühmtheit mit dem Schwert Amok laufen würde. Daher wurde ich auf der Suche nach Laetas Büro von Prätorianern herumgeschubst, von Kämmerern aufgehalten, die Listen konsultierten, auf denen ich nicht aufgeführt war, musste stundenlang auf Fluren warten und wurde ganz einfach in den Wahnsinn getrieben. Kurz bevor ich ausrastete, ließen mich Laetas ordentlich gekleidete Speichellecker endlich ein.
    »Wenn Sie das nächste Mal was von mir wollen, sollten wir uns auf einer Parkbank treffen!«
    »Didius Falco! Wie schön, Sie zu sehen. Immer noch mit Schaum vor dem Mund, wie ich sehe.«
    Sich weiter aufzuregen wäre genauso sinnlos gewesen wie die Forderung, sich in einer hektischen Imbissbude zur Mittagszeit das Wechselgeld nachzählen zu lassen. Ich zwang mich, ruhiger zu werden. Laeta merkte, dass er es fast zu weit getrieben hatte. Er lenkte ein. »Tut mir ja so leid, dass Sie warten mussten, Falco. Hier ändert sich nichts. Zu viel zu tun und zu wenig Zeit, es zu erledigen – und natürlich herrscht mal wieder Panik.«
    »Ich frag mich, was die wohl ausgelöst haben mag!« Womit ich andeutete, dass ich über private Informationen verfügte. Ich verfügte über nichts.
    »Darauf komme ich noch …«
    »Dann machen Sie es kurz.«
    »Titus Cäsar schlug vor, ich sollte mit Ihnen reden …«
    »Und wie geht es dem prinzlichen Titus?«
    »Oh, hervorragend, hervorragend.«
    »Vögelt immer noch die schöne Königin Berenike? Oder haben Sie sich einen Trick ausgedacht, sie in ihre Wüste zurückzuscheuchen und Peinlichkeit abzuwenden?«
    Ammen scheinen den aus Ton gebrannten Nuckelflaschen der Säuglinge irgendein Elixier beizufügen, das aristokratische Römer dazu bringt, sich nach exotischen Frauen zu verzehren. Kleopatra hatte ja schon einige der höchsten Tiere Roms vernascht. Titus Cäsar, wie ich ein gutaussehender Bursche in den Dreißigern, war ein liebenswürdiger Prinz, der eine hübsche fünfzehnjährige Patrizierin mit
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