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Mord im Atrium

Mord im Atrium

Titel: Mord im Atrium
Autoren: Lindsey Davis
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denken. »Sie gehören alle Ihnen.« Rasch schob mir Laeta eine Schriftrolle mit den Namen hin. »Anacrites will die Prätorianergarde einsetzen. Allerdings konnten wir nicht die ganze Eskorte für Sie auftreiben – einige müssen losgezogen sein, um ihre Mütter am Arsch der Welt zu besuchen –, aber diese zehn Männer und ihr Offizier sind angewiesen worden, sich morgen in Ihrem Haus zu melden, in Zivilkleidung.«
    Das mussten diejenigen sein, die von ihren Müttern so wenig geliebt wurden, dass die sich weigerten, sie daheim zu haben. »Ich muss meiner Frau beibringen«, schnaubte ich, »dass sie zehn missmutige Legionäre, deren Heimaturlaub gestrichen wurde, über die Saturnalien in unserem Haus bewirten muss.«
    »Sie müssen halt vorgeben, dass es Ihre Verwandten sind«, sagte Laeta gehässig. Damit wollte er meine Familie beleidigen. Er war meinen echten Verwandten noch nie begegnet; so schlimm wie die konnte niemand sein. »Die edle Helena Justina wird zweifellos damit fertig werden. Sie kann uns die Kosten in Rechnung stellen.« Darum ging es nicht. »Ich denke doch, dass die Haushaltsführung Ihrer jungen Frau einwandfrei ist. Die Männer haben den ausdrücklichen Befehl, sich höflich zu benehmen …« Selbst Laeta ging die Puste aus, da er voraussah, welche häuslichen Konflikte mir nun bevorstanden.
    »Während eines Festes, das der Zügellosigkeit geweiht ist? Sie sind ein Optimist, Laeta!« Nach einem Blick auf die Namensliste sank mir das Herz noch mehr. Einen von ihnen erkannte ich wieder. Rutilius Gallicus musste die Art von blitzgescheitem Kommandeur sein, der instinktiv die nutzlosesten Männer für die heikelsten Aufgaben herauspickt. »Nun gut …« Ich stählte mich innerlich. »Ich brauche einen vollständigen Bericht über Veledas Gastgeber und sein sogenanntes sicheres Haus, über diesen Labeo.« Widerspruchslos reichte mir Laeta eine weitere Schriftrolle. Ich machte mir nicht die Mühe, sie zu entrollen. »Was ist das Enddatum für meinen Auftrag?«
    »Das Ende der Saturnalien?«
    »Oh, verdammte Inzucht!«
    »Mein lieber Falco!« Laeta lächelte jetzt verschlagen. »Ich weiß, Sie werden es als Wettlauf gegen die Zeit betrachten, als eine Herausforderung, Anacrites zu schlagen.«
    »Und da ist noch etwas: Ich will nicht von ihm angepisst werden. Ich will das Recht, mich über ihn hinwegzusetzen. Ich will das Kommando über diese Angelegenheit.«
    Laeta gab sich schockiert. »Das lässt sich nicht machen, Falco.«
    »Dann bin ich aus der Sache raus.«
    Er hatte mit Ärger gerechnet. »Ich biete Ihnen ein Zugeständnis an. Anacrites wird keine Befehlsgewalt über Sie haben. Er hat sich an den normalen Dienstweg zu halten; Sie bleiben freier Mitarbeiter. Sie werden natürlich mir zuarbeiten, aber nominell handeln Sie direkt im Auftrag von Titus Cäsar. Wird das reichen?«
    »Muss wohl. Ich will nicht, dass der verdammte Anacrites vor mir seine verkommenen Hände an die Priesterin legt …« Ich grinste wollüstig. »Vergessen Sie nicht, Claudius Laeta, ich weiß, wie sie aussieht. Die Priesterin Veleda ist ein wunderschönes Mädchen!«

V
    E ine echte Jungfrau wartete auf meiner Schwelle, als ich nach Hause zurückkehrte. Das geschah jetzt nicht mehr oft. Allerdings hatte ich es stets vorgezogen, dass meine Frauen über ein gewisses Maß an Erfahrung verfügten. Unschuld führt zu allen möglichen Missverständnissen, und das bereits, bevor man sich in Gewissensbissen verheddert.
    Diese teilte mir mit, ihr Name sei Ganna. Sie war noch keine zwanzig und in Tränen aufgelöst, und sie bat mich flehentlich, ihr zu helfen. Gewisse Privatschnüffler bekämen schon Herzklopfen, wenn sie nur daran dächten. Ich lud sie höflich ein, hereinzukommen, und versorgte mich mit einer Anstandsdame.
    Zu einem Pförtner hatte ich es nie gebracht. Gannas verängstigtes Klopfen mit unserem Delphintürklopfer hatte Albia auf den Plan gerufen, unsere Pflegetochter, die sich nur vor wenigem fürchtete, außer vielleicht vor dem Verlust ihres Platzes in unserer Familie. Als Säugling während der Boudicca-Rebellion in Britannien zur Waise geworden, war Albia in Gannas Alter, lebte bei uns und lernte, römisch zu sein. Mit erbitterten Abwehrtaktiken gegen jede junge Frau, die wie eine Rivalin aussah, hatte sie Ganna befohlen, draußen zu warten. Dann hatte sie vergessen, Helena gegenüber zu erwähnen, dass eine neue Klientin eingetroffen sei.
    Eine junge Klientin, die hochgewachsen war, schlank und
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