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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium
Autoren: Lindsey Davis
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traditionsgemäß würde sie vor ihrer Hinrichtung von ihrem Kerkermeister vergewaltigt werden. Rom liebt solchen Schweinkram. Daher würde niemand wollen, dass sich irgendein vertrauensseliger Jungkerkermeister in sie verguckte und sie in ihrer Zelle tröstete, ganz zu schweigen von abenteuerlustigen Konsulnsöhnen, die sich mit Bestechungsgeld eine rasche Nummer im Stroh erkauften.
    Priesterinnen bezeichnen sich immer als Jungfrauen. Sie müssen sich in Mysterien hüllen. Aber Veleda hatte in der Vergangenheit zumindest ein Techtelmechtel gehabt. Ich wusste auch, mit wem. Warum hätte sie uns wohl sonst das Schiff überlassen?
    »Erzählen Sie mir von Ihrem sogenannten sicheren Haus, Laeta.«
    »Nicht meinem!« Ich fragte mich, wem es dann gehörte. Hatte demnach Anacrites das arrangiert? »Alle notwendigen Überprüfungen wurden durchgeführt, Falco. Rigorose Maßnahmen wurden ergriffen. Ihr Gastgeber ist absolut verlässlich. Außerdem hat sie uns ihr Ehrenwort gegeben. Alles war vollkommen sicher.« Die üblichen Ausreden der Bürokratie. Ich wusste, wie viel die bedeuteten.
    »Daher ist es unglaublich, nicht wahr, dass sie irgendwie verschwinden konnte? Wer war der glückliche Gastgeber?«
    »Quadrumatus Labeo.« Nie von ihm gehört.
    »Wer war für die Sicherheit verantwortlich?«
    »Ah!« Laetas augenblicklicher Enthusiasmus für das Thema verriet mir, dass er aus dem Schneider war. »Das ist ein interessanter Punkt, Falco!«
    »Im Palatinjargon bedeutet ein ›interessanter Punkt‹ im Allgemeinen totaler Scheißdreck …« Ich bedrängte Laeta, bis er die Sauerei zugab. Rutilius Gallicus hatte Veleda mit einer Eskorte von Soldaten aus Germanien heimgebracht. Dann war Verwirrung entstanden. Die Legionäre hatten angenommen, sie hätten ihre Verantwortung an die Prätorianergarde abgegeben. Die Soldaten hatten damit gerechnet, sich für drei Monate in Bordelle und Weinschenken verziehen zu können, bis sie Rutilius zurück nach Germanien bringen mussten. Niemand hatte den Prätorianern mitgeteilt, dass sie das Zauberweib übernehmen sollten.
    »Also, Laeta, wer hätte es den Prätorianern sagen sollen? Rutilius selbst?«
    »Oh, er hat in Rom keine Zuständigkeit. Und er ist ein Pedant, der es mit Vorschriften ganz genau nimmt.«
    »Natürlich ist er das! Also ist der Pedant in eine Kutsche gesprungen und nach Norden entfleucht, mit seinen Saturnaliengeschenken im Gepäckkasten … Wusste Titus Cäsar, dass Veleda hier ist?«
    »Werfen Sie ihm nichts vor. Titus mag zwar der nominelle Kommandeur der Prätorianer sein, aber er gibt keine Tagesbefehle aus. Seine Rolle ist rein zeremoniell …«
    »Er wird den Gardisten, die sie entwischen ließen, garantiert einen zeremoniellen Anschiss verpassen.«
    »Vergessen Sie nicht, Falco, dass ihr Eintreffen ein Geheimnis bleiben sollte.«
    »Wenn es geheim bleiben sollte, hat dann jemand Anacrites benachrichtigt?«
    »Jetzt weiß er es auf jeden Fall«, murmelte Laeta gereizt. »Er ist damit beauftragt worden, sie zu finden.«
    Das war schlimmer, als ich gedacht hatte. »Dann wiederhole ich meine Frage: Wusste er vorher davon?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Hören Sie doch auf.«
    »In die Strategien des Geheimdienstes bin ich nicht eingeweiht.«
    »Aber in deren Pfusch schon! Also die nächste peinliche Frage: Wenn Anacrites die Aufsicht darüber hat, sie wieder einzufangen, warum beauftragen Sie dann mich? Weiß er, dass Sie mich hinzuziehen?«
    »Er war dagegen.« Das hätte ich mir denken können. »Titus will Sie«, sagte Laeta. Seine Stimme wurde ungewöhnlich flach. »Bei der Flucht der Frau gibt es ein paar seltsame Umstände … Genau das Richtige für Sie, Falco.« Später wurde mir klar, dass ich da sofort hätte nachhaken sollen, aber der Anflug von Schmeichelei lenkte mich ab, und dann fügte Laeta listig hinzu: »Anacrites glaubt, seine Ressourcen würden ausreichen.«
    »Ressourcen? Arbeitet er immer noch mit Momus und diesem Zwerg mit den riesigen Füßen? Und ich mag ja wissen, wie Veleda aussieht, aber er hat nicht den geringsten Schimmer. Der erkennt die Frau doch nicht mal, wenn sie ihm auf die Zehen tritt und ihm seine Armbörse klaut. Vermutlich haben die Soldaten, die Rutilius mit aus Germanien gebracht hat, um sie während der Reise zu bewachen, sie alle gesehen? Sie sollten sie wiedererkennen können. Hat jemand daran gedacht, sie zurückzubeordern?«
    »Titus. Titus hat ihren Urlaub gestrichen.« Titus Cäsar war fähig, in einer Krise zu
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